Untersuchung des SPD-Skandals: Kein bisschen schlauer

Nach Vorwürfen gegen den ehemaligen Generalsekretär der BayernSPD, Arif Tasdelen, wurde der Fall offenbar aufgearbeitet. Der Vorgang irritiert, kommentiert Mike Schier.
Die von der Bayern-SPD eingesetzte Kommission hat die Vorwürfe einzelner Mitglieder gegen den zurückgetretenen Generalsekretär Arif Tasdelen „aufgearbeitet“, wie es die Partei so schön nennt. Tatsächlich bestehen nach Lektüre des Berichts alle Fragezeichen um diesen rätselhaften Fall weiter. Irgendwer, der anonym bleibt und sich offenbar auch der Kommission gegenüber nicht äußern wollte, erhebt Vorwürfe gegen den SPD-Politiker, der im Bericht seltsamerweise nur A.T. abgekürzt wird. Unklar bleibt, welches Vergehen überhaupt vorlag. Und unklar bleibt, warum die Jusos mit der ganz großen Keule gegen Tasdelen vorgingen. Klar ist nur: Tasdelen hat nicht gegen Recht verstoßen, sein Ruf aber ist ruiniert.
Ehemaliger SPD-Generalsekretär Tasdelen tritt zurück - Form der Aufarbeitung fragwürdig
Der gesamte Vorgang irritiert. Es ist unglaublich wichtig, dass Belästigung oder Missbrauch in der Kirche, aber auch in Kultur, beim Film oder in der Politik aufgearbeitet werden. Aber dazu braucht es mutige Klägerinnen, die Missstände klar bezeugen. Das muss nicht immer in der Öffentlichkeit sein, aber im vorliegenden Fall wäre zumindest die Aufarbeitungskommission das richtige Forum gewesen. So bleibt die Frage: Wo kommt eine Gesellschaft hin, wenn irgendjemand aus dem Schutz der Anonymität heraus unspezifische Vorwürfe gegen jemanden erheben kann und damit Karrieren vernichtet?
Der ohnehin strauchelnden Bayern-SPD hat die Episode im Wahljahr immens geschadet. Und völlig kurios bleibt, dass A.T. Spitzenkandidat der Partei in Mittelfranken bleibt. Offenbar ist er also irgendwie unschuldig.