„Er hat seine Herkunft nie vergessen“: Gebirgsschützen halten sich für kranken Benedikt „in Bereitschaft“

Benedikt XVI. ist Ehrenmitglied bei den bayerischen Gebirgsschützen. Zu ihnen pflegt er eine enge Beziehung, verrät der Vereins-Landeshauptmann Haberfellner.
München/Rom – Im April saßen sie noch zusammen. Der emeritierte Papst Benedikt XVI., im beigen Sessel, um ihn herum eine kleine, vierköpfige Delegation der bayerischen Gebirgsschützen, die dem früheren Pontifex zum 95. Geburtstag gratulierten. „Es war wie immer, wenn ich bei Benedikt zu Gast war“, sagt Martin Haberfellner, Landeshauptmann der Bayerischen Gebirgsschützen. „Wie beim Patenonkel beim Kaffeetrinken.“ Sie plauderten über Benedikts Jugend in Traunstein, als er noch Joseph Ratzinger war. Und darüber, wie er damals langsam in sein Priesteramt hineinwuchs. Ja, gebrechlich sei Benedikt da schon gewesen. Aber geistig hellwach. So ähnlich lautete auch am Donnerstag der Zustandsbericht aus dem Vatikan.
Benedikt XVI. pflegt eine besondere Verbindung zu den Gebirgsschützen
Die Gebirgsschützen und Benedikt – das ist seit Jahrzehnten eine ganz besondere Beziehung. Nicht nur, weil der emeritierte Papst Ehrenmitglied der Tegernseer Kompanie ist. Klar, die Gebirgsschützen, die sich als Hüter bayerischer Volkskultur verstehen und sich aktiv zum christlichen Glauben bekennen, hatten immer ein besonderes Verhältnis zu ihren Bischöfen. Doch schon bei dem damaligen Erzbischof Joseph Ratzinger hatten die Gebirgsschützen als „Repräsentanten des alten katholischen Bayerns“ einen besonderen Platz im Herzen, wie Haberfellner erzählt. „Er ist mit den bayerischen Bräuchen aufgewachsen. Und uns verbindet die Verehrung für die Heilige Maria. Das ist unsere Gemeinsamkeit im Geiste.“

Benedikt habe immer imponiert, wie die Gebirgsschützen das alte katholische Bayern mit seiner Volksfrömmigkeit noch lebten, sagt der Landeshauptmann. Noch am vergangenen Samstag sprach ein Freund aus Bayern mit Benedikt XVI. Im Interview mit dem Münchner Merkur berichtet er von seinen Eindrücken.
Erst zu Papst-Zeiten wurde der Kontakt zu Benedikt erschwert
Als Ratzinger Anfang der 1980er-Jahre nach Rom geht, wachsen die persönlichen Beziehungen weiter. „Auch wenn ihm manche eine gewisse Scheu attestieren, kann ich nur sagen: Gegenüber den Gebirgsschützen hatte er sie nie“, sagt Haberfellner. Erst als die Kardinäle Ratzinger zum Papst wählen, wird die Distanz zwischenzeitlich etwas größer. Plötzlich muss sich Benedikt um die Weltkirche kümmern. Da bleibt nicht mehr ganz so viel Zeit für den direkten Draht in die Heimat.
Trotzdem machen sich 500 bayerische Gebirgsschützen 2006 auf zur Schützenwallfahrt nach Rom. In den Vatikanischen Gärten treffen sie auf die Schweizer Garde – und stimmen ein gegenseitiges Loblied an. „So etwas vergisst man nie mehr“, sagt Haberfellner.
„Es hat ihn immer gefreut, Menschen aus der Heimat zu begegnen“
Mit Benedikts überraschendem Rücktritt 2013 und dem Rückzug ins ehemalige Kloster Mater Ecclesiae werden die Begegnungen wieder häufiger. Delegationen der Gebirgsschützen besuchen ihn regelmäßig zu seinen Geburtstagen. Im Gepäck: Grüße aus der Heimat. Traunsteiner Bier, frische Brezn – und Geschichten von dahoam. „Es hat ihn immer gefreut, Menschen aus der Heimat zu begegnen“, sagt Haberfellner. Dann habe er wissen wollen, wie die Stimmung zu Hause in Bayern sei. Ob sein alter Studienkollege noch Pfarrer von Schlehdorf sei? Ob der Blick vom Herzogstand auf den Walchensee noch immer so schön sei. „Benedikt hat mal gesagt: Alles was ich kann und weiß, habe ich in Bayern gelernt“, erinnert sich Haberfellner. „Er hat seine Herkunft nie vergessen.“
Nun scheinen Benedikts Kräfte immer stärker zu schwinden. Was bedeutet das für die Gebirgsschützen? „Was sein wird, wenn er seinen letzten Weg geht, entscheidet sich in Rom“, sagt Haberfellner. Aber für ihn ist klar: „Wir halten uns in Bereitschaft. Und wir kommen, wenn man uns ruft.“ (dg)