Krisen-Gipfel im Vatikan: Papst Franziskus trifft Benedikt-Vertrauten Gänswein

In der katholischen Kirche rumort es. Ausgangspunkt ist die Kritik durch Georg Gänswein. Jetzt kam es zum Krisengipfel mit Papst Franziskus.
Rom - „Geschwätz ist eine tödliche Waffe: Es tötet, es tötet die Liebe, es tötet die Gesellschaft, es tötet die Brüderlichkeit.“ Mit diesen deutlichen Worten hatte sich Papst Franziskus am Sonntag am Rande des Angelus-Gebets an die Öffentlichkeit gewandt. Es waren Worte, die aktuell als offener Appell an die Kirchenvertreter verstanden werden müssen. Denn: In der katholischen Kirche knirscht es nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. gehörig.
Basis dafür sind Aussagen von Benedikts langjährigem Vertrauten und Privatsekretär Georg Gänswein. Dieser hatte öffentlich darüber berichtet, dass Benedikt über bestimmte Entscheidungen seines Nachfolgers Franziskus extrem verstimmt gewesen sei. Eine Welle der Kritik an Gänswein durch hohe Kirchenvertreter folgte. Es folgte das - für Kichenverhältnisse - sehr deutliche Machtwort durch Franziskus. Doch damit nicht genug.
Krisen-Gipfel im Vatikan: Papst Franziskus im Gespräch mit Benedikts Vertrautem
Nun hat Papst Franziskus Erzbischof Georg Gänswein, der in der Presse wegen sienes guten Aussehens auch schon „George Clooney des heiligen Stuhls“ genannt wurde, zu einer Privataudienz empfangen. Nach den Trauerfeiern für den emeritierten Papst in der vorigen Wochen kamen die zwei Kirchenmänner gleich am Montagmorgen zusammen, wie der Vatikan mitteilte. Der Inhalt des Gesprächs wurde nicht kommuniziert. Unklar war zunächst ebenso, wie spontan das Treffen anberaumt war, ob Gänswein um das Gespräch bat oder ob Franziskus den Deutschen zum Rapport bestellte.

In dem Gespräch wird es wohl einerseits um die Kritik Gänsweins gegangen sein. Andererseits ist auch die Zukunft des Schwarzwälders in der katholischen Kirche nach dem Ableben Benedikts komplett offen.
Quo vadis Gänswein? Nach Benedikts Tod ist seine Zukunft offen
In den vergangenen Tagen hatte Gänswein im Vatikan für Aufsehen gesorgt, mit Aussagen aus einem in Kürze erscheinenden Buch, aus dem italienische Medien Passagen und Aussagen veröffentlichten. Unter anderem klagte Gänswein darin, wie er im Jahr 2020 von Franziskus als Präfekt des Päpstlichen Hauses beurlaubt worden war. Der gebürtige Schwarzwälder sollte damals nach Anordnung von Franziskus nicht mehr zur Arbeit kommen und sich stattdessen komplett um Benedikt kümmern - Gänswein verstand die Maßnahme als Strafe gegen sich. Offiziell ist er immer noch Präfekt des Päpstlichen Hauses - dies ist ein wichtiger Posten an der Kurie unter anderem bei der Planung von Audienzen.
Nach Angaben der italienischen La Repubblica gibt es für Gänswein nun mehrere mögliche zukünftige Positionen. Er könnte zum apostolischen Nuntius ernannt werden und somit Botschafter des Vatikans in einem anderen Land werden. Alternativ könnte Gänswein auch einen Lehrstuhl an einer päpstlichen Universität bekommen. Schließlich könnte der Schwarzwälder auch Präfekt des päpstlichen Haushalts bleiben - womöglich weiter suspendiert und ohne wirkliche Arbeit. (rjs)