„Sie widern mich an!“ Dunja Hayali fassungslos über Corona-Demonstranten - sie warnt vor bedenklichen Folgen
Die Moderatorin Dunja Hayali bezieht in einem langen Facebook-Post Stellung zu den Corona-Demos - und warnt vor bedenklichen Folgen.
- Die Corona-Proteste in Berlin haben die Debatte um das Demonstrationsrecht während der Pandemie angeheizt.
- Dunja Hayali hat in einem langen Facebook-Post nun dazu Stellung bezogen.
- Sie warnt davor, die Entwicklung auf die leichte Schulter zu nehmen.
München/Berlin - Schon nach den ersten Protesten gegen die Corona-Beschränkungen am 1. August entflammte eine Debatte um Demonstrationen in Zeiten einer Pandemie. Denn die Teilnehmer hielten sich nicht an die Auflagen zum Infektionsschutz. Auch um einen zweiten Termin der Organisation Querdenken 711 gab es Diskussionen. Nachdem die Polizei die Demonstration verboten hatte, kippte ein Gericht die Entscheidung. Auch die darauffolgende Beschwerde der Polizei führte nicht zu einer Absage des Termins. Besonders vor dem Hintergrund der momentan steigenden Corona-Fälle* sind Demonstrationen eine heikle Angelegenheit.
Doch es gibt auch politische Bedenken: So versammelten sich am Samstag neben den Querdenkern, die sich gegen die Corona*-Regeln einsetzen, auch radikale Impfgegner und Rechtsorientierte. Diese riefen zum Sturm auf das Reichstagsgebäude und zum Umsturz der Regierung auf. Etwa 300 bis 400 Beteiligte gelangten durch Absperrungen hindurch bis auf die Treppe vor dem Reichstagsgebäude.
Corona-Demos in Berlin: Dunja Hayali bezieht Stellung
Moderatorin Dunja Hayali äußerte sich jetzt bei Twitter und später bei Facebook zu diesen Geschehnissen um die Corona*-Demos. „Ich muss es leider sagen: sie widern mich an! Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit spucken sie auf die Würde, die Unversehrtheit des Einzelnen, auf unsere Geschichte und Verfassung. Wer da mitläuft, hat keine Ausreden mehr“, lautete der Tweet.
Bei Facebook griff sie den Tweet auf und führte Ihre Meinung noch weiter aus. Sie schätze den Dialog, Widerspruch und dass Menschen auf die Straße gehen und die Versammlungsfreiheit sei ein hohes Gut, schreibt die Moderatorin. Doch oft werde Vergessen, dass dieses auch „durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes beschränkt“ werden könne. Denn erneut wurden die Inefktionsschutz-Regeln* von den Teilnehmenden nicht berücksichtigt.
Zudem sei im Vorhinein „zum Sturm auf das Reichstagsgebäude und zum Umsturz der Regierung auf, die Inhaftierung von Regierungsmitgliedern, die Wiedereinsetzung eines Kaiserreichs und auch die Belagerung von Botschaften“ aufgerufen worden - was zeige, dass nicht alle Beteiligten sich aufgrund des angemeldeten Themas - der Corona*-Beschränkungen - angeschlossen haben. „Wer sich jetzt schockiert zeigt, wer immer noch sagt: wehret den Anfängen, hat die Zeichen dieser Menschen nicht verstanden“, gibt Hayali zu bedenken.
Was sie wirklich verstöre, sei, „dass es den Anständigen bei der Demo erneut völlig egal zu sein schien, mit wem sie da mitlaufen. Sie hätten sich dadurch „zum ideologischen Parasiten des anderen gemacht (und umgekehrt)“, erklärt Hayali. „Hauptsache Masse, völlig unkritisch dem gegenüber, was andere, wie die NPD, III. Weg, Identitäre Bewegung und mehr, mit Ankündigung zu der Veranstaltung trieb. Bemerken sie nicht, dass sie sich damit zu Trägern und sichtbaren Mitstreitern für Ideologien machen, die sie bei näherer Betrachtung gar nicht vertreten würden. Oder ist es Ihnen einfach egal?“, fragt sie in dem Facebook-Post. Die Teilnehmenden sollten dringend darüber nachdenken, ob sie sich „durch fehlende Abgrenzung vor ideologische Karren anderer spannen lassen wollen, für deren Vorwärtskommen sie sich mit werden verantworten müssen.“
Berliner Coronavirus-Demo: Dunja Hayali rüttelt wach
Zudem stellt die Moderatorin die Frage in den Raum, wie es nun weiter geht, etwa, wenn weitere Corona*-Demos angemeldet werden. Zudem warnt sie: Die Demokratie zu beschützen liege „an jedem von uns – im Kleinen wie im Großen. Die Zeit zu schweigen, wegzugucken, ob im Arbeits-, Freundes-, Familienkreis oder sonst wo, ist vorbei. Wem das jetzt noch nicht klar geworden ist, der muss sich hinterher nicht wundern, wenn er in einem anderen Land aufwacht.“ Auch eine Minderheit könne einer Mehrheit Rechte nehmen, das zeigten nicht nur Serien wie Handmaid‘s Tale, sondern auch die Realität.
Dunja Hayali zu den Coroma-Demos: So reagieren ihre Follower
8.756 Menschen haben auf den Post reagiert, 17.201 haben ihn geteilt. Die Reaktionen sind gemischt. „Einfach traurig, dass so viele so oberflächlich und unreflektiert agieren und keinen Schimmer haben, welche Signale sie damit setzen“, schreibt eine Userin. „Frau Hayali, Sie sprechen mir aus der Seele“, gibt eine andere zu. Doch neben Zuspruch erntet Hayali auch Ablehnung: „Da sie seit längerem auch nur einseitig berichten und auch keine anderen Meinungen akzeptieren ...würde ich mich jetzt von ihrer Seite verabschieden ... Ich fand sie echt cool und ich hatte meine Hochachtung vor ihnen“, schreibt ein Facebook-Follower. Ein anderer ist der Meinung, Hayali sitze „auf einem sehr hohen privilegierten Roß“. Auch wa.de berichtet* über Hass-Botschaften an die Moderatorin. Da einige Follower der Moderatorin ihre „Hochachtung“ dafür ausdrücken, trotz Gegenwind Stellung zu beziehen, ist davon auszugehen, dass auch viele Beleidigungen in den Kommentaren zu finden waren. Vermutlich wurden sie ausgeblendet oder an Facebook gemeldet und gelöscht. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.