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Böhmermann meldet sich auf Facebook zu Wort

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Von: Jochen Lehbrink

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ARCHIV - Die Bildkombo zeigt den Moderator Jan Böhmermann (l, Aufnahme vom 22.02.2012) und den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (Aufnahme vom 01.04.2015). Fotos: Britta Pedersen/Robert Ghement/dpa (zu dpa-Korr «Kunst mit Kollateralschäden: Das Phänomen Jan Böhmermann» vom 06.04.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Affäre Böhmermann/Erdogan zieht immer weitere Kreise. © dpa

München - Lange hat er geschwiegen, jetzt meldet sich TV-Moderator Jan Böhmermann im Zuge der Erdogan-Affäre auf Facebook zu Wort. Seine Fans dürften nicht gerade erfreut sein über die Zeilen.

In dem Facebook-Post kündigte Jan Böhmermann am Samstagmittag eine kleine TV-Pause an. Er "verlasse jetzt erstmal das Land", schreibt er. Er wolle mit seiner Pause der Öffentlichkeit und dem Internet die Gelegenheit geben, sich "mal wieder auf die wirklich wichtigen Dinge wie die Flüchtlingskrise, Katzenvideos oder das Liebesleben von Sophia Thomalla" konzentrieren zu können.

Allerdings bleibt unklar, ob es sich bei seinem Beitrag um ernste Absichten oder doch wieder um Satire handelt. So heißt es etwa weiter: Ich "lasse mir beim Twerk&Travel durch Nordkorea die Sache mit der Presse- und Kunstfreiheit nochmal genau erklären, bevor ich noch ein paar Tage mit meinem Segway auf dem Jakobsweg pilgere, um mich selbst zu finden".

Erdogan-Affäre: ZDF steht hinter Böhmermann

In der Affäre um das Schmähgedicht von Jan Böhmermann über den türkischen Präsidenten Erdogan hatte Kanzlerin Merkel am Freitag grünes Licht für Ermittlungen gegen den Moderator gegeben.

ZDF-Intendant Thomas Bellut hat Böhmermann unterdessen die volle rechtliche Unterstützung des Senders zugesichert. In der vergangenen Woche hatte ein von Bild-Herausgeber Kai Diekmann erfundenes Interview mit Jan Böhmermann über das Schmähgedicht für Schlagzeilen gesorgt. Rüpel-Rapper Bushido machte über Twitter gegen Satiriker Jan Böhmermann Front. Er beschimpfte den Moderator und gab ihm einen Rat.

Die Böhmermann-Erklärung auf Facebook im Wortlaut

Liebe Fans des NEO MAGAZIN ROYALE,

Mein Team und ich haben es uns in den vergangenen drei Jahren zur Aufgabe gemacht, die Top-Themen aus Politik, Feuilleton und Boulevard satirisch einzuordnen. In den vergangenen zwei Wochen haben wir es geschafft jedes dieser drei Presse-Levels selber einmal durchzuspielen.

Daher habe ich mich entschlossen eine kleine Fernsehpause einzulegen, damit sich die hiesige Öffentlichkeit und das Internet mal wieder auf die wirklich wichtigen Dinge wie die Flüchtlingskrise, Katzenvideos oder das Liebesleben von Sophia Thomalla konzentrieren kann. Denn es gibt möglicherweise bedeutsamere Themen, als die Diskussion um ein in einer Satire-Sendung vorgetragenes Gedicht. Darüber hinaus ist die Redaktion davon überzeugt, dass ein weiterer Song von Dieter „Didi“ Hallervorden zum Thema unbedingt zu verhindern ist. Das, und darin sind sich hier alle einig, MUSS oberste Priorität haben!

Vom Saarland bis nach Sachsen fühle ich eine Solidarität für die Sendung von der überwältigenden Mehrheit derjenigen, die nicht Präsident Erdogan sind, und dafür möchte ich mich von Herzen bedanken. Es bringt mich aber auch in eine schwierige Situation: Wenn selbst Beatrix von Storch auf einmal mit erhobenem Mauszeiger auf Seiten der Satire kämpft, über wen soll ich dann noch Witze machen? Nicht auszudenken, wenn sich auch noch Til Schweiger zwischen zwei Flaschen Emma Cuvé aus dem mallorquinischen Frühling melden würde, um mir beizustehen oder Campino und Bob Geldof plötzlich mit einem Charity-Song um die Ecke kämen.

Daher verlasse ich jetzt erstmal das Land, lasse mir beim Twerk&Travel durch Nordkorea die Sache mit der Presse- und Kunstfreiheit nochmal genau erklären, bevor ich noch ein paar Tage mit meinem Segway auf dem Jakobsweg pilgere, um mich selbst zu finden.

Euer Jan

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