Bosbach wirft nach Maaßen-Eklat das Handtuch - „Das war‘s dann“

Wolfgang Bosbachs Auftritt mit Hans-Georg Maaßen hat weitere Konsequenzen: Nach heftiger Kritik will das CDU-Urgestein nicht mehr für seine Partei Wahlkampf machen.
Köln - Nach einem Wahlkampf-Eklat wirft ein CDU-Urgestein das Handtuch: Wolfgang Bosbach will nach der Aufregung um einen Auftritt mit dem umstrittenen Rechts-Hardliner Hans-Georg Maaßen künftig nicht mehr vor Wahlen die Werbetrommel für seine Partei rühren.
„Das war‘s dann“, zitierte der Kölner Stadt-Anzeiger vom Freitag den CDU-Politiker. „Ich mache 49 Jahre Politik und habe mir im angeblichen Land der Dichter und Denker nicht vorstellen können, welches Ausmaß an Hetze es gibt“, sagte Bosbach weiter in seinem Podcast „Bosbach & Rach - Die Wochentester“. „Wenn dann noch sogenannte Parteifreunde das Feuer nicht löschen, sondern versuchen, sich einzureihen, dann muss ich sagen: Das ist nicht meine Welt.“
Maaßen-Reaktionen verärgern Bosbach: CDU-Urgestein verteidigt Termin und wirft Handtuch - „Das war‘s dann“
Daher sei der Bundestags-Wahlkampf der letzte, den er für die CDU bestreiten werde. „Meine Verpflichtungen werde ich selbstverständlich einhalten, aber das war‘s dann“, sagte Bosbach demnach weiter. Zu seinem Auftritt mit Maaßen erklärte er, er sei von den drei CDU-Kreisverbänden in Südthüringen eingeladen worden, die Maaßen als Direktkandidaten für den Bundestag nominiert hatten. Er sei „nicht derjenige, der aus 350 Kilometern Entfernung Parteifreunden in Südthüringen zuruft, dass das alles Idioten sind“ - offenbar eine Anspielung auf CDU-Vize Serap Güler und ihre harte Kritik an Maaßens Nominierung.
Bosbach wies auch darauf hin, dass noch weitere Unionspolitiker Auftritte mit Maaßen planen würden, darunter ein Fraktionsvize und ein früherer Bundesminister. Maaßen kenne er bereits seit mehr 20 Jahren. Zuerst habe er „überhaupt nicht gewusst, dass Herr Maaßen CDU-Mitglied ist“.
Maaßen war von 2012 bis 2018 Verfassungsschutz-Chef. Nach rechtsextremen Ausschreitungen im Sommer 2018 hatte Maaßen mit provokanten bis rätselhaften Äußerungen seine Ablösung an der Geheimdienst-Spitze ausgelöst - und einen Pfad der verbalen Eskalation beschritten, der ihm letztlich den Abgang in den Ruhestand statt ins Innenministerium bescherte. Nach der Behauptung, es gebe „linksradikale Kräfte“ in der SPD, ließ auch Innenminister Horst Seehofer (CSU) Maaßen fallen. Eine Kernthese des damaligen Eklats, es habe in Chemnitz „keine Hetzjagden“ gegeben, wiederholte der CDU-Politiker unlängst.
Bosbach kehrt CDU-Wahlkämpfen nach Maaßen-Auftritt den Rücken - nicht der erste heftige Abgang
Bereits zuvor hatte sich Bosbach zornig über die Reaktionen auf seinen Termin mit Maaßen geäußert. „Bis jetzt habe ich immer noch gedacht, die Bundesrepublik Deutschland ist ein Land, in dem man trotz politischer Unterschiede zivilisiert miteinander umgehen kann. Aber in diesem Ausmaß an Hetze und Häme, tut mir leid, das war‘s“, sagte er vor Kameras in einem Statement - und verschwand dann prompt wütend aus dem Bild. Aneinandergeraten war Bosbach unter anderem mit SPD-Promi Karl Lauterbach. Dieser attestierte „eine Blamage für die ganze CDU. Maaßen ist einfach zu nah an Nazi-Positionen.“
Es ist nicht das erste Mal, dass Bosbach mit einem impulsiven Abgang auffällt. 2017 war er in einer laufenden Sendung des ARD-Talkformats „Maischberger“ aufgestanden und verschwunden - weil er sich von der Politikerin Jutta Ditfurth provoziert fühlte. In einem Interview mit dem Münchner Merkur bezeichnete er die Situation in dem Talk damals als „unerträglich“. (AFP/fn)