Die Ergebnisse will der Rat Ende Juni zusammenführen und im Herbst allen Parteien des Bundestages überreichen. Zwingend daran halten müsse sich die Bundesregierung zwar nicht. Aber: „Ich glaube, es besteht eine klare Verpflichtung, wenn man von diesen Empfehlungen abweicht, auch sehr genau zu begründen, warum man abweicht“, so Renn. Die nächste Sitzung des Bürgerrates findet am 28. April 2021 statt.
Die Idee des Bürgerrates ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit gab es etwa den Bürgerrat „Mehr Demokratie“. Das Gremium beschäftigte sich mit Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie. Auch hier waren 160 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger dabei. Die erarbeiteten 22 Vorschläge erhielt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) am 15. November 2019 stellvertretend für den ganzen Bundestag. Einer der Vorschläge sah beispielsweise „die Ergänzung der parlamentarisch-repräsentativen Demokratie durch weitere Elemente der Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie vor.“ Auch andere Länder verfolgen das Konzept eines Bürgerrates bereits, dazu zählen beispielsweise Irland, Frankreich oder Großbritannien.
Der Politikwissenschaftler Hubertus Buchstein hält geloste Gremien durch ihre Zufallsauswahl für so divers wie die Gesamtbevölkerung - „zumindest, wenn sie groß genug sind, dass auch Minderheiten darin Platz finden“. Zu den Befürwortern der Bürgerräte-Idee zählt auch die Grüne Partei.
Der Politologe Frank Decker sieht darin hingegen „eine Verschiebung der Forderungen nach mehr direkter Demokratie zu bloß konsultativen Verfahren der sogenannten Bürgerbeteiligung.“ Und tatsächlich: Eine Umsetzung der Vorschläge des Bürgerrates „Mehr Demokratie“ ist bislang nicht erfolgt. Verschiedene Politiker äußerten sich jedoch positiv. Der saarländische Landtagspräsident Stephan Toscani etwa sagte, er wolle das Thema den Landtagsfraktionen „zur Befassung nahelegen.“ (dpa/bm)