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Kandidatin Baerbock: Habeck gesteht „fatale“ Fehler im Grünen-Wahlkampf - „Offensichtlich schiefgelaufen“

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Von: Cindy Boden

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Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin der Grünen, und Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, stehen nach ihrer Rede beim Bundesparteitag gemeinsam auf der Bühne, Habeck klatscht.
Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin der Grünen, und Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, stehen nach ihrer Rede beim Bundesparteitag am 19. September gemeinsam auf der Bühne. © Kay Nietfeld/dpa

Dass Robert Habeck nicht Kanzlerkandidat der Grünen wurde, hat ihn nach eigener Aussage noch eine Weile beschäftigt. Er spricht über den emotionalen Wahlkampf.

Berlin - Die letzten April-Tage im Jahr 2021 waren für die Grünen schön - doch einer hatte trotzdem zu knabbern: Parteichef Robert Habeck. Nach der Bekanntgabe am 19. April, dass Annalena Baerbock die Kanzlerkandidatin seiner Partei wird, zogen die Umfragewerte nach oben. Aber Habeck musste mit dieser Entscheidung zurückstecken. Das beschäftigte ihn ein paar Tage, wie nun durch die ARD-Dokumentation „Wege zur Macht“ deutlich wurde.

Bereits kurz nach der Entscheidung gab Habeck ein vergleichsweise emotionales Interview in der Zeit. „Der Tag war ein bittersüßer“, sagte er damals. Im ARD-Film führte der Grünen-Politiker mit Regierungserfahrung aus Schleswig-Holstein aus: „Ich hatte eine Ambition und ich musste mich eine Woche lang schütteln, um zu akzeptieren, dass ich diese Ambition jetzt nicht leben konnte.“ Unklar ist, wann dieses Interview aufgezeichnet wurde, doch Habeck rang offensichtlich auch zu dieser Zeit mit den richtigen Worten.

Habeck und Baerbock - Diskussion über die Kanzlerkandidatur - „Kräftig durchgerüttelt“

Kurz vorher spricht er von der Besetzung der Listen bei den Grünen abwechselnd mit Männern und Frauen. Habeck und Baerbock haben bislang keine Details über den Entscheidungsprozess in der K-Frage öffentlich gemacht. Es wurde lediglich spekuliert, ob die jetzige Kanzlerkandidatin damals die „Frauen-Karte“ zog. „Für singuläre Posten gibt es keine Regel“, erklärte Habeck im Film. „Aber das war für mich immer klar, dass das ebenfalls zu akzeptieren ist, wenn das als Kriterium wichtig ist. Und es wurde dann während dieser Phase als Kriterium auch wichtig.“ Annalena Baerbock antwortete in einem anderen Interview, dass die Dokumentar-Filmer drehten: „Gemeinsam hat uns das kräftig durchgerüttelt, natürlich für Robert in einer anderen Rolle als für mich.“

Am Ende jedenfalls ist es Baerbock geworden, die zuletzt in TV-Triellen auftrat und ein Stück weiter vorn stand als Habeck. „Dann habe ich aber meine Rolle vollumfänglich gefunden, angenommen“, sagte der Politiker noch. Denn die letzten Wochen tourte er als Wahlkämpfer durch ganz Deutschland.

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Video: „Teamplayer“ - Trampolintrainerin erzählt über Annalena Baerbock

Bundestagswahlkampf der Grünen: „Das ist offensichtlich, dass etwas schiefgelaufen ist“

Wirklich fehlerfrei blieb der Wahlkampf dann aber nicht. Die Umfragewerte sanken wieder, mittlerweile rangieren die Grünen wenige Tage vor der Bundestagswahl auf Platz 3. Doch sie geben nicht auf, hoffen auf einen Umfrage-Effekt. Mit zu spät gemeldete Bonuszahlungen und aufgehübschtem Lebenslauf begannen die Probleme.

Nach kurzem Überlegen sagte Habeck in „Wege zur Macht“ ziemlich wortkarg: „Es wurde viel geprüft und offensichtlich ist das nicht gesehen worden. Das ist ja offensichtlich, sonst hätte man es ja korrigiert.“ Nach Rückfrage von Journalist Stephan Lamby, dass doch etwas schiefgelaufen sein müsse, wiederholt er: „Das ist offensichtlich, dass etwas schiefgelaufen ist.“ Und auch Baerbock meinte an anderer Stelle: „Wir hätten rückblickend aber noch stärker uns darauf vorbereiten müssen, was so ein Bundestagswahlkampf mit Kanzlerkandidatur an Ressourcen eigentlich auch alles braucht.“

Und dann wurden die Grünen auch noch von Plagiatsvorwürfen eingeholt. „Für die Woche und die Wochen danach war das sicherlich fatal“, resümierte Habeck dazu. Er habe sich damals nicht geäußert, weil er im Urlaub gewesen sei, mit Zelt und Camping-Kocher. Diese fünf Tage Auszeit zum Krafttanken habe er gebraucht. „Und dann ist es auch unangemessen, vom Strand aus kluge Ratschläge zu geben.“

Bundestagswahl 2021: Machtkampf in der Union und bei den Grünen

Nach außen hin war die Entscheidung rund um die Kanzlerkandidatur der Grünen friedlicher als bei der Union. Auch über den Machtkampf zwischen Armin Laschet und Markus Söder verrät der Film einiges. Doch alle hatten offensichtlich mit den Entscheidungen zu kämpfen. (cibo)

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