Söder-Vertrauter geht auf Laschet los - CSU-Chef selbst belässt Kritik im TV zwischen den Zeilen

CSU-Chef Söder hält sich in Sachen Rücktrittsforderungen an Armin Laschet betont zurück. Dafür holt ein bayerischer Minister zum Schlag aus.
München - Noch kommt die Kritik an Kanzlerkandidat Armin Laschet eher aus den hinteren Unions-Parteireihen. Doch die Stimmen mehren sich - und auch Größen aus der CSU schalten sich ein. So sieht Bayerns Finanzminister Albert Füracker die Verantwortung für die Niederlage der Union bei der Bundestagswahl bei CDU-Chef Laschet.
„Die CSU ist für diese Niederlage nicht verantwortlich. Das zeigt schon der Blick nach Nordrhein-Westfalen: Dort ist die CDU auf 26 Prozent abgerutscht und liegt jetzt 3 Prozent hinter der SPD. Und das, obwohl der Kanzlerkandidat aus dem eigenen Land kommt“, sagte Füracker der Rheinischen Post. Die Äußerung ist unter anderem pikant, weil Füracker als enger Vertrauter von Parteichef Markus Söder gilt.
Bundestagswahl-Klatsche für die Union: Söder-Vertrauter geht auf Laschet los - „Ziemliches Desaster“
Da sei kein Heimvorteil erkennbar, das sei schon ein „ziemliches Desaster“, ergänzte der CSU-Politiker. Die CSU sei bei dieser Wahl noch der „stabilisierende Faktor“ gewesen. „Für Bayern bin ich mir sicher, dass wir mit einem Kanzlerkandidaten Söder klar über 40 Prozent gekommen wären“, sagte Füracker. Forsa-Chef Manfred Güllner glaubt immerhin, dass die Union mit Söder „glatt über 30 Prozent gekommen“ wäre.
Besorgt äußerte sich Füracker auch darüber, dass die CDU in den ostdeutschen Bundesländern Thüringen und Sachsen hinter der dort führenden AfD gelandet ist. „Dass die AfD in beiden Bundesländern stärkste Kraft geworden ist, ist auch staatspolitisch ein riesiges Problem.“
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CSU-Chef Söder hätte sich bei Laschets „Teams“ mehr Fokus auf die neuen Bundesländer gewünscht
Zumindest an dieser Kritik dockte Markus Söder am Montagabend in der ARD an. Er froderte im „Brennpunkt“ des Senders von einer „ehrlichen Analyse“. Laschet direkt kritisierte er nicht. Doch er ging auf die Teams ein und meinte damit offenbar das „Zukunftsteam“ um Laschet im Wahlkampf und die kleinen Fachgruppen wie etwa für das Klima. „Für die neuen Bundesländer braucht es tatsächlich eine stärkere Stimme, die die neuen Bundesländer repräsentiert. Auch in den Teams hätte das viel stärker dargestellt werden müssen“, meinte er CSU-Chef bei der Nachbetrachtung des desaströsen vorläufigen Ergebnisses für die Union.
Nicht neu ist, dass CSU und CDU die Lage um den Regierungsanspruch mindestes eine Nuance anders sehen. „Man kann keinen moralischen Führungsanspruch zunächst einmal aus dem Ergebnis ableiten“, meinte etwa Söder. Laschet irritierte einige am Wahlabend, als er der Union einen Auftrag zur Regierungsbildung zusprach. Auch Söder hofft weiter auf eine Regierung mit Unionsbeteiligung. Der Abstand zwischen Union und SPD sei nun auch nicht so groß, Jamaika biete andere Möglichkeiten für Deutschland als eine Ampel.
Aber: „Ein Angebot zum Gespräch darf nicht dazu führen, dass man sich anbiedert, sondern es müssen auch die Leitlinien definiert werden, was Union ist und was Union will.“ Kanzler werden, aber dabei auf die zentralen inhaltlichen Säulen verzichten: Das geht demnach mit Söder nicht. Das Sagen hat vorerst allerdings weiterhin Kanzlerkandidat Laschet.
Söder stellt sich Fragen in der ARD und lässt Laschet mit den Rücktritts-Forderungen allein
Angesprochen auf die Rücktrittsforderungen gegenüber Laschet hält sich Söder raus. Die „CDU entscheidet selbst“, wie sie darauf reagiere. Angesichts vieler verlorener Wahlkreise sei es aber kein Wunder, dass sich viele Biografien in der CDU neu definierten. In seiner Pressekonferenz am Montag hatte Söder noch betont, dass die Union nicht einfach zur Tagesordnung übergehen dürfe. Mit dieser Forderung seien aber „keine Rückspiele oder Zusatzkritik“ an Laschet verbunden. „Natürlich gab es keine Zusatzboni durch Personen“, schob er dennoch hinterher. Dies wolle er aber nicht als Kritik verstanden wissen: Jeder habe Fehler gemacht. (cibo/dpa)