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„Grüner Mist“: Grünen-Schmähkampagne quer durch Deutschland - woher kommt das Geld?

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Von: Andreas Schmid

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Ein Plakat, dass die Partei die Grünen diskreditieren soll
Eines von mehreren Plakaten in München, das sich gegen die Grünen richtet. © fkn

Derzeit läuft eine Plakatkampagne gegen die Grünen. Bundesweit sollen Plakate die Politik der Partei „demaskieren“. Der Initiator hat Verbindungen zur AfD.

München - „Mieterhöhung, Spritpreiskrise, Strompreisexplosion“ – diese Schlagworte stehen auf einem Plakat im Münchner Stadtteil Au-Haidhausen und auf vielen weiteren in ganz Deutschland. Die farbliche Aufmachung erinnert an ein Wahlplakat der Grünen, doch bei dem Plakat handelt es sich keineswegs um eine Aktion der Partei.

Die Anti-Werbung wurde von der Gruppe „Grüner Mist“ initiiert - laut eigener Webseite, um die Grünen wenige Wochen vor der Bundestagswahl zu „demaskieren, um sie von der Regierungsmacht im Bund fernzuhalten.“ (Mit unserem brandneuen Politik-Newsletter bleiben Sie im Endspurt Richtung Bundestagswahl stets auf dem laufenden Stand.)

Aktion „Grüner Mist“: Initiatoren weisen Nähe zur AfD auf

Doch wer steckt hinter der Plakataktion? Auftraggeber ist die Conservare Communication GmbH. Sie wird im Impressum der Website „Grüner Mist“ als Geldgeber genannt. Geschäftsführer der Conservare Communication GmbH ist David Bendels. Er agiert auch als Kampagnensprecher von „Grüner Mist“. Der gebürtige Duisburger war mehrere Jahre Mitglied der CSU, trat 2016 allerdings aus der Partei aus, da ihm die Christdemokraten einen Auftritt bei einer AfD-Veranstaltung untersagt hatten. Bendels ist auch Vorsitzender des AfD-nahen „Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“.

Darüber hinaus ist der 36-Jährige Chefredakteur des Deutschland-Kurier. Die Nachrichtenseite dient der AfD immer wieder als Sprachrohr. Als Gastautoren treten unter anderem AfD-Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier (Pressesprecher von Spitzenkandidatin Alice Weidel) oder Katrin Ebner-Steiner (Landtagsfraktionsvorsitzende der AfD Bayern) auf. Auf der Startseite des Deutschlandkurier steht am Mittwochmittag (11. August) ein Artikel mit der Überschrift „Paukenschlag im Wahlkampf: Bundesweite Plakataktion gegen „grünen Mist“ sorgt für Riesenwirbel!“

Plakat-Aktion gegen die Grünen: Bendels betont - keine Beteiligung von Goal AG und AfD

Wie der Vermarkter Ströer Media auf Anfrage bestätigt, handelt es sich um bezahlte Werbung, für die mehrere Werbeunternehmen angefragt wurden. Auf den Inhalt hat Ströer keinen Einfluss. Aus welchen finanziellen Mitteln sich die Kampagne speist, ist derweil weitgehend unklar. Auf der Website wird für eine „Spende gegen Grün“ geworben. Eine Bankverbindung ist nicht hinterlegt, Interessierte sollen sich mit einer Mail mit den Initiatoren in Verbindung setzen. Im Gespräch mit Merkur.de will sich Bendels nicht zu finanziellen Angelegenheiten äußern und betont, Conservare sei die durchführende Agentur. Auf der Website ist zudem von einer unabhängigen Bürgerinitiative die Rede. Welche Personen ihr angehören, bleibt unklar.

In der Vergangenheit hatte Bendels Verein mit der Schweizer PR-Agentur Goal AG zusammengearbeitet. Dessen Geschäftsführer ist Alexander Segert, Politiker der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei. Die Goal AG weist eine große Nähe zur AfD auf und hat etwa AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen beraten. Die Unterstützung gilt mittlerweile als illegale Spende. Gegen die AfD wurden Strafzahlungen verfügt. Die Spendenaffäre dauert an. Inzwischen gibt es Hinweise, dass über die Goal AG verdeckt illegale Parteispenden an AfD-Politiker geleistet wurden. Bendels betont gegenüber unserer Redaktion, dass die Goal AG mit der Kampagne nichts zu tun habe – ebenso wenig wie die AfD. Gefallen dürfte der Partei die Plakataktion wohl dennoch.

Bundestagswahlkampf: Plakataktion gegen die Grünen - eine Form des Negative Campaigning

Nach Angaben der Initiatoren hängen mehrere Tausend Plakate mit verschiedenen Motiven in mehr als 50 Großstädten. Die Herangehensweise ist dabei stets dieselbe. Es werden drei Szenarien genannt, die angeblich mit einer grünen Regierungsbeteiligung drohen: „Masseneinwanderung. Arbeitslosigkeit. Klimasozialismus“ oder „Verbote. Bevormundung. Steuererhöhung“, heißt es etwa. In der rechten, unteren Ecke steht zudem der Hashtag „Grüner Mist“.

Die Plakataktion ist klar dem Negative Campaigning zuzuordnen. Darunter versteht man eine Form von Werbung, in der nicht die eigenen Stärken betont, sondern (politische) Gegner mutwillig in ein schlechtes Licht gerückt werden. Diese Strategie kennt man insbesondere aus den USA. Der frühere Präsident Donald Trump gilt als prominenter Vertreter des Negative Campaigning. (as)

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