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Kritik am Sondierungs-Trupp um Habeck und Baerbock: „Divers wie Weißwurst“ - neues Grünen-Team spaltet

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Von: Andreas Schmid

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Die Grünen haben ihr Sondierungsteam vorgestellt. Daraufhin gab es Kritik. Das Team sei „zu arg kartoffelig“.

Berlin - Erst wird gewählt, dann sondiert, dann koaliert und schließlich regiert. In den Tagen nach der Bundestagswahl steht bei den potentiellen Regierungsparteien Punkt zwei dieser Auflistung auf dem Programm. In Sondierungsgesprächen soll ausgelotet werden, wer sich mit wem eine Regierung vorstellen kann. Dafür zuständig sind extra gebildete Sondierungsteams.

Bundestagswahl: Grüne stellen Sondierungsteam vor - nicht divers genug?

Die Grünen haben ein zehnköpfiges Team vorgestellt, das „zügig und vertrauensvoll“ mit den Gesprächen beginnen soll. Mit der FDP hat man sich schon getroffen, am Wochenende soll ein Gespräch mit der SPD folgen, ehe es am Dienstag (5. Oktober) zum Austausch mit CDU/CSU kommt. Federführend für die Sondierungen verantwortlich sind die beiden Parteivorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck.

Sie werden unterstützt von den Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, Fraktionsgeschäftsführerin Britta Haßelmann, Parteigeschäftsführer Michael Kellner, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Parteivize Ricarda Lang, die Bundestagsabgeordnete Claudia Roth und der Europaabgeordnete Sven Giegold. Fünf Männer, fünf Frauen - Strömungen aus beiden Parteiflügeln, Realos und Linke. Die Benennung dieser Liste sorgte im Nachgang dennoch für Kritik. Der Vorwurf: Die Partei, die sich Diversität auf die Fahne geschrieben hat, achtet beim eigenen Team nicht auf Diversität.

Die Grünen: Sondierungsteam sorgt für Kritik - „Divers wie Weißwurst“

Die linksgerichtete Zeitung taz titelte: „Divers wie Weißwurst“ und schreibt: „Die Grünen kämpfen für Diversität. Da befremdet es, dass ihr Verhandlungsteam nicht eine einzige Person mit Migrationsgeschichte aufweist.“ Dabei gebe es durchaus Alternativen: Der Außenpolitiker Omid Nouripour, geboren im iranischen Teheran, etwa. Er holte in Frankfurt gerade das erste grüne Direktmandat der Geschichte. Oder Cem Özdemir, Sohn türkischer Eltern. Der frühere Parteivorsitzende sicherte sich in der Auto-Hochburg Stuttgart sein Direktmandat mit bemerkenswerten 40 Prozent.

Welt-Korrespondent Deniz Yüzel fragte in einem Kommentar: „Ist diese Gruppe für eine Partei, die sich die Diversität auf die Fahnen geschrieben hat, nicht – dieses Wort sei mal ausnahmsweise erlaubt – zu arg kartoffelig? Statt Nouripour und Özdemir setze die Partei laut taz lieber auf Gesichter, „bei denen man sich fragt, was sie dort eigentlich zu suchen haben“. Genannt werden etwa Parteigeschäftsführer Kellner, „der den verhunzten Wahlkampf der Grünen zu verantworten hat“ oder Ricarda Lang, „die bisher eigentlich politisch noch gar nichts vorweisen kann außer einer Menge Follower in den sozialen Medien“.

Die Grünen: Özdemir im erweiterten Team - mehr Frauen im Bundestag als Männer

Bei den Grünen gibt es übrigens ein Vielfaltsstatut. Die Partei schreibt: „Als erste Partei in Deutschland haben die Grünen ein Statut für eine vielfältige Partei sowie die Einführung eine*r vielfaltspolitischen Sprecher*in im Bundesvorstand beschlossen. Damit zeigen wir: Vielfalt heißt für uns, Strukturen zu öffnen und zu verändern.“ In sozialen Medien wurden die Grünen nun mit diesem Beschluss konfrontiert.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Özdemir im erweiterten Sondierungsteam vertreten sein wird. Das „B-Team“ solle unterstützend helfen. Dem erweiterten Team gehört mit Agnieszka Brugger auch eine gebürtige Polin sowie mit Anja Hajduk eine offen homosexuell lebende Politikerin an. Darüber hinaus setzen die Grünen fernab des Sondierungsteams durchaus auf Diversität. Die Grünen sind neben der Linken die einzige Partei, bei der im neuen Bundestag mehr weibliche als männliche Abgeordnete sitzen (58,5 Prozent). Darüber hinaus sind auch zwei Transsexuelle vertreten. Zudem haben 13,9 Prozent der Abgeordneten einen Migrationshintergrund - mehr sind es nur bei der SPD (17 Prozent). Im Sondierungsteam beträgt dieser Anteil nun: 0 Prozent. (as)

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