1. Startseite
  2. Politik

Schonungsloser Corona-Experte: Holt ein Kanzler Scholz Lauterbach in die Bundesregierung?

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Patrick Mayer

Kommentare

Man kennt sich bestens: Corona-Experte Karl Lauterbach (li.) und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz.
Man kennt sich bestens: Corona-Experte Karl Lauterbach (li.) und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. © IMAGO / Sven Simon

Wiederholt bekräftigte Corona-Fachmann Karl Lauterbach, dass er Bundesgesundheitsminister werden will. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hält sich bedeckt. Eine Spurensuche.

München/Berlin - CDU-Mann Jens Spahn hatte ihn eigens mitgebracht. Als Belohnung für seine Verdienste in der Coronavirus-Pandemie, sozusagen. Freitagvormittag, Berlin, Bundespressekonferenz: Für Spahn und das Robert-Koch-Institut (RKI) war die wöchentliche Fragerunde im Regierungsviertel schon eine Art Ritual.

Doch an jenem 19. März 2021 war etwas anders: Karl Lauterbach saß mit am Pult, der SPD-Gesundheitsexperte (nicht nur) in der Corona-Krise. Und so wurde es richtig ungemütlich für Ressortleiter Spahn. Nicht nur, dass der studierte Arzt und Epidemiologe Lauterbach einmal mehr durch seine fachliche Expertise glänzte. So fragte auch noch ein verwegener Journalist Amtsinhaber Spahn, ob nicht Lauterbach der bessere Bundesgesundheitsminister wäre.

Karl Lauterbach (SPD), der bessere Bundesgesundheitsminister? Jens Spahn (CDU) wirkt irritiert

„Wir arbeiten seit Jahren zusammen. Wir wussten bei der Regierungsbildung nicht, wie es kommt. Wer weiß, vielleicht wird er ja noch Gesundheitsminister“, meinte Spahn daraufhin mit einem gequälten Lächeln: „Wenn immer wir uns was zu sagen haben, finden wir uns.“ Damals, im März 2021, hatte der Hashtag #WirwollenKarl Hochkonjunktur bei Twitter. Und nicht nur das. „Mit einem Gesundheitsminister Lauterbach wäre das Land besser durch die Krise gekommen“, meinte etwa der Spiegel-Journalist Markus Feldenkirchen: „Im Sommer warnte er immer wieder vor einer zweiten Welle, als viele Vertreter der Bundesregierung Corona bereits für überwunden hielten - oder sich zumindest so lethargisch verhielten.“ Die Südddeutsche Zeitung ging noch einen Schritt weiter und schrieb, dass „Lauterbach mit seiner Teilnahme (an TV-Sendungen, d. Red.) den Auftritt von Jens Spahn aufwertet“.

Karl Lauterbach, Deutschlands logischer Bundesgesundheitsminister? Jetzt, da SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz nach dem Kanzleramt in Berlin greift, wird das Szenario realer denn je. Die Sozialdemokraten könnten bei der Regierungsbildung und in Sondierungsgesprächen den Takt vorgeben. Und den populären Lauterbach in die Position bringen, in der sich der 58-jährige Rheinländer nach eigenem Bekunden ohnehin sieht.

Im Video: Umfrage-Knall - Union fällt weiter, Baerbocks Grünen droht bitteres Szenario

„Das Amt des Gesundheitsministers finde ich nach wie vor sehr reizvoll“, sagte der Bundestagsabgeordnete Anfang Juli dem Spiegel. Er sei recht zuversichtlich, dass ihn „diese Aufgabe nicht überfordern würde“, erklärte der Corona-Experte vorsorglich dazu: „Ich hoffe, dass die SPD im Herbst so gut abschneidet, dass wir endlich wieder das Gesundheitsministerium besetzen können.“ Sein Verhältnis zu Scholz gilt als wechselhaft. Zur Einordnung: Wie der SPD-Kanzlerkandidat, hatte sich auch Lauterbach im Herbst 2019 um den Parteivorsitz der seinerzeit schwer gebeutelten Sozialdemokraten beworben.

Früh deutete sich jedoch an, dass der Westdeutsche kaum Chancen auf diesen Posten haben würde. Letztlich scheiterten beide krachend. Markant: Bei „Markus Lanz“ im ZDF rügte Lauterbach seinerzeit Konkurrent Scholz, weil dieser als Finanzminister in der GroKo von (Noch-) Kanzlerin Angela Merkel (CDU) strikt an der Schwarzen Null (keine Neuverschuldung) festgehalten hatte. Bis Corona kam.

Bundestagswahl 2021: Karl Lauterbach, Teil der Bundesregierung? Auf Olaf Scholz käme es an

Dennoch hatte Lauterbach politisch die Nähe zu Scholz* gesucht - zum Beispiel bei der Regionalkonferenz zur Präsentation der Kandidaten für den SPD-Parteivorsitz im Löwenbräukeller in München. Beide saßen nebeneinander, das galt nicht nur für diese Podiumsdiskussion. Als die SPD im August 2020 schließlich ihren Kanzlerkandidaten Olaf Scholz bekanntgab, schrieb Lauterbach euphorisch bei Twitter: „Herzlichen Glückwunsch! Wenn uns jemand durch die Corona-Krise und den dann nötigen Umbau unserer Wirtschaft führen kann, ist es Olaf Scholz.“

Und Scholz? Der mögliche künftige Kanzler hält sich kurz vor der Bundestagswahl 2021 (26. September) bedeckt. Beim zweiten TV-Triell mit Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet bei RTL/n-tv ließen die Moderatoren Pinar Atalay und Peter Kloeppel nicht locker. Die Journalisten hakten immer wieder nach, wer denn Teil eines Kabinetts Scholz sein könnte. Dass es dabei auch um den Namen Karl Lauterbach gegangen sein dürfte, ist sicher nicht weit hergeholt. Der 63-jährige Niedersachse ließ sich aber partout nicht locken.

Karl Lauterbach: Corona-Experte muss bei Bundestagswahl 2021 um Einzug in Bundestag bangen

Er erklärte, dass es vor der Bundestagswahl „kein guter Stil“ sei, über eine mögliche Besetzung der Ministerämter zu sprechen. Unabhängig vom möglicherweise ersten SPD-Bundeskanzler seit Gerhard Schröder (1998 - 2005) hat Lauterbach auf den ersten Blick eine Hürde vor sich. So wird er auf der Landesliste der SPD in Nordrhein-Westfalen nur auf Platz 23 geführt. In seinem Wahlkreis Stadt Leverkusen und Köln-Mülheim müsste er wohl das Direktmandat gewinnen, um sicher ins Parlament einzuziehen. Und: Für die CDU bewirbt sich dort mit Serap Güler eine namhafte Regionalpolitikerin. Die 40-jährige Güler ist Staatssekretärin im NRW-Familienministerium*.

Aber: Für ein Ministeramt bräuchte er laut Grundgesetz (GG) nicht zwingend ein Bundestagsmandat. Karl Lauterbach, Deutschlands logischer Bundesgesundheitsminister? Die Bundestagswahl 2021 wird hochspannend. (pm) *kreiszeitung.de und wa.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Auch interessant

Kommentare