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„Scholz muss Wort halten“ und soll Wahlversprechen einlösen - Kinderwerbung könnte bald ganz anders aussehen

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Von: Andreas Schmid

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Olaf Scholz will an Kinder gerichtete Werbung regulieren.
Olaf Scholz will an Kinder gerichtete Werbung regulieren. © Jochen Tack/Kay Nietfeld/IMAGO/dpa (Montage)

Die SPD hat im Wahlkampf versprochen, Werbung für ungesunde Lebensmittel regulieren zu wollen. Der Verein Foodwatch erinnert die Partei nun an ihre Worte.

Berlin - „Jetzt muss Olaf Scholz Wort halten“, fordert der Verein Foodwatch. Konkret geht es um ein im Wahlkampf immer wieder betontes Versprechen der SPD: Werbung von ungesundem Essen soll künftig nicht mehr an Kinder gerichtet werden dürfen.

Bundestagswahl: SPD will Werbung für Kinder regulieren - Hält Scholz sein Versprechen?

Kinder werden immer früher zum „Zielobjekt für Marketing“, heißt es in einem Beschluss des SPD-Parteivorstands vom 8. Mai 2021. „Wir wollen Eltern die Sorge für eine gesunde Ernährung ihrer Kinder erleichtern und an Kinder gerichtetes Marketing für ungesunde Produkte wie Süßigkeiten, Softdrinks, und Fastfood untersagen.“ Im SPD-Wahlprogramm steht: „An Kinder gerichtete Werbung wollen wir reglementieren.“ Ein Werbeverbot für Schokoriegel, Chips & Co.?

Foodwatch begrüßt die Überlegungen der SPD, befürchtet aber, dass die Sozialdemokraten in den derzeit laufenden Sondierungsgesprächen klein beigeben könnten. Die FDP, die mit der SPD (und den Grünen) in einer Ampel-Koalition regieren könnte, sprach sich zuletzt gegen Werbeverbote aus. Foodwatch will daher mit einer Petition den Druck auf Olaf Scholz erhöhen.

Kinder-Werbung: „Die Industrie torpediert die Bemühungen von Eltern“

Zur Petition schildert die Nichtregierungsorganisation außerdem, warum es ihrer Meinung nach ein solches Verbot brauche. „Mit bunten Comics, Spielzeug und Onlinewerbung torpediert die Lebensmittelindustrie gezielt die Bemühungen von Eltern, den Nachwuchs für gesundes Essen zu begeistern.“ Das Fazit des Vereins: „Werbung für Ungesundes fördert Übergewicht und macht Kinder krank.“ Kinderschutz sei nicht verhandelbar.

Darüber hinaus rechnet Foodwatch mit der Lebensmittelindustrie ab. „Das Essverhalten wird schon in der Kindheit geprägt. Das weiß auch die Lebensmittelindustrie und bewirbt fast ausschließlich Zuckerbomben und fettige Snacks an Kinder – denn hier winken die größten Profite. Das darf so nicht weitergehen.“ In puncto gesunder Ernährung hinkt Deutschland massiv hinterher*.

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) warf Foodwatch bereits im August „unberechtigte“ Kritik vor und sprach von einer „Scheindebatte“. Seit Anfang Juni seien aktualisierte Verhaltensregeln des Werberats in Kraft und diese hätten bereits zu „spürbaren Änderungen der Werbepraxis geführt“, etwa bei Slogans und Hervorhebungen positiver Ernährungseigenschaften. So darf bei Werbung für ungesunde Lebensmittel nicht mehr auf gesunde Inhaltsstoffe wie Calcium oder Vitamine hingewiesen werden.

Lebensmittelwerbung: 92 Prozent richtet sich an Kinder

Dass ungesunde Werbung besonders stark auf die Jüngsten der Gesellschaft wirkt, ist wissenschaftlich bewiesen. Laut einer aktuellen Studie bewerben übrigens 92 Prozent aller Lebensmittelwerbungen, die Kinder in den Medien sehen, Lebensmittel, die die Weltgesundheitsorganisation als ungesund einstuft. Im Durchschnitt sehen Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren täglich mehr als 15 Werbungen für ungesunde Lebensmittel. Interessant: 70 Prozent der untersuchten Lebensmittelwerbespots im Fernsehen richten sich durch Aufmachung oder Sendeumfeld speziell an Kinder.

Daher brauche es zwingend Reformen. Saskia Reinbeck von Foodwatch Deutschland fordert: „Der Gesundheitsschutz der Kinder muss wichtiger sein als die Gewinninteressen der Süßwaren- und Junkfood-Industrie.“ Derweil greift Spaniens Regierung gegen die Süßwarenindustrie durch und möchte Kinder besser schützen. Produzenten laufen gegen die Entscheidung Sturm. (as) *24vita.de ist wie Merkur.de ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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