Deutschland bekommt Raketenschutzschild - Was „Arrow 3“ kann und was es kostet

Israel und die USA stimmen dem Verkauf des Raketenschutzschildes „Arrow 3“ an Deutschland zu. Was das Abwehrsystem kann. Wovor es schützt. Und was es kosten soll.
München/Berlin/Jerusalem - Es ist ein einmaliger und historischer Schritt in der Geschichte Deutschlands nach der Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Krieges. Nach Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs und der offenen Aggression von Moskau-Machthaber Wladimir Putin gegen den Westen hat sich die Ampel-Koalition offenbar für den Kauf eines Raketenabwehr-Systems gegen Langstreckenwaffen entschieden.
„Arrow 3“: Israel und USA stimmen Verkauf von Raketenschutzschild an Deutschland zu
Wie an diesem Dienstag (5. April) zunächst die israelische Zeitung Jerusalem Post berichtete, haben Israel und die USA dem Verkauf des Raketenschutzschildes „Arrow 3“ an Deutschland zugestimmt. Aus Berlin gab es bis zum Abend keine offizielle Stellungnahme. Die Zeitung berief sich dagegen auf den Inspekteur der deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz.

Gerhartz erklärte der Jerusalem Post, „Arrow 3“ sei das relevanteste System für die Bedrohungen, mit denen Deutschland konfrontiert sei. Demnach seien nur noch letzte Details zu klären. Doch: Was kann „Arrow 3“? Vor welcher Bedrohung schützt es? Und was soll das israelische Raketenschutzschild die Bundesrepublik in etwa kosten? Merkur.de verschafft einen Überblick:
Raketenschutzschild für Deutschland: Vor welcher Bedrohung „Arrow 3“ schützen soll
Vor welcher Bedrohung soll das Raketenschutzschild „Arrow 3“ schützen? Vor sogenannten Mittelstreckenraketen und Langstreckenwaffen. Ein Bedrohungsszenario könnte zum Beispiel vom Moskauer Militärstützpunkt in der russischen Exklave Kaliningrad im Baltikum ausgehen. Dort sind, direkt an der Ostsee, russische Iskander-M-Raketen stationiert.
Die mobile Abschussbasis Iskander kann sowohl ballistische Kurzstreckenraketen als auch Marschflugkörper abfeuern. Die russischen Raketen sollen eine unbestätigte Reichweite von bis zu 500 Kilometern haben. Israel verteidigt sich mit „Arrow 3“ etwa gegen Kurzstreckenraketen aus dem palästinensischen Westjordanland oder dem Gazastreifen.
Im Video: Kompakt - Die News zum Russland-Ukraine-Krieg
Raketenschutzschild für Deutschland: Wie das System „Arrow 3“ funktioniert
Wie schützt „Arrow 3“ und wie funktioniert das Raketensystem? Es handelt sich um jeweils eine mobile Startvorrichtung für in der Regel vier Raketen kombiniert mit einer mobilen Radarstation. Die Abwehrraketen sollen laut „Tagesschau“ der ARD in der Lage sein, ballistische Mittel- und Langstreckenraketen auch außerhalb der Atmosphäre abzufangen. Die Raketen sollen, verbunden mit dem Radar, noch in bis zu 100 Kilometern Höhe funktionieren.
Laut dpa haben die Raketen eine Reichweite von bis zu 2400 Kilometern. Ein Kontrollzentrum berechnet kurzerhand die Flugbahn und übermittelt ggf. Steuersignale zur Korrektur der Flugbahn in die Stratosphäre. Die Rakete trägt einen sogenannten Gefechtskopf auf Kollisionskurs, einen „kill vehicle“, der den feindlichen Sprengkopf mittels der Energie des Aufpralls zerstören soll. Die Raketensysteme würden an verschiedenen Bundeswehr-Standorten in Deutschland aufgestellt, sodass diese im Idealfall eine „eiserne Kuppel“ über der Bundesrepublik bilden. Auch hier wird eine enge Absprache mit der NATO erwartet.

Raketenschutzschild für Deutschland: Was „Arrow 3“ kosten soll
Was könnte das „Arrow 3“ Raketenschutzschild Deutschland kosten? Was in den turbulenten vergangenen Monaten etwas unterging: Im Januar war eine Delegation deutscher Verteidigungspolitiker aus dem Bundestag in Israel, um „Arrow 3“ zu begutachten. Gerhartz hatte schon vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts die Fähigkeit Deutschlands zur Verteidigung gegen Mittel- und Langstreckenraketen bemängelt. Seiner Teilstreitkraft untersteht die bisherige deutsche Flugabwehr, und zwar durch das Flugabwehrraketengeschwader 1, das mit sogenannten Patriot-Systemen ausgestattet ist. Der 56-jährige Generalleutnant der Luftwaffe hat seit Längerem beste Kontakte zu den Streitkräften in Israel und diese zum Beispiel im vergangenen Jahr besucht.
Dort produziert das Unternehmen Israel Aerospace Industries die Raketensysteme. Diese sollen die Bundesrepublik laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) rund zwei Milliarden Euro kosten. Das Geld dafür soll aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr kommen, das die Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP nach Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs angekündigt hatte. (pm)