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Merkels Drogenbeauftragte fordert neue Cannabis-Debatte: „Unser Modell funktioniert nicht“

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Von: Mike Schier

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Drogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU)  mit dem Drogen- und Suchtbericht.
Drogenbeauftragte der Groko: Daniela Ludwig (CSU) mit dem Drogen- und Suchtbericht. © Gregor Fischer/dpa

Cannabis legalisieren, oder nicht? Die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) will sich ansehen, wie andere Länder mit Cannabis-Konsum umgehen.

Frau Ludwig, haben Sie schon einmal gekifft?

Nein, ich bin in solchen Dingen null neugierig und eher der vorsichtige Typ. Was ich über Cannabis weiß, ist abschreckend genug.

Trotzdem sagen Sie: Wir brauchen einen neuen Dialog über Cannabis.

Es laufen dazu sehr kontroverse Debatten. Gerne wird der Eindruck vermittelt, das Problem sei allein mit der Antwort auf die Frage zu lösen: Legalisierung – ja oder nein? Diese Frage wird dem Thema nicht gerecht.

Sondern?

Wir wissen, dass der frühe und regelmäßige Konsum von Cannabis schwere Gehirnschäden verursachen kann. Aber gleichzeitig sehe ich, dass Cannabis bei jungen Menschen die illegale Droge Nummer eins ist. Dem müssen wir uns stellen.

Das heißt?

Das allererste ist die Prävention. Wir erreichen junge Menschen überhaupt nicht. Wir brauchen mehr Youtube und Instagram und weniger Flyer. Da müssen wir uns dringend verbessern, weil Cannabis unterschätzt wird. Das zweite ist, einen offenen Dialog zu führen – nicht nur mit Jugendärzten, sondern auch mit dem Hanfverband.

Es gibt ein strenges Verbot, das offensichtlich nicht funktioniert.

Die Zahlen steigen erstmals wieder seit 2011, gerade bei jungen Menschen. Das besorgt mich wirklich. Jetzt gibt es die einen, die sagen, wir brauchen noch stärkere Repressionen. Die anderen wollen die komplette Freigabe.

Kann ein Kompromiss dazwischen liegen, etwa dass man auf Kleinstkonsumenten nicht die volle Härte des Gesetzes

anwendet.

Zum heutigen Tag muss ich sagen: Ich weiß es noch nicht. Ich bin ein paar Wochen im Amt und will mir genau ansehen, wie andere Länder die Problematik regeln. Österreich, die Schweiz, Luxemburg und vor allem auch Portugal. Auch in meiner Fraktion kommen viele zu mir, die sagen, dass unser Modell nicht wirklich funktioniert.

Als Vater eines Teenagers bereitet mir vor allem Sorgen, wenn die Jugendlichen ihr Cannabis bei dem Dealer kaufen, der auch die harten Drogen hat.

So ist es. Ich weiß, in welchem Umfeld die Jugendlichen sich das Zeug kaufen. Das passt mir alles nicht. Deshalb dürfen wir als Politiker diese Entwicklungen nicht einfach ausblenden.

Das sind neue Töne für eine CSU-Drogenbeauftragte. Welche Reaktionen haben Sie bekommen?

Viele Kollegen sind dankbar, dass jemand das Thema offen anspricht. Auch sie kennen viele, die kiffen, und sagen: Wir sind nicht mehr zeitgemäß. International ist einiges in Bewegung geraten in Ländern, die nicht als große Liberalisierer gelten. Gleichzeitig gibt es weiter jene, die ein härteres Vorgehen fordern. Ich rede mit allen, ehe ich ein abschließendes Urteil habe.

Kiffer werden immer jünger, das Gras immer stärker: Welche Gefahren Cannabis, gerade für Jugendliche, birgt, erklärt ein Chefarzt für Suchtmedizin und Psychotherapie im Merkur.de*.

Bis zu vier Millionen konsumieren in Deutschland Cannabis. Und etwa neun Prozent aller 12- bis 17-Jährigen haben im vergangenen Monat gekifft, so ein Experte. Die CDU diskutiert nun: Wie künftig umgehen mit der Droge?

Interview: Mike Schier

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