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Showdown um CDU-Parteivorsitz: Merkel-Kritiker Merz droht „mit harten Konsequenzen“

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Von: Patrick Mayer

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Bewerben sich um den CDU-Vorsitz: Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun (v. li.).
Bewerben sich um den CDU-Vorsitz: Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun (v. li.). © IMAGO / Sven Simon

Sie alle wollen CDU-Vorsitzender und Laschet-Nachfolger werden: Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun stellen sich den Fragen der Mitglieder. Merz fällt durch harte Aussagen auf.

Berlin - Sie wollen Nachfolger des gescheiterten CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet im Parteivorsitz werden: der Konservative Friedrich Merz, Außenpolitiker Norbert Röttgen und der Merkel-Vertraute Helge Braun. Und: Es wird intensiver im Werben um den Job als CDU-Chef.

Die drei Kandidaten stellten sich an diesem Mittwochabend (1. Dezember) erstmals gemeinsam den Fragen der Parteimitglieder. In der Berliner Parteizentrale standen sich der Wirtschaftspolitiker Merz, Ex-Umweltminister Röttgen und der geschäftsführende Kanzleramtsminister Braun gegenüber. Unter strengen Corona-Regeln waren auch einzelne Parteimitglieder da, die Fragen stellen durften. Und dies auch nachdrücklich taten. Zur Erklärung: Nach dem historisch schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl 2021 hält die CDU erstmals eine Mitgliederbefragung über den künftigen Parteivorsitzenden ab.

CDU-Parteivorsitz: Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun in Triell gegeneinander

Die Abstimmung beginnt am 4. Dezember, das Ergebnis soll am 17. Dezember vorliegen. Ist eine Stichwahl nötig, würde die zweite Abstimmungsrunde bis zum 12. Januar laufen. Am 21. und 22. Januar soll dann ein digitaler Parteitag offiziell den Nachfolger Laschets küren, der laut CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak dann noch per Briefwahl bestätigt werden muss.

Die Handys draußen lassen.

Friedrich Merz über CDU-Sitzungen

Es wurde ernst. Röttgen nannte die Bundestagswahl „eine Zäsur. Wir sind in unserem Charakter als Volkspartei gefährdet“. Friedrich Merz blickte auf die „vier Landtagswahlen im nächsten Jahr, die wir bestehen müssen“. Er warb damit, dass er mit gleich fünf stellvertretenden Parteivorsitzenden arbeiten wolle und versprach mit Blick auf jüngste Lecks: „Ich werde in den Sitzungen alle darum bitten, dass wir die Handys draußen lassen.“ Merz sprach insbesondere die Mitglieder und Menschen aus dem Osten der Republik an. „Die Deutsche Einheit ist in den Köpfen vieler Menschen noch nicht vollendet. Da sind viele Menschen im Osten sensibler als im Westen“, meinte er und erteilte ein Verbot für eine Zusammenarbeit mit AfD. Ansonsten drohe er „mit sehr harten Konsequenzen“. Mit Blick auf die AfD bedauerte er, dass aus den „fünf neuen Ländern, ich lass Berlin mal weg, nur noch 21 Abgeordnete der CDU“ kämen.

Triell um CDU-Parteivorsitz zwischen Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Helge Braun

Der Merkel-Vertraute Braun versprach indes „einen Vorsitzenden, der die Fähigkeit hat, viele andere Gesichter neben sich für die CDU strahlen zu lassen“. Es dürfe in der Partei „keine Lager“ mehr geben, stattdessen „eine starke CDU“.

Röttgen versuchte, über die Klimapolitik zu punkten. So solle die CDU unter ihm die „beste klimapolitische Partei Deutschlands werden und in den Wettbewerb mit der Ampel gehen“, sagte er. Merz forderte dagegen „neue Kraftwerkstypen, die CO2-neutral arbeiten können.“ Marktwirtschaftlich wollen es aber alle angehen, auch Braun. Klare Signale an die Industrie.

Im Video: Merz, Braun, Röttgen - die Bewerber um den CDU-Vorsitz

Obligatorisch war auch das Thema Wohnen Teil der Debatte, das viele Menschen im Land umtreibt. Braun will „Bauland fördern.“ Röttgen plädierte für: „Bauen, bauen!“ Ländliche Räume müssten besser angeschlossen werden, damit „der Druck in den Städten durch die Entwicklung des ländlichen Raumes weniger wird“, sagte er.

Merz dagegen fragte: „Bauen wir nicht viel zu kompliziert und viel zu teuer? Hier bauen wir für die Ewigkeit, in Holland für zwei Generationen. Nur in der Schweiz haben die Leute noch weniger Eigentum. Wir müssen aus einem Volk von Mietern ein Volk von Eigentümern machen. Das ist ein langer Weg.“

CDU: Doppelspitze mit Frau? Merz, Röttgen und Braun verneinen alle

Spannend wurde es bei der Frage nach einer möglichen Doppelspitze gemeinsam mit einer Frau. Denn: Das lehnten alle drei Kandidaten kategorisch ab. Röttgen: „Das ist nicht unsere CDU-Kultur. Eine Doppelspitze würden wir den Grünen nachahmen. Das finde ich keine starke Position.“ Eine andere Frage lautete, wie man mehr Frauen für die CDU begeistern könne. Braun deutete Foren an, „wo sich junge Frauen und Familien mit ihren Themen einbringen können. Dafür muss der Bundesverband sorgen.“

Norbert Röttgen versprach „spezielle Formate für Zielgruppen - Kongresse, die sich an Frauen wenden. Damit die erste Erfahrung keine Abschreckungserfahrung ist, sondern eine Einladung“, meinte er mit Blick auf seiner Meinung nach überalterte und männliche Kreisverbände. Merz erzählte, dass er im „Bundestagswahlkampf gezielt in Wahlkreisen gewesen (sei), in denen Frauen nominiert waren. Ich werde künftig vor Wahlen extra anrufen und dafür werben, Frauen aufstellen zu lassen“, sagte er und meinte: „Ich werde mich da engagieren. Auch für den Preis, dass der eine oder andere Mann sauer sein wird.“ (pm)

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