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„Komm, Sergej“: Nach G20-Eklat verrät Baerbock, was sie Lawrow gerne sagen würde

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Außenministerin Baerbock sieht im Ukraine-Krieg aktuell keine Chance auf Verhandlungen. Sie äußerte sich nun erneut zum G20-Eklat mit Putins Außenminister Lawrow.

München - Im Ukraine-Konflikt dauern die Gefechte zwischen den Truppen des Kremlchefs Wladimir Putin und dem ukrainischen Militär an. Die russische Armee nimmt dabei hauptsächlich die Region Donezk ins Visier, während ukrainische Truppen in Cherson nach eigenen Angaben nun eine Gegenoffensive gestartet haben. Diese Karte zeigt, wo der Ukraine-Krieg wütet.

Verhandlungen für ein Ende des Krieges sind weit und breit nicht in Sicht. Ein Eklat des russischen Außenministers Sergej Lawrow beim G20-Außenministertreffen im indonesischen Bali versetzte den ohnehin geringen Hoffnungen einen weiteren Dämpfer. Lawrow verließ noch vor Ende der Reden den Saal - offenbar in Verbindung mit der Rede von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Sie hat nun verraten, was sie sich beim Treffen in Bali eigentlich gewünscht hätte.

Baerbock zum G20-Eklat von Lawrow: Das hätte sie sich vom Treffen mit Putins Außenminister gewünscht

Dabei war die Rede der Außenministerin lediglich eine Antwort auf die harschen Aussagen und Vorwürfe von Lawrow gegen den Westen. In Bali bezeichnete er die Sanktionen als eine „Kriegserklärung“ und gab zudem an, in der aktuellen Situation gebe es mit dem Westen nichts zu besprechen. Dennoch stellte sich Baerbock den Austausch mit ihrem russischen Amtskollegen offenbar deutlich anders vor.

„Ich hätte mir auch gewünscht, dass ich beim G20-Treffen auf Bali einfach hätte sagen können: ‚Komm, Sergej, jetzt lass uns mal über den Frieden verhandeln‘“, betonte die Bundesaußenministerin im Interview mit dem Magazin Stern. Mit dem obersten Diplomaten des Kreml habe sie sich unmittelbar vor dem Einmarsch am 24. Februar getroffen. Bis zuletzt haben man immer wieder versucht, Russland zu Gesprächen mit der Ukraine zu bewegen, so Baerbock.

Hinsichtlich möglicher Verhandlungen mit der Teilnahme von Lawrow ist sie sich allerdings sicher: „Es ist klar, dass er dafür überhaupt kein Mandat hat.“ Denn der russische Außenminister habe sich nicht einmal ihre Antwort auf seine Rede anhören wollen. Baerbock zufolge verließ Lawrow noch vor der Rede den Saal. Darüber hinaus zweifelte die Bundesaußenministerin an der Macht des russischen Top-Diplomaten. „Putin regiert im ganz kleinen Kreis. Welche Rolle der russische Außenminister darin überhaupt spielt, ist fraglich“, sagte sie gegenüber dem Stern.

Außenministerin Baerbock in Russland
Im Januar reiste Baerbock nach Moskau für ein Treffen mit Lawrow. Etwa fünf Wochen später erteilte Putin den Befehl zum Angriff auf die Ukraine. (Archivbild) © dpa/Russian Foreign Ministry Press Service

Baerbock bestreitet „Ghosting“-Strategie gegen Russland - will aber „nicht naiv“ sein

Dass die Zusammenkunft mit dem russischen Außenminister in Bali kein herzliches Treffen sein würde, war schon vor dem Gipfel klar. Die Kälte zwischen den westlichen Außenministern und Lawrow machte sich vor Ort tatsächlich bemerkbar. Baerbock bestritt zwar, dass „Ghosting“ die neue Strategie gegen Russland sei.

Zugleich unterstrich sie allerdings: „Aber wir sind nicht naiv - und ich leiste nicht meinen Teil zu einer russischen Propagandashow. Und mehr war nicht zu erwarten.“ Das „russische Regime“ wolle Normalität inszenieren, als hätte dessen Krieg nichts mit der Nahrungs- und Energiekrise zu tun, führte Baerbock an.

Auch in Bali zielten westliche Außenminister wohl darauf ab, gegen die vom Kreml angestrebte Normalität zu wirken. In Deutschland ist man sich jedenfalls sicher, dass eine Rückkehr zu den ursprünglichen Beziehungen mit Moskau sehr unwahrscheinlich ist. So betonte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem G7-Gipfel in Elmau: „Im Verhältnis zu Russland kann es kein Zurück geben.“

Baerbock sieht nur wenig Hoffnung für Verhandlungen im Ukraine-Krieg - bleibt jedoch „Optimistin“

Im Interview mit dem Stern zeigte sich Baerbock nicht gerade voller Erwartung auf erfolgreiche Verhandlungen. Deutschland, Frankreich, Indien, die Türkei sprechen mit dem Kremlchef. Doch seine Botschaft sei jedes Mal dieselbe gewesen: Der Angriff gehe weiter, bis sich die Ukraine seinen Bedingungen unterwerfe.

Baerbock sprach in dem Zusammenhang auch über die humanitären Korridore. Tatsächlich ließen sich die Einzelheiten der Fluchtkorridore für Zivilisten etwa aus Mariupol nur schwer klären. Zudem kam es zum Beschuss von mehreren Routen zur Evakuierung.

Trotz der weitgehend aussichtslosen Lage will Baerbock ihre Hoffnung auf ein Ende des Ukraine-Krieges durch Verhandlungen aber zumindest nicht ganz aufgeben - sie bleibe Optimistin, „auch wenn die Weltlage einen manchmal verzweifeln lässt“. (bb)

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