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China verspricht 200 Millionen Euro für den Artenschutz - CSU-Minister Müller will 1 Milliarde jährlich geben

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Von: Christiane Kühl

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Xi Jinping, Präsident von China, hält eine Video-Rede während der UN-Weltnaturschutzkonferenz
Chinas Präsident Xi Jinping sagt Millionen für den weltweiten Artenschutz zu. © Li Xueren/Xinhua/dpa

In Sachen Naturschutz will der Westen mit China zusammenarbeiten. Präsident Xi Jinping verspricht auf der UN-Konferenz in Kunming 200 Millionen Euro für den Artenschutz.

Kunming/München – China hat umgerechnet rund 200 Millionen Euro für den globalen Artenschutz versprochen. In einer Rede auf der laufenden Weltnaturschutzkonferenz (Cop15) der Vereinten Nationen kündigte Präsident Xi Jinping am Dienstag die Schaffung eines Fonds mit einem chinesischen Finanzbeitrag von 1,5 Milliarden Yuan an. Dieser solle Entwicklungsländer darin unterstützen, ihre Artenvielfalt zu schützen. Xi lud in seiner per Videoschalte übertragenen Rede zugleich andere Staaten ein, sich an dem Finanztopf zu beteiligen. Er versprach außerdem verstärkte chinesische Anstrengungen im Kampf gegen das gefährliche Aussterben der Arten. China werde seine Naturschutzgebiete weiter ausbauen.

Müller: Auch Deutschland muss mehr für Artenschutz zahlen

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hatte zum Auftakt der Konferenz am Montag die internationale Gemeinschaft zum gemeinsamen Handeln aufgefordert. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Jeden Tag sterben 150 Arten aus“, sagte Müller laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Weltweit seien in den letzten 30 Jahren zudem 420 Millionen Hektar Wald verloren gegangen – das entspricht fast der Fläche der EU. „Die Weltgemeinschaft muss endlich an einem Strang ziehen“, forderte der CSU-Politiker.

Vom Gipfel-Gastgeber China erwartet Müller eine Führungsrolle. Aber er sieht auch die Industrieländer und Deutschland in der Pflicht: Die Industrie­länder sollten ihre Mittel zum Erhalt der Biodiversität in Ent­wick­lungs- und Schwellen­ländern verdoppeln. „Deutsch­land sollte in der kom­men­den Legis­latur­periode seinen Beitrag daher auf eine Milliarde Euro jährlich erhöhen“, so Müller.

Rund 5000 Delegierte der knapp 200 Vertragsstaaten der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) nehmen online und vor Ort in der südwestchinesischen Stadt Kunming teil. Ziel ist ein neues Rahmenabkommen, vergleichbar mit dem Pariser Klimaabkommen. Das Konferenzdokument soll laut einem auf der Konferenz-Website veröffentlichten Entwurf die Verpflichtung hervorheben, bis 2030 30 Prozent ihrer Land- und Meeresflächen zu schützen, die viele Länder bereits eingegangen sind. Bundesumweltministerin Svenja Schulze stellte sich am Dienstag in ihrer Rede hinter diese Pläne. Es müsse zudem gewährleistet werden, dass die Ziele in nationale Pläne umgesetzt und überwacht werden. „Diesmal müssen wir sicherstellen, dass keines der Ziele leere Versprechen bleiben“, sagte sie, offenbar mit Blick auf frühere Ziele, die weit verfehlt worden waren.

Experten warnen, dass schon in den nächsten zehn Jahren eine Million Arten aussterben könnten, was auch Gefahren für den Menschen birgt. „Je mehr natürliche Lebensräume vernichtet werden, umso größer wird auch die Gefahr, dass weitere Viren vom Tier auf den Menschen überspringen und schwere Krankheiten auslösen“, sagte Minister Müller. Der CSU-Politiker kritisierte, dass bisher nur acht Prozent der Meeres- und 17 Prozent aller Landflächen weltweit unter Schutz stünden.

China will führende Nation im Naturschutz werden

Auch China selbst will sich als führende Nation des Naturschutzes positionieren. Das Land hat ein massives Artensterben erlebt, denn die rasante wirtschaftliche und industrielle Entwicklung nahm wenig Rücksicht auf die Natur. Fast alle Gewässer wurden verdreckt, natürliche Habitate wilder Tiere schrumpften. Doch auch in der Volksrepublik ist ein Prozess in Gang gekommen, der Naturschutz mehr Gewicht gibt. Erste Erfolge gibt es bereits, so erholen sich etwa die Bestände der weltbekannten Pandabären in der Provinz Sichuan. Und in ausgedehnten Schutzgebieten der Ebenen Nordostchinas leben nach einem Bericht des amerikanischen Wall Street Journal heute wieder 55 Sibirische Tiger, deren Population praktisch ausgerottet gewesen war. Andere Tigerarten in Südchina sowie angrenzenden Gebieten in Vietnam, Laos oder Kambodscha sind dagegen ausgestorben.

Artenschutz: Ziele schwer zu quantifizieren

Die Tagung in Kunming war zunächst für Oktober 2020 geplant gewesen, wurde wegen der Corona-Pandemie jedoch verschoben und aufgeteilt. Im Januar soll es weitere Verhandlungen zur Vorbereitung eines Rahmenabkommens geben, das dann auf einem Präsenztreffen vom 25. April bis 8. Mai – ebenfalls in Kunming – verabschiedet werden soll.

Die geplante Vereinbarung der COP15 wird aber voraussichtlich weniger bindend sein als das Pariser Klimaschutzabkommen – auch weil es schwierig ist, Ziele an konkreten Ziffern festzumachen. Ohne konkrete Wegmarken sei es schwierig, die Menschen zur Verantwortung zu ziehen oder finanzielle Bedarfe festzulegen, sagte Naturschutzexperte Wang Yi von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften der South China Morning Post. „Wir haben deshalb gerade ein gescheitertes Jahrzehnt in Sachen Biodiversität erlebt“. Man versuche daher daraus zu lernen, wie für das Pariser Abkommen die CO2-Emissionen quantifiziert worden waren.

China: Zusage auch für mehr Klimaschutz

Da auch der Klimawandel die Artenvielfalt bedroht, sicherte Xi Jinping in seiner Rede auch den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien in China zu. Sein Land wolle großangelegte Solarprojekte und Windenergieanlagen beschleunigen. Noch deckt China rund 60 Prozent seines wachsenden Energiebedarfs aus Kohle. Das Land befindet sich grade in einer schweren Stromkrise, die auch strukturell bedingt ist. Bis 2060 will das Land klimaneutral wirtschaften. (ck/dpa)

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