Clinton packt aus: Trump demütigte diese Frau

New York - 84 Millionen Zuschauer verfolgten das erste TV-Duell zwischen den Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump. Clintons womöglich klügster Schachzug sorgte dabei zunächst für Verwunderung.
Der umstrittene Präsidentschaftskandidat Donald Trump hält sich für einen unwiderstehlichen Macho - und machte mit Äußerungen wie über die Chefredakteurin der Huffington Post ("Arianna Huffington ist sowohl äußerlich als auch innerlich unattraktiv. Ich verstehe vollkommen, wieso ihr Ex-Mann sie für einen Mann verlassen hat - er hat eine gute Entscheidung getroffen.") oder in einem Interview im Esquire ("Wissen Sie, es kommt nicht wirklich darauf an, was die Medien schreiben, Hauptsache Sie haben einen knackigen Arsch.") nie einen Hehl aus seinem fast schon menschenverachtendem Frauenbild.
Trotzdem wirken all seine noch so schockierenden Frauenfeindlichkeiten geradezu harmlos im Vergleich zu der Geschichte, die Hillary Clinton beim legendären TV-Duell auspackte: Sie erzählte von Alicia Machado, die im Jahr 1996 den Miss-Universe-Schönheitswettbewerb in Venezuela gewonnen und einige Monate später von Donald Trump als "Miss Piggy" und "fett" bezeichnet wurde.
Trump, der den Schönheitswettbewerb bis vor einem Jahr ausgerichtet hatte, lästerte in einem Interview mit dem Journalisten Howard Stern - das in voller Länge auf Soundcloud zu hören ist - über die Gewinnerin: "Sie hat in neun Monaten 55 Pfund zugenommen. Sie war wie eine Essmaschine."
Außerdem zwang er Machado, vor laufenden Kameras im Fitnessstudio zu trainieren, während er den anwesenden Journalisten erklärte, "wie sehr sie es liebe, zu essen". Auch wegen ihrer lateinamerikanischen Herkunft soll Trump sie Clinton zufolge belächelt und sogar spöttisch als "Miss Haushälterin" bezeichnet haben. Die Demokratin machte damit auf das unangebrachte Macho-Gehabe ihres Rivalen aufmerksam, "der Frauen als Schweine, Schlampen und Hündinnen bezeichnet hat".
"Miss Venezuelas" Rache
Neben all den Zuschauern, die fälschlicherweise gedacht hatten, der skurrile Präsidentschaftskandidat könne sie mittlerweile nicht mehr schocken, hat wohl auch Trump selbst nicht mit der Geschichte gerechnet. "Wo haben Sie das her?", meinte er überrumpelt. Er dementierte die Geschichte allerdings nicht - und setzte am nächsten Tag in alter Macho-Manier sogar noch einen drauf: "Sie hatte massiv an Gewicht gewonnen, und es war ein wirkliches Problem", sagte der Republikaner dem Sender Fox News. "Sie war die Schlechteste, die wir jemals hatten, die absolut Schlechteste. Sie war unmöglich."
Tatsächlich erschien es am Abend des TV-Duells ein wenig ungewöhnlich, dass Clinton ausgerechnet diese alte Kamelle ausgrub - doch natürlich verfolgte sie damit einen ganz bestimmten Zweck: Die heutige US-Bürgerin Machado wird in Clintons neuestem Wahl-Werbespot auftreten, um sich an Trump zu rächen.
In ei

nem Video, das die Clinton-Kampagne direkt nach dem Duell veröffentlichte, erzählt Machado bereits von ihren Erfahrungen mit Trump: "Er ist davon überzeugt, dass es Menschen gibt, die weniger wert sind als er", sagt sie unter anderem über den Mann, der sie am laufenden Band angeschrien und gedemütigt haben soll.
Clintons Hoffnung liegt natürlich auf der Hand: Machados persönliche, hochemotionale Geschichte soll vor allem weibliche Trump-Anhänger noch einmal zum Nachdenken anregen.
Nicht nur wegen dieser geschickt am Ende ausgespielten Trumpfkarte gilt Clinton auch ein paar Tage später als klare Siegerin des ersten TV-Duells. Die meisten Experten sind sich einig, dass Clinton mit "Kompetenz und Klarheit" (Zitat Sigmar Gabriel) überzeugte, während Trump aggressiv und zeitweise sogar nervös auftrat.