CNN-Größe preist im TV Scholz und Deutschland: „Fels, auf dem das neue Europa gebaut wird“

Ein Blick von außen bringt manchmal eine neue Perspektive. Der US-Journalist Fareed Zakaria sieht einen der bemerkenswertesten positiven Trends unserer Zeit in der Entwicklung Deutschlands.
Atlanta - Menschen haben die Tendenz, die Welt als negativer wahrzunehmen, als sie wirklich ist. Der Wissenschaftler Hans Rosling widmete diesem Thema mit „Factfulness“ sogar ein ganzes Buch. Angesichts der Corona-Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise fällt es vielen schwer, das Positive im Auge zu behalten. Der renommierte CNN-Journalist Fareed Zakaria sprach nun über eine gute Nachricht in diesen dunklen Zeiten. Die Entwicklung Deutschlands zu einem demokratischen „Fels“ in der Brandung.
CNN: Deutschlands Zeitenwende steht für ein starkes Europa
Der Journalist Fareed Zakaria sprach am Sonntag in seiner Sendung im US-Fernsehsender CNN über eine positive Nachricht unserer Zeit, die ansonsten wohl an vielen Bundesbürgern vorbeigegangen wäre. „Einer der bemerkenswertesten positiven Trends der Welt liegt in der demokratischen Stärke, dem Charakter und der Führung Deutschlands“, sagte der CNN-Moderator in die Kamera. Er bezog sich dabei auch auf die Rolle Deutschlands im Ukraine-Krieg. Im August habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Rede in Prag gehalten, in der er das Versprechen abgab, die Ukraine „zuverlässig und so lange wie nötig“ zu unterstützen.
Zwar sei die Kritik, dass Deutschland nicht genug geholfen habe, teilweise berechtigt. Doch für ein Land, das nach dem Zweiten Weltkrieg so beharrlich pazifistisch war, habe die Bundesrepublik bemerkenswert viel Hilfe geleistet, meinte der CNN-Moderator. Außerdem stehe der Bundeskanzler für ein starkes Europa, das neue Mitglieder willkommen heiße, die nach den demokratischen Werten und Idealen Europas streben. All dies sei Teil der Zeitenwende, die der Bundeskanzler in seiner historischen Rede am 27. Februar ankündigte. Wenige Tage nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte Scholz darin eine historische Wende in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik bekannt gegeben.
Deutschlands Entwicklung ist eine der guten Neuigkeiten dieser Zeit
Deutschland habe sich seit 1945 beständig zu Europa und der Welt hingewandt. Der Journalist schlägt als Gedankenexperiment vor, sich vorzustellen, wie anders die Welt aussehen würde, wenn im Zentrum von Europa, die mächtigste europäische Nation nicht gänzlich demokratischen Werten verpflichtet wäre. „Deutschland ist heute der Fels, auf dem ein neues Europa aufgebaut wird“, so Zakaria. Er lobte, dass Deutschland auch bereit sei, für diese Werte Opfer zu bringen und bezieht sich dabei auf die gestiegenen Erdgas- und Strompreise.
Der russische Präsident Wladimir Putin habe den Druck erhöht, indem er Erdgas-Exporte nach Deutschland reduziert habe. „Aber Deutschland hat nicht nachgegeben“, lobte der Moderator. Als das Land mit diesen massiven Herausforderungen konfrontiert wurde, habe es geduldig eine Lösung gesucht, sich zu diversifizieren und so seine Abhängigkeit von Russland zu minimieren. Als Beispiele dafür nennt die CNN-Ikone Investments in grüne Technologien, den Kauf von Flüssiggas, die Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken und die Laufzeitverlängerung von zwei Atomkraftwerken in Deutschland. Die Europäische Union habe eine Reduktion des Gasverbrauchs um 15 Prozent vorgeschlagen, „Deutschland versucht eine Reduktion um 20 Prozent zu erreichen, um auf der sicheren Seite zu sein“, so Zakaria.
CNN-Ikone lobt Olaf Scholz: Auch Merkel wurde anfangs als Leichtgewicht gesehen
Olaf Scholz habe man anfangs als Leichtgewicht gesehen, „unfähig“ sich mit „der Gravitas und den Führungskompetenzen seiner Vorgängerin Merkel zu messen“, sagte der CNN-Moderator. Aber auf Angela Merkel habe man zu Beginn ihrer Amtszeit einen ähnlichen Blick gehabt, sie habe sich dann aber nach und nach den Respekt verdient. Als Russland die Ukraine im Jahr 2014 überfiel, sei Merkel ganz vorne dabei gewesen, den Angriff zu verurteilen und Europa zu überzeugen, ein ehrgeiziges Sanktionspaket gegen Moskau auf den Weg zu bringen. In der Krise syrischer Flüchtender habe sie die ganze Welt angeführt.
Helmut Kohl habe man anfangs einen „farbloser Mann aus der Pampa“ genannt, aber er habe es geschafft, das Land wieder zu vereinen. „1945 hätte niemand vorhergesagt, dass Deutschland sich so entwickeln würde“, gibt Fareed Zakaria zu bedenken. Das Land sei komplett zerstört aus dem Krieg hervorgegangen, es sei gezeichnet gewesen vom grausamen Erbe Adolf Hitlers und dem Holocaust. Doch Deutschland habe einen Weg gefunden, seine Vergangenheit zu überwinden. In Henry Kissingers Worten sei die Bundesrepublik heute ein „normales Land mit einer abnormalen Erinnerung“, zitiert der CNN-Journalist den ehemaligen US-amerikanischen Außenminister, der selbst vor der nationalsozialistischen Verfolgung floh. Die Entwicklung Deutschlands sei daher eine der „guten Nachrichten unserer Zeit“, ist Fareed Zakaria überzeugt.