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Christian Drosten: Rückzug aus Corona-Expertenrat - Lauterbach sieht „schweren Verlust“

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Von: Patrick Freiwah

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Virologe Christian Drosten zieht sich von einem wichtigen Posten zurück. Zuvor traf Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine fragwürdige Entscheidung. Es geht um Corona-Maßnahmen.

Berlin - Der Sachverständigenrat zur Evaluation des Infektionsschutzgesetzes verliert sein prominentestes Gesicht. Virologe Christian Drosten, der in Deutschland zu den meistgehörten Experten während der Corona-Pandemie gehörte, erklärte seinen Rückzug aus dem Gremium.

Darüber informierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstag, der zugleich per Twitter sein Bedauern über die Entscheidung des Direktors vom Institut für Virologie an der Berliner Charité kundtat.

Corona: Drosten-Rückzug nach Lauterbach-Entscheidung über Maßnahmen-Aufarbeitung

Der SPD-Politiker ließ wissen, dass dies einen „schweren Verlust“ bedeute, weil es keinen geben würde, der es „besser könnte“. Jedoch wird Drosten der Regierung in Berlin sowie dem Bundesparlament nicht als Experte verloren gehen, es handelt sich ausschließlich um den Expertenrat zur Aufarbeitung der Corona-Politik, welches der deutschen Staatsführung am 30. Juni einen Bericht übergeben wird. Ziel ist eine Reform des Infektionsschutzgesetzes, die in den vergangenen knapp zwei Jahren oftmals einen großen Streitpunkt zwischen Bund und Ländern darstellte.

Was die Bevölkerung indes mindestens so stark interessieren dürfte, ist die Nachbetrachtung der Wirksamkeit von Corona-Maßnahmen, welche die meisten Bürger in abgeschwächter Form bis zum heutigen Tage begleiten. Doch dies wird auf Drängen der Kommission vorerst nicht geschehen.

Denn Lauterbach hatte diesem Vorhaben wenige Tage zuvor eine Absage erteilt, was ihm neuerlich Vorwürfe eines Alleingangs einbrachte. Darüber hinaus liegt der Verdacht nahe, er wolle eine Aufarbeitung der vielfach kritisierten Maßnahmen verhindern. Dessen Entscheidung könnte sich nun auf den Rückzug von Drosten ausgewirkt haben, mutmaßt der Berliner Tagesspiegel. Dieser sei nämlich die zentrale Person für diese Aufgabe gewesen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Virologe Christian Drosten (Direktor des Instituts für Virologie der Berliner Charité)
Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Virologe Christian Drosten (Direktor des Instituts für Virologie der Berliner Charité). © Emmanuele Contini/Imago

Drosten hatte Ende März bereits seinen Podcast „Coronavirus-Update“ eingestellt und erklärte, er wolle sich wieder vermehrt auf sein eigentliches Berufsfeld fokussieren.

Corona in Deutschland: Aufarbeitung zurückgestellt - Drosten verlässt Sachverständigenrat

Wie Welt.de erläutert, hatte nur kurz vor Drostens Erklärung das Büro von Wolfgang Kubicki (FDP-Vize) eine Anfrage beim Wissenschaftlichen Dienst im Bundestag gestellt. Inhalt: Die Frage, ob Wissenschaftler, die selbst an der Beratung zu den bundesweiten Corona-Maßnahmen beteiligt waren, selbst auch an der Evaluierung (Aufarbeitung) teilnehmen könnten. Neben Christian Drosten dürfte hierbei auch Virologe Hendrik Streeck eine Rolle spielen, der ebenfalls die Bundesregierung in der Pandemie beriet.

In diesem Zusammenhang geht es um die Befangenheit bei der Analyse von kritischen Corona-Maßnahmen, für die man selbst mitverantwortlich war. Vor einigen Wochen im März plädierte Drosten in einer internen Sitzung dafür, die politischen Corona-Maßnahmen nicht zu evaluieren, Begründung: Die Datenlage hierfür sei nicht ausreichend. Lauterbach selbst erhielt im April einen herben Dämpfer bei der Forderung nach einer Impfpflicht. (PF)

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