Corona-Krisenmanagement: Spahn liefert überraschendes Eingeständnis - „hätte fairer sein können“

In seiner Corona-Bilanz dieses Jahres geht Gesundheitsminister Spahn auch mit sich selbst ins Gericht - aber noch lange nicht so streng wie eine GroKo-Kollegin.
- Jens Spahn hat in einem Interview über seine Selbsteinschätzung in der Corona-Krise geredet.
- Seine Performance als Bundesgesundheitsminister sieht er auch durchaus kritisch.
- Sogar gänzlich „unverständlich“ findet derweil SPD-Chefin Saskia Esken das Agieren des CDU-Politikers.
Berlin - Zu Beginn der Pandemie hatte Jens Spahn im Bundestag gesagt, die Deutschen würden einander in den kommenden Monaten „viel verzeihen“ müssen. Jetzt bittet der Bundesgesundheitsminister selbst um Entschuldigung. Und zwar beim Thema Schutzmasken gegen das neuartige Coronavirus*, welches 2020 zu diesem Krisen-Jahr machte.
Auf die Frage, für welche Fehler er 2020 um Verzeihung bitten müsse, sagte er laut einer Vorabmeldung von Die Zeit: „Wir hätten als Bundesregierung früher beginnen sollen, Masken zu besorgen. Und ich hätte das als Gesundheitsminister früher anstoßen sollen.“ Eine Pflegekraft, der im Frühjahr FFP2-Masken fehlten, könne er nur um Verständnis bitten.
Spahn mit Corona-Eingeständnis: „Hätte fairer zu Kolleginnen und Kollegen sein können“
Auch mit Blick auf seine eigenen Mitarbeiter räumt der CDU*-Politiker Schwächen ein: „Wenn ich es im Nachhinein betrachte, gab es beispielsweise im März und April ein oder zwei extrem angespannte Situationen im Ministerium, in denen ich fairer zu Kolleginnen und Kollegen hätte sein können.“
Umgekehrt zeigte sich Spahn großzügig: „Ich bin nicht nachtragend.“ Er fügte hinzu: „Unverzeihlich sind für mich nur Ereignisse, bei denen Vertrauen zutiefst missbraucht wurde. Das geschieht höchstens im Privaten.“
Bei Corona-Krisenmanagement versagt? Esken geht Spahn scharf an
Wenn das stimmt, dann dürfte Spahn seiner GroKo-Kollegin Saskia Esken die Kritik von vergangener Woche nicht nachtragen. Die SPD*-Chefin kritisierte in einem Augsburger-Allgemeine-Interview sein Corona-Krisenmanagement. „Mit einer verlässlichen zentralen Beschaffung von Masken und Tests muss Minister Spahn jetzt endlich Verantwortung übernehmen, damit wir das Infektionsgeschehen in den Pflegeheimen wieder unter Kontrolle bekommen“, sagte Esken.
Letztere seien "einer der wundesten Punkte im Pandemiegeschehen" - "das Virus findet hier besonders viele Opfer", fügte sie hinzu. Schon im Sommer habe Spahn der Pflege Massentests* versprochen. Insofern sei es "unverständlich, dass hier immer noch große Versorgungslücken klaffen", kritisierte Esken. (AFP/dpa/frs) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.