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Studie urteilt über Corona-Maßnahmen: Wirkung von Radikal-Lockdowns „gering bis nicht vorhanden“

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Von: Klaus Rimpel

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Laut einer Auswertung haben Lockdowns so gut wie keine Wirkung auf die Corona-Todeszahlen. Auch Schulschließungen sind offenbar komplett unnötig.

München – Radikale Lockdowns bringen fast nichts – zumindest, wenn es um die Verhinderung von Todesfällen geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (USA). Wissenschaftler aus den USA, Dänemark und Schweden Jonas Herby, Lars Jonung und Steve H. Hanke, filterten für ihre Untersuchung aus 18.590 Studien zum Thema 24 heraus, die sie genauer analysierten.

Ihr Ergebnis: „Die Wirkung von Lockdowns ist gering bis nicht vorhanden. Abriegelungsmaßnahmen sind unbegründet und sollten als pandemiepolitisches Instrument abgeschafft werden.“

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Einen großen Effekt hatte hingegen die Maskenpflicht in Läden und am Arbeitsplatz: Diese Maßnahme verminderte die Übersterblichkeit, also die über die Durchschnitts-Todeszahlen hinausgehenden Sterbefälle, um 24 Prozent. Auch die Schließung von Bars und Restaurants zeigte Wirkung: Die Übersterblichkeit verringerte das um 15 Prozent. Fast keinen Effekt hatten hingegen Schulschließungen (–0,1 Prozent), und null Wirkung brachten Grenzschließungen.

Strikte Lockdowns mit Ausgehverboten in Europa und den USA verminderten die Übersterblichkeit zwar um bescheidene 0,3 Prozent. Doch die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass dies die Negativ-Folgen nicht rechtfertige: Lockdowns hätten dazu beigetragen, „die Wirtschaftstätigkeit zu verringern, die Arbeitslosigkeit zu erhöhen, die Schulbildung zu verringern, politische Unruhen zu verursachen, zu häuslicher Gewalt beizutragen und die liberale Demokratie zu untergraben“, zählen die Autoren auf.

Menschenleer: Der Münchner Marienplatz im Dezember 2020
Menschenleer: Der Münchner Marienplatz im Dezember 2020. © Peter Kneffel/dpa

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Der Virologe und Epidemiologe Prof. Klaus Stöhr ist von den Ergebnissen der Studie nicht überrascht: „Dass Maßnahmen wie Schulschließungen und Grenzschließungen fast wirkungslos sind, war von Anfang an bekannt. Es gab hierzu ja schon genügend internationale Publikationen vor der Pandemie. Das Robert-Koch-Institut, das sich schon öfter Kritik ausgesetzt sah, hatte auch bereits 2003 über wenig Evidenz für die Wirksamkeit solcher Maßnahmen berichtet“, sagte Stöhr gegenüber unserer Zeitung.

Da die Johns-Hopkins-Studie noch nicht extern begutachtet wurde, müssten die Ergebnisse noch entsprechend vorsichtig beurteilt werden. „Aber selbst wenn die Daten nur annähernd in ihrer Größenordnung stimmen, ist die Schlussfolgerung überdeutlich: Lockdowns sind abzulehnen“, so Stöhr weiter.

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In der Studie stehen durchaus auch die deutschen Maßnahmen am Pranger: „Deutschland ist laut dem Oxford Stringency Index aktuell in seinen Maßnahmen das strengste Land der Welt – noch vor China. Und unsere Bundes- und Landesregierungen haben permanent extrem konservativ auf die Corona-Wellen reagiert“, so der Virologe.

Die Lehren, die die Politik aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen ziehen sollte, liegen deshalb für Stöhr auf der Hand: „Es ist vernünftig, rückwirkend wissenschaftlich zu überprüfen, was einzelne Maßnahmen gebracht haben – und da zeigt sich, dass etwa Maskentragen oder die Schließung von Bars und Restaurants sehr wohl Wirkungen hatten. Das kollektive Einsperren der Bevölkerung aber sollte man sich in künftigen Pandemien angesichts dieser Erkenntnisse gut überlegen.“

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