Lehrer-Chef prognostiziert bittere Omikron-Entwicklung - Schul-Minister planen nun schnellen Gipfel

Die Sorgen vor einer neuen Corona-Welle wachsen. Für die Schulen könnte die Omikron-Mutation dramatische Folgen haben. Die Kultusminister planen einen Corona-Gipfel.
Berlin - In wenigen Tagen beginnt an vielen Schulen nach den Weihnachtsferien wieder der Unterricht. Zugleich wächst die Sorge vor der Virusvariante Omikron. Was bedeutet das für die Schüler? Lehrer-Chef Meidinger hat eine düstere Prognose im Falle einer neuen Welle. Schon bald könnte es Entscheidungen geben: Die Kultusminister der Länder wollen am kommenden Mittwoch über mögliche Schulschließungen beraten.
Wegen Omikron: Lehrer-Chef sieht Normalität „in weite Ferne gerückt“
Lehrerverbandschef Heinz-Peter Meidinger sieht die Normalität im Schulbetrieb wieder „in weite Ferne gerückt“, wie er im Interview mit der Welt sagte. Die Omikron-Variante mache alle Hoffnungen auf Normalität zunichte.
Was genau auf die Schulen zukomme wisse er noch nicht, erklärte Meidinger. „Aber es droht durch Omikron tatsächlich noch einmal eine völlig neue Situation an den Schulen. Die Ansteckungsgefahr ist enorm hoch – und noch sind nach wie vor viele Kinder nicht geimpft“, so der Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Angesichts dessen würden die bisherigen Mittel von Masken und regelmäßigen Testungen nicht ausreichen, meinte der 67-Jährige.
Schulen und Omikron: Lehrer-Chef Meidinger wünscht sich höhere Impfquote
Auch Schulschließungen könnten nicht ausgeschlossen werden. Vor Weihnachten waren bereits 250.000 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne - fast genauso viele wie 2020. „Wenn Omikron wirklich demnächst durch die Schulen rollt, wird es noch erheblich mehr Schulen geben, die vorübergehend dichtmachen müssen, auch wenn es keine generellen Schulschließungen geben wird“, vermutet Meidinger. Wichtig sei deshalb, dass die Bundesländer bereits jetzt Notfallpläne für Schulen aufstellen, um im Falle einer neuen Welle gewappnet zu sein.
Neben den Kindern sind durch große Ansteckungsgefahren aber auch die Lehrkräfte gefährdet: Meidinger rechnet im Falle einer Omikron-Durchseuchung an Schulen mit massiven Ausfällen - ein Problem für die ohnehin schmale Personaldecke. Um den Schulbetrieb aufrecht erhalten zu können, müssten bisherige Maßnahmen beibehalten und die Impfquote bei Kindern und Erwachsenen deutlich erhöht werden. Gerade Kinder seien eine Drehscheibe der Pandemie: „Die Inzidenzen sind bei ihnen derzeit oft zwei- bis dreimal so hoch wie in der Gesamtgesellschaft. Sie können sich wegen des fehlenden Impfschutzes leichter anstecken und das Virus weitergeben.“
Corona-Gipfel der Kultusminister - höchste Priorität für Präsenzunterricht
Die Kultusminister der Länder wollen angesichts der sich zuspitzenden Lage am kommenden Mittwoch (5. Januar) kurzfristig in einer Videokonferenz über die Lage an den Schulen beraten. Das teilte ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag (30. Dezember) nach einer digitalen Sitzung des Präsidiums mit. Die nächste reguläre KMK-Sitzung war ursprünglich erst für den 10. Februar geplant.
Das Präsidium hielt in der Mitteilung an seinem Beschluss fest, dem Präsenzunterricht an Schulen weiterhin höchste Priorität einzuräumen. Die Ländervertreter hätten auf Präsidiumsebene auch festgestellt, „dass alle Länder außer Thüringen nach den Weihnachtsferien in Präsenz starten wollen“. Thüringen hatte unter anderem angekündigt, dass die Schüler an den ersten beiden Schultagen nach den Ferien, am 3. und 4. Januar, zunächst einmal von zu Hause aus lernen sollten.
Corona-Krise in Deutschland: Verband kritisiert Schul-Pläne
Jüngst hatte es angesichts der Gefahr durch die Corona-Variante Omikron Mahnungen an die KMK-Runde gegeben, nicht um jeden Preis am Präsenzunterricht festzuhalten und noch einmal kurzfristig über die aktuelle Lage zu beraten. Experten aus Verbänden mahnten indes an, in Abhängigkeit von der jeweiligen Infektionslage zu entscheiden.
Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, forderte eine enge Abstimmung mit Virologen und eine Festlegung, was jeweils mit Blick auf die Gesundheit von Lehrkräften und Schülern verantwortbar sei. „Dabei kann es nicht um Wunschdenken gehen, sondern ist der Realität in den Schulen Rechnung zu tragen. Zu dieser Realität gehört, dass bei voller Präsenz Abstandhalten in der Regel in den Klassenräumen nicht möglich ist.“ (sf/dpa)