1. Startseite
  2. Politik

Schulschließungen nicht rechtens? Karlsruhe prüft Corona-Maßnahme - Experten äußern sich vielsagend

Erstellt:

Kommentare

Bundesverfassungsrichter verhandeln in Karlsruhe.
Das Bundesverfassungsgericht prüft die Rechtmäßigkeit der Schulschließungen während der Corona-Pandemie. © Uli Deck/ dpa

Das Bundesverfassungsgericht prüft die Rechtmäßigkeit einer umstrittenen Corona-Maßnahme: Die Schulschließungen. Experten sehen massiven Schaden an den Jüngsten.

Karlsruhe - Die Maßnahmen der scheidenden Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ernteten viel Kritik. Vor dem Bundesverfassungsgericht gab es bereits mehrere Verfassungsbeschwerden über die bundesweite Notbremse, die im Frühjahr verhängt wurde. Zu den umstrittensten Maßnahmen gehörte die Schließung der Schulen.

Kritik an Corona-Politik: Bundesverfassungsgericht prüft Schulschließungen

Waren die Schulschließungen in der Corona-Pandemie wirklich rechtens? Diese Frage stellte sich das Bundesverfassungsgericht, das bis Ende November über Dutzende Beschwerden in dieser Frage entscheiden will. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtete, reichte auch eine Anwaltskanzlei aus Stuttgart Klage gegen die Maßnahme ein. Hinterfragt werden sollen dieser zufolge nicht nur, welchen Beitrag die Schulen zum Infektionsgeschehen leisteten, sondern auch die Folgen der Schließungen für Schülerinnen und Schüler.

Dazu befragte das Gericht laut SZ Experten, unter anderem das Robert-Koch-Institut (RKI), das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und den bekannten Virologen Christian Drosten. Außerdem wurden die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und der Kinderschutzbund konsultiert.

Pandemie erzeugte angespannte Lage bei Schülern - Auswirkungen von „Homeschooling“ bereits erkennbar

Wie sich der Wechsel zwischen „Homeschooling“ und Präsenzunterricht für Schülerinnen und Schüler in Deutschland auswirkte, ist bereits absehbar: Die Stellungnahmen zeichneten unschöne Bilder. RKI-Präsident Lothar Wieler erklärte nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, dass die Schulschließungen „zu mehr familiären Spannungen, mehr Partnerschaftskonflikten und häuslicher Gewalt“ geführt hätten. Besonders angespannt sei die Lage in Familien mit Kindern unter 14 Jahren gewesen. Nach Angaben von Kinderärzten sollen auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen zugenommen haben. Durch das „Homeschooling“ habe sich auch die Entwicklung einiger Kinder verzögert und ihre Fitness abgenommen.

Bezüglich der Infektiosität der Kinder sind sich die Experten dagegen nicht so einig: Während Virologe Christian Drosten davon ausgeht, dass Kinder genauso infektiös sind wie Erwachsene, informierten das RKI und Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie die Süddeutsche Zeitung, dass „Kinder wahrscheinlich eine niedrigere Viruslast haben als Erwachsene“ und weniger infektiös seien.

Experten: Schaden der Schulschließungen größer als ihr Nutzen

Die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie räumte zwar ein, dass Schulschließungen „effektive Instrumente zur Eindämmung der Epidemie“ seien, doch unter den Experten war man sich einig, dass Schulen keine Treiber der Pandemie sind. Der Schaden der Maßnahme überwiege den Nutzen, lautete offenbar das allgemeine Fazit. Ob die Verfassungsrichter ein ähnliches Fazit ziehen werden? Die Stellungnahmen der Experten wurden immerhin schon im Juli verfasst. Damals lag die Sieben-Tage-Inzidenz der zehn bis 14-Jährigen noch bei 14. Mittlerweile ist sie laut RKI auf 718 gestiegen. (sf)

Auch interessant

Kommentare