Corona-App: Dorothee Bär erntet Mega-Shitstorm für Handy-Zitat - „Bayerns Marie-Antoinette“
Alte Handys können die Corona-App der Bundesregierung oft nicht abspielen. Dorothee Bär zeigt wenig Verständnis für dieses Problem. Eine Behauptung fliegt ihr um die Ohren.
- Die Coronavirus-Warn-App* der Bundesregierung funktioniert nicht auf veralteten Smartphones.
- Bundesministerin Dorothee Bär (CSU, 42) erntet für eine Aussage dazu einen heftigen Shitstorm.
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die aktuellen Corona-News aus Deutschland*. Außerdem bieten wir Ihnen in einer Karte die aktuellen Fallzahlen in Bayern.* Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen*.
München - Seit dem 26. Juni ist die Coronavirus-Warn-App der Bundesregierung online. Politiker und Entwickler freuen sich über eine hohe Akzeptanz der Bevölkerung. Nach wenigen Tagen wurde sie bereits millionenfach heruntergeladen und installiert. Umso mehr Menschen das Programm nutzen, desto besser kann es dazu beitragen, die Verbreitung des Coronavirus* einzudämmen. Doch leider laboriert die App auch an einigen Problemen*.
Der größte - und nicht von der Hand zu weisende - Kritikpunkt ist, dass eben nicht jeder die Corona-Warn-App nutzen* kann. Schätzungen gehen davon aus, dass sie etwa sechs Millionen Deutsche nicht auf ihrem Mobilfunkgerät installieren können. Betroffen sind fast ausschließlich die Nutzer veralteter Smartphones. In die Jahre gekommene Betriebssysteme kommen mit der brandneuen App nicht zurecht. Auch die Tagesthemen machten darauf bereits aufmerksam.
Coronavirus-Warn-App: Millionen können sie nicht nutzen - vor allem Randgruppen betroffen
Vor allem Angehörige von Rand- und Risikogruppen* träfe das am häufigsten, befürchten Experten. Rentner, Kinder und Menschen mit geringem Einkommen können sich eben meist nicht das neueste Handy-Modell leisten. In der oben genannten Schätzung sind diejenigen, die überhaupt kein Smartphone besitzen, noch gar nicht inbegriffen.
Wer also kein aktuelles Gerät hat, kann sich und andere auch nicht mit der Corona-App schützen - selbst wenn er oder sie es gerne wollte. Ein Update der Software könne dieses Problem in den meisten Fällen leider auch nicht lösen, bedauert Bär nun in einem Interview mit dem ZDF.
Corona-Warn-App: Dorothee Bär (CSU) kontert Kritik - Aussage fliegt ihr um die Ohren
Die CSU-Bundesministerin für Digitalisierung wurde nun gefragt, ob sie darin nicht ein soziales Problem sehe. Ärmere Menschen könnten sich schließlich nicht alle paar Jahre ein neues Smartphone kaufen, merkt das ZDF an.

„Jeder, der die App nutzt, hilft auch denjenigen, die die App momentan noch nicht nutzen können“, antwortete Bär. „Manchmal ist es nicht nur ein soziales Problem“, bewegt sie sich dann in eine kritischere Richtung, „manchmal ist es auch ein Problem der Bequemlichkeit. Es haben mich schon einige Berufsgruppen, die sich durchaus ein neues Handy leisten könnten, darauf angesprochen, dass die die App für sie nicht verfügbar sei, weil sie noch kein iPhone 6 haben. Die sagen dann, sie seien zu bequem, sich ein neues Handy zu kaufen.“
Erschreckende Auswirkungen von Smartphones auf das menschliche Gehirn verdeutlicht eine US-Studie.
Corona-Warn-App: „Zu bequem“ - Dorothee Bär sorgt für Empörung
Dieses Zitat wirkte wie ein Pulverfass. Im Internet schoss die Kritik an dieser Aussage sofort aus dem Boden. „Zu bequem, sich ein neues Handy zu kaufen“, vor allem ohne Zusammenhang besorgte dieser Teilsatz der Politikerin einen gewaschenen Shitstorm bei Twitter.
„Bayern Marie-Antoinette (Wo im Hartz-IV-Satz sind die paar Euro fürs noch so günstige Smartphone? Von denen, die aus nachhaltiger Überzeugung ihr altes Handy benutzen, mal ganz zu schweigen)“, schimpft ein User und vergleicht Bär mit der Monarchin, die zu Zeiten der französischen Revolution auf das Verlangen der Bevölkerung nach Brot mit „dann sollen sie doch Kuchen essen“ geantwortet haben soll.
Dorothee Bär reagiert auf Kritik: Zusammenhang fehlt - und wurde sie falsch zitiert?
Sehr viele Nutzer schlagen in die selbe Kerbe. Ohne geschichtliche Vergleiche zu bemühen, schimpfen sie darüber, dass die Bundestagsabgeordnete wohl nicht an die Probleme sozialer Schwächerer denke. Der Nachhaltigkeits-Aspekt kommt noch obendrauf.
Liest man Bärs Antwort aber aufmerksam, fällt auf, dass sie über diejenigen sinniert, „die sich durchaus ein neues Handy leisten könnten“. Dorothee Bär reagiert auf die virale Empörung und spricht von einem nicht ganz korrekten Zitat. Außerdem habe sie ursprünglich über Kollegen im Bundestag gesprochen und diese haben sicherlich genügend Geld für ein modernes Mobilfunkgerät. Für Dorothee Bär blieb es im August nicht nur bei diesem einen Shitstorm: Nach dem Sieg des FC Bayern München im Champions League-Finale setzte sie einen Twitter-Tweet ab, der für Diskussionen sorgte.
Nicht nur die Politikerin sah sich dem Zorn des Netzes ausgesetzt. Auch TV-Satiriker Dieter Nuhr wurde nun viral angegriffen - beantwortete dies aber mit einer wütenden Gegenattacke.
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