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Corona-Knall als Erbe eines trägen Sommers: Söder hat Recht - aber er offenbart eigene Defizite

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Von: Christian Deutschländer

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Markus Söder hat die Corona-Maßnahmen verschärft
Markus Söder hat die Corona-Maßnahmen verschärft - richtig, aber selbstverschuldet, findet Christian Deutschländer. © Matthias Balk/dpa/Schlaf/Münchner Merkur

Der Lockdown in Bayern wird ab Mittwoch nochmal verschärft. Ist das übertrieben? Oder notwendig? Unser Kommentator Christian Deutschländer erklärt hier sein Urteil.

Neulich versprachen die Ministerpräsidenten in Berlin noch stabile Langfrist-Konzepte gegen Corona. Ach! Tatsächlich hält kaum eine Maßnahme länger als zwei Wochen, ehe sie von Gerichten oder steigenden Zahlen überrollt wird. Auch jetzt ist es nackte Hektik, mit der Bayern kurz vor Weihnachten den Lockdown verschärft. Das ist kein guter Modus im Umgang mit Grundrechten. Doch leider ist ebenso klar: Nicht zu reagieren, den Kopf einzuziehen wie andere Bundesländer, wäre der viel größere Fehler.

Bayerns neue Schritte sind überwiegend richtig, und es ist auch gut, sie in Eile durchzuziehen. Sie lindern Defizite des als „light“ beschriebenen Lockdowns. Der war in Teilen zu pauschal, in anderen zu löchrig. Die neue Ausgangsbeschränkung klingt dabei spektakulär, ist es aber nicht. Auch die Silvester-Regeln sind durchaus angemessen.

Corona-Verschärfungen in Bayern: Auf zwei Maßnahmen kommt es an - Schule und Heime

Wirklich gravierend sind zwei staatliche Eingriffe: der Schutz der Heime und das Entzerren des Schulbetriebs. Natürlich müssen Alte und Kranke, die das Virus zu Tausenden dahinrafft, mit mehr Aufwand geschützt werden, mit Tests, Masken, Personal, harten Regeln. Genauso zentral ist die späte Erkenntnis, die Millionen Kontakte auf dem Schulweg und in Schulen zu reduzieren. Wechselunterricht leistet das leidlich und ist ab Klasse 8 in vielen Familien ohne Verwerfung möglich.

Christian Deutschländer, Ressortleiter Politik beim Münchner Merkur.
Christian Deutschländer, Ressortleiter Politik beim Münchner Merkur. © Marcus Schlaf.

Söders Corona-Reaktion: Warum erst jetzt? Im Sommer wurde getrödelt

Ministerpräsident Markus Söder packt zwei Schlüsselbereiche an. Recht hat er, offenbart aber Defizite seiner Regierung. Die Heim-Strategie hätte längst stehen müssen, das Problem ist ja nicht neu. Und lückenloser Live-Hybridunterricht, technisch aufwändig, wäre viel besser, hätten nicht Schulminister, einige Landräte und manch träger Lehrer gedacht, der neumodische Kram sei auszusitzen. Die Trägheit vom Sommer verschärft die Hektik im Advent. Die gefährlichen Zahlen an Infizierten, Intensivpatienten und Toten bis Anfang Januar zu senken, wird für alle eine Riesenaufgabe.

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