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Coronavirus: Lockdown ein „Riesenfehler“? Experten kritisieren Entscheidung

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Von: Michelle Brey

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War der Corona-Lockdown ein „Riesenfehler“? (Symbolbild)
War der Corona-Lockdown ein „Riesenfehler“? (Symbolbild) © picture alliance/dpa / Kay Nietfeld

Skeptiker und Kritiker stechen mit ihrer Meinung während der Corona-Krise heraus. War der Lockdown in dieser Form notwendig?

München - War der Lockdown in Deutschland wirklich notwendig oder waren die getroffenen Maßnahmen, wie beispielsweise das Kontaktverbot*, zu hart? Wird es eine zweite Welle geben? Während Virologen wie Christian Drosten*, Alexander Kekulé und Hendrik Streeck weiterhin zur Vorsicht mahnen, hört man auch die anderen Stimmen. Die Stimmen derjenigen, die den Lockdown nie wirklich befürworteten.

Coronavirus-Lockdown: Ein „Riesenfehler“ der deutschen Politik?

Staatsrechts-Professor Hans-Jürgen Papier, langjähriger Präsident des Bundesverfassungsgerichts sagte gegenüber der „Bild“-Zeitung: „Es stand die Abwägung an zwischen dem Schutz von Leben und Gesundheit einerseits und dem Schutz von Rechtsgütern mit Verfassungsrang andererseits. Im Detail mag das eine Angelegenheit für Runden von Bund und Ländern sein.“ Es hätte jedoch einer „breiteren und ausführlicheren parlamentarischen Debatte bedurft“, so Papier weiter. Dazu seien die abzuwägenden Rechtsgütern zu bedeutsam sowie die Konsequenzen und auch die Eingriffe zu groß gewesen.

Professor Stefan Homburg, früherer Berater der Bundesregierungen, äußerte sich hingegen zu den durch das Coronavirus hervorgerufene Einschränkungen und bezog sich dabei auch auf die Fallzahlen. „In Italien war die Coronawelle schlimmer als eine Grippewelle, in Deutschland weniger schlimm. Mit dem Lockdown haben Bund und Länder einen Riesenfehler gemacht“, so der Ökonom. Da die Schäden sich Tag für Tag vergrößern würden, seien alle Verbote sofort aufzuheben. Leere Fußballstadien und Gaststätten würden niemanden einen Nutzen bringen. 

Coronavirus-Lockdown in Deutschland: „Hätte die Maßnahmen nicht für notwendig gehalten“

Patricia Riekel, deutsche Journalistin und unter anderem ehemalige Chefredakteurin der Zeitschrift „Bunte“, spielte bei „Jetzt reden Vier. Talk der Woche“ auf Schwedens Sonderweg in der Corona-Krise an. „Ich hätte die Maßnahmen nicht für notwendig gehalten. Ich bin für den schwedischen Weg, den Empfehlungen, dass man Distanz einhält, dass sich Menschen, die gefährdet sind, etwas zurücknehmen, zu Hause bleiben, Schulen und Kitas etwas schließen“, sagte Riekel. „Was wir in den letzten sechs Wochen erlebt haben, war maßlos.“ 

Patricia Patricia Riekel hätte die Corona-Maßnahmen „nicht für notwendig gehalten“.
Patricia Riekel hätte die Corona-Maßnahmen „nicht für notwendig gehalten“. © dpa / Sabine Finger

Für den Münchner Philosophen Julian Nida-Rümelin sei es „geradezu grotesk“, dass man nicht wisse, wer infiziert worden sei, wer aktuell ansteckend sei, aber frei von Symptomen. Weiter sagte er in einem Interview mit der „Abendzeitung“: „Bei Covid-19 erscheinen täglich neue, gewaltige Zahlen, die uns verängstigen und ratlos machen (...). Diese Zahlen muss man einordnen, indem man sagt: Wie viele Menschen sterben in Deutschland täglich insgesamt? Wie viele an Herzinfarkt? Wie viele an Krebs? Wie viele an Covid-19? Dazu wird wenig beigetragen.“

Coronavirus: Der Lockdown und seine Lockerungen in Deutschland

Eine Prognose zu ziehen, ob der Lockdown und seine Schutzmaßnahmen* in dem getroffenen Härtegrad wirklich notwendig war, wird vermutlich - wenn überhaupt - erst in einigen Monaten möglich sein. Noch weiß man zu wenig von dem Coronavirus* Sars-CoV-2. Ob es eine zweite Viruswelle geben wird, steht noch in den Sternen und kann auch von Virologen nicht vorhergesagt werden. 

Oberste Vorsicht gilt trotz Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Denn die Ungewissheit wird wohl noch für lange Zeit unser Begleiter bleiben. 

TV-Koch Attila Hildmann äußert sich zur Corona-Krise auf polarisierende Art - darauf reagieren die Vertreiber seiner Produkte.

Einige Kritiker loben den schwedischen Sonderweg. Doch auch dort zeichnen sich starke wirtschaftliche Schäden ab. Und es bleibt die Frage: Sind die beiden Staaten überhaupt miteinander vergleichbar?

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