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Lauterbach warnt Merkels Runde vor Lockerungen: „Dritte Welle im März kaum mehr zu verhindern“

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Von: Maximilian Kettenbach

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Die Furcht vor einer Kombinations-Mutante könnte den Corona-Gipfel mit Merkel vor größeren Lockerungen zurückschrecken lassen. Karl Lauterbach warnt im Merkur.de-Gespräch.

Berlin - „Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, stehen wir mit Corona*-Lockerungen ab Anfang März wieder vor steigenden Zahlen.“ Karl Lauterbach spricht vor dem Corona-Gipfel am Mittwoch der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel einmal mehr das Unangenehme aus. „Der Lockerungsspielraum liegt eigentlich bei null“, erklärte der SPD-Gesundheitspolitiker gegenüber Merkur.de.*

Er begründet es mit den neuen Varianten. „Anfang März wird sich der Anteil der britischen Mutation auf rund 30 Prozent unserer Fälle erhöht haben. Das Problem ist: Die britische trägt teilweise auch die Escape-Variante aus Südafrika in sich, und das ist die gefährlichste – eine Kombinations-Mutation sozusagen. Sie ist so ansteckend wie die britische und so immun gegen die Abwehr wie die Südafrika-Mutante.“ Sie habe eine Art Schutzschirm gegen die Abwehrzellen des Körpers. Lauterbach nennt es sogar „eine Art neues Virus“.

Das ganze Merkur.de-Interview mit Karl Lauterbach finden Sie hier.

Auch Merkel zeigte sich hinsichtlich der Varianten sehr besorgt. Laut Informationen von RTL und ntv sagte sie in der CDU-Präsidiumssitzung vom Montag nach Angaben von Teilnehmern: „Ich vermute, dass 20 Prozent aller Corona-Infektionen aktuell auf die Mutationen zurückzuführen sind.“

Die Panik vor den Mutationen geht anderen aber zu weit: „In Irland sind die Fallzahlen um achzig Prozent gesunken, in England um sechzig Prozent – und das, während sich die Variante weiter ausgebreitet hat“, sagt Epidemiologe Klaus Stöhr (62) zu der Bild.

Corona-Lockerungen in Deutschland? Lauterbach würde Grundschulen aber keine Friseure öffnen

Besonders die britische Variante ist bereits so stark verbreitet, dass es spätestens Anfang März bestenfalls zu einer Stagnation komme, ehe die Fallzahlen dann wieder steigen würden, so Lauterbach. Ginge es nach ihm, dürften nicht einmal Friseure öffnen. Diesen Vorschlag hatte zuletzt sogar Innenminister Horst Seehofer (CSU) eingeworfen*.

Einen Spielraum sieht Lauterbach dann aber offenbar doch: „Was ich mir einzig vorstellen könnte, wäre Grundschulen und Kitas zu öffnen – wegen der schlimmen Folgeschäden für Kinder.“ Allerdings müsse das Konzept stimmen. Grundschullehrer und Erzieher sollten daher vorrangig geimpft werden, Schüler müssten medizinische Masken tragen und mindestens einmal pro Woche einen Antigen-Schnelltest* machen. Dazu könne dann Wechselunterricht stattfinden, meint Lauterbach. Inwieweit Bund und Länder das genauso sehen, ist ungewiss.

Kanzlerin Merkel hatte offenbar am Montagvormittag in einer Sitzung des CDU-Präsidiums eine längerfristige Strategie für Schulen und Kitas in Aussicht gestellt - so will es die dpa von Teilnehmern der virtuellen Runde erfahren haben. Bildungsministerin Anja Karliczek stellte noch am Mittag ein neues Leitfaden-Papier vor, das Maßnahmen genauer betrachtet.

Lauterbach: „Corona-Mutationen bauen sich ansonsten schonungslos zu dritter Welle auf“

Lauterbach dürfte das zu weit gehen. Der Mahner in der Pandemie warnt trotz sinkender Corona*-Infektionszahlen drastisch: „Die Mutationen bauen sich ansonsten systematisch und schonungslos zu einer dritten Welle auf. Die höheren Klassen müssen ausschließlich im Homeschooling bleiben, sonst verlieren wir schnell die Kontrolle über die Pandemie. Der aktuelle Lockdown ist erfolgreich, aber nicht erfolgreich genug.“

Bei Handel und Gastronomie bleibt die Situation kritisch. Zu Restaurants sagt Lauterbach: „Für die nächsten Wochen dürfen wir da keine Hoffnungen machen.“ Vielmehr fürchtet er: „Ich glaube auch, dass eine sich langsam aufbauende dritte Welle im März kaum mehr zu verhindern ist, aber es liegt an uns und unserem Umgang, wie stark sie sein wird. Der Gipfel mit der Kanzlerin wird auch hier von entscheidender Bedeutung sein.“ (Maximilian Kettenbach) *Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk

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