Debatte vor dem Corona-Gipfel: Top-Virologen mit harten Forderungen - Umkreisbeschränkungen im Gespräch
Die Infektionszahlen müssen deutlich sinken, fordern Top-Virologen. Eine Expertenrunde vor dem Corona-Gipfel spricht u.a. über eine Umkreisbeschränkung auf fünf Kilometer.
Berlin - Mehrere Top-Virologen fordern eine Verschärfung der Maßnahmen von der Politik. Vor dem Corona-Krisengipfel wurden Experten aus der Wissenschaft* in einer Videoschalte mit rund 60 Politikern, darunter Angela Merkel* (CDU) und die Länderchefs, gehört. Charité-Virologe Prof. Christian Drosten, RKI-Chef Lothar Wieler, Prof. Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Institut und Physikerin Dr. Viola Priesemann vom Göttinger Max-Planck-Institut waren unter den Referenten, so berichtet die Bild-Zeitung in Berufung auf Teilnehmende. Dass die aktuell niedrigen Zahlen wenig wert seien, soll RKI-Chef Wieler gesagt haben - weil wenig getestet werde.
Umkreisbeschränkungen im Gespräch: Virologin mit einer harten Forderung
„Die gemeldeten Fälle sind auch gar nicht das Problem, sondern jene, die es nicht wissen und sich nicht an die Kontaktregeln halten“, sagte demnach Priesemann. Sie ist Physikerin am Max-Planck-Institut und forderte laut der Bild: „Man muss einen konsequenten Lockdown machen und durchhalten, wie in anderen Ländern. Wir brauchen niedrige Fallzahlen.“ Zu den von ihr vorgeschlagenen Verschärfungen zählen offenbar Kantinenschließungen, eine „Stay-at-home“-Anordnung der Regierung oder die Beschränkung der Sitzplätze im öffentlichen Nahverkehr. Ein weiterer Diskussionspunkt Priesemanns: Sie fordert sogar eine Bewegungseinschränkung der Bürger auf einen Radius von 5 Kilometern.
„Wir haben immer noch eine zu hohe Mobilität“, hatte auch Thürings Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) schon im Vorfeld zum Krisengipfel gesagt. Im Freistaat will man offenbar eine Umkreisbeschränkung von 15 Kilometern einführen, wie es sie derzeit bereits in Sachsen gibt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur werden Mobilitätseinschränkungen auch am Dienstagvormittag in der Vorbereitung des Krisengipfels diskutiert: In Kreisen mit einer hohen Neuansteckungsrate könnte es demnach Einschränkungen des erlaubten Bewegungsradius um den Wohnort geben. Noch ist offen, ob dieser Punkt Eingang in das Beschlusspapier findet.
Vor dem Corona-Gipfel: Experte will Schulen nicht öffnen - Drosten über Virus-Mutation
„Eine Ziel-Inzidenz von 10 ist ein Wert, auf den wir zusteuern sollten“ - so die Meinung von Prof. Michael Meyer-Hermann,System-Immunologe am Helmholtz-Institut. Er soll gesagt haben: „Daher sollte man die Schulen nicht öffnen.“ Widersprochen wurde ihm von Prof. Reinhard Berner, Chef der Uniklinik Dresden „Jüngere Kinder scheinen weniger empfänglich für das Virus zu sein und geben es seltener weiter – das zeigt die Mehrheit der Studien“, sagte Berner, der eine Studie mit 800 infizierten Kindern ausgewertet hatte.
Charité-Virologe Drosten berichtete demnach in der Schalte über die Virus-Mutation in Südafrika und England. „Das Virus muss man ernst nehmen“, so Drosten über die Mutation in Großbritannien. Noch wisse die Wissenschaft aber nicht viel über Herkunft und ob das neue Virus das alte bereits verdrängt hat auf der Insel. Anders als geplant dauert die Schalte über zwei Stunden, so Informationen der Bild-Zeitung. (kat) *Merkur.de und tz.de Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.