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Corona-Krise: Kliniken rüsten sich für den großen Ansturm - ein Engpass ist kaum noch zu vermeiden

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Von: Sebastian Horsch

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Heiß begehrt: Schutzkleidung geht in den deutschen Kliniken langsam zur Neige.
Heiß begehrt: Schutzkleidung geht in den deutschen Kliniken langsam zur Neige. © dpa / Jens Büttner

Auf die deutschen Kliniken wird nach den ersten Wochen der Corona-Krise schon bald eine immense Herausforderung zukommen. Schon jetzt droht ein Mangel an Elementarem.

München - Die Zahl der Corona-Fälle, die in Bayerns Krankenhäusern aufschlagen, nimmt stetig zu - sowohl in den Intensivstationen als auch insgesamt. Noch ist die Situation in den Kliniken aber gut beherrschbar, sagt Siegfried Hasenbein, der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG). „Wir rechnen jetzt bereits seit über zwei Wochen mit dem Ansturm.“

Die Vorbereitungen auf den Höhepunkt der Epidemie laufen. An ihre Grenzen geraten viele Kliniken laut Hasenbein, wenn es darum geht, selbst zusätzliche Beatmungsgeräte zu organisieren. „Da gibt es eine Riesennachfrage“, sagt der BKG-Chef. Das Angebot sei entsprechend gering.

Corona-Krise in Bayern: Gesundheitsministerium kämpft für neue Beatmungsgeräte

Auch das bayerische Gesundheitsministerium arbeitet unter Hochdruck an der Beschaffung zusätzlicher Geräte. „Erste Bestellungen sind bereits vor Wochen in Auftrag gegeben worden, bisher haben wir über 1400 Geräte bestellt“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Donnerstag. Zudem seien bereits 104 Heimbeatmungsgeräte von unterschiedlichen Lieferanten an neun Krankenhäuser geliefert worden.

Ähnlich schwierig ist die Lage noch immer auch bei der Versorgung mit Schutzausrüstung wie Atemschutzmasken* oder Kitteln. „Wenn nicht bald eine nennenswerte Lieferung kommt, bekommen wir einen Engpass“, sagt Hasenbein.

Corona-Krise in Bayern: 12.000 zusätzliche Intensivbetten in Deutschland

Besser sieht es inzwischen bei den

Erwartet einen Patientenansturm auf die Kliniken: Siegfried Hasenbein ist Chef der Krankenhausgesellschaft.
Erwartet einen Patientenansturm auf die Kliniken: Siegfried Hasenbein ist Chef der Krankenhausgesellschaft. © fkn

Intensivbetten aus. Deutschlands Kliniken haben es geschafft, die Zahl der Intensivbetten von etwa 28.000 auf rund 40.000 zu erhöhen. „Es wird improvisiert“, sagt BKG-Chef Hasenbein. OP-Räume und Aufwachsäle würden zu Intensivstationen umgebaut. Auch in Bayern wurde so die Zahl der Intensivbetten in den letzten zwei Wochen von 3600 (2600 mit invasiver Beatmungsmöglichkeit) bis Donnerstag auf 4300 (3000 mit invasiver Beatmungsmöglichkeit) gesteigert. In jedem Regierungsbezirk seien (Stand Dienstag) noch mehr als 100 freie Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit vorhanden, teilte Gesundheitsministerin Huml auf Anfrage mit.

Beachtlich ist das auch, weil Deutschland im internationalen Vergleich schon vor der Corona-Krise gut dastand. Bundesweit kamen 33,9 Intensivbetten auf 100.000 Einwohner, zeigt eine Erhebung des Statistischen Bundesamts. In Bayern sind es rund 31 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner. Und wie beschrieben, werden in beiden Fällen die Kapazitäten derzeit massiv ausgebaut.

Corona-Krise: Deutlich geringere Intensivbetten-Dichte in Italien und Spanien

Auch Österreich weist mit 28,9 Intensivbetten je 100.000 Einwohner demnach eine hohe Dichte auf. Deutlich geringer sind die Kapazitäten in den stark von der Corona-Pandemie betroffenen Staaten Spanien mit 9,7 und Italien mit 8,6 Intensivbetten je 100.000 Einwohnern.

Unterdessen berichten deutsche Krankenhäuser wie die Berliner Charité von einem deutlichen Rückgang der zu versorgenden Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten seit Beginn der Corona-Pandemie. Doch verschoben würden nur Eingriffe, bei denen es vertretbar sei, betont Hasenbein. Wer zum Beispiel einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Unfall erleide, werde weiter vollwertig behandelt. „Auch die Versorgung von Nicht-Covid-Patienten ist sicher, und derzeit gibt es da auch keine Engpässe“, sagt Hasenbein.

Corona-Krise Bayern: Masse an schwer Erkrankten könnten Kliniken an Grenze bringen

Wenn das System von der Masse an schwer erkrankten Patienten tatsächlich überfordert werden sollte, könne das womöglich in ein paar Wochen anders aussehen. „Dann müsste man Entscheidungen treffen“, sagt Hasenbein. Allerdings komme es auch im Routinebetrieb vor, dass alle Intensivbetten belegt sind und ein weiterer Notfall reinkommt - „wenn auch selten“.

Weil sich Patienten und Mitglieder des Personals angesteckt haben, wurde eine Münchner Klinik geschlossen. In ganz Bayern will die Polizei die Einhaltung der Ausgangsbeschränkung verstärkt kontrollieren und droht mit Anzeigen.

Gesundheitsminister Jens Spahn hegt die Hoffnung, dass ein Heilmittel „deutlich früher“ kommen könnte. Eine Produzentin von Mundschutz könnte offenbar viel mehr herstellen, darf aber nur einen „Bruchteil“ ausliefern.

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionetzwerks.

Sebastian Horsch

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