„Markus Lanz“: SPD-Mann warnt - für wen das Virus wirklich gefährlich ist

Bei „Markus Lanz“ im ZDF warnt der Mediziner Karl Lauterbach vor einer Verharmlosung der Lungenkrankheit Covid-19. Auch müsse man künftig mit deutlich mehr Infektionen rechnen.
- Markus Lanz widmet sich im ZDF am Donnerstagabend der Ausbreitung des Coronavirus*.
- Der deutsche Mediziner, Gesundheitswissenschaftler und Politiker (SPD), Karl Lauterbach, warnt vor einer Verharmlosung des Coronavirus.
- Die Lungenkrankheit Covid-19 sei zehnmal so gefährlich wie die Influenza.
Hamburg - Der deutsche Mediziner, Gesundheitswissenschaftler und Politiker (SPD), Karl Lauterbach, hat bei Markus Lanz im ZDF eindringlich vor einer Verharmlosung der Lungenkrankheit Covid-19 gewarnt. Das neue Coronavirus*, Sars-CoV-2, verbreite sich, „über den Daumen gepeilt“, zweimal so schnell wie die herkömmliche Influenza, schätzt der Experte im TV: „Wir müssen deutlich mehr Fälle erwarten.“ Diese Aussagen wurden im aktuellen Polittalk noch einmalm bestätigt. Ein Virologe warnte, dass wir eigentlich deutlich mehr Fälle zu verzeichnen hätten.
Er rechne damit, das schlussendlich 40 bis 70 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sein werde. Davon gingen zumindest Epidemiologen der US-amerikanischen Eliteuniversität Harvard aus. Weitere Mediziner in Deutschland kommen zu ähnlichen Einschätzungen. Für Menschen Mitte 80 sei die Erkrankung mit viel Glück zehnmal, wenn nicht 15-Mal so tödlich wie die herkömmliche Grippe, schätzt der Gesundheitswissenschaftler.
Coronavirus bei „Markus Lanz“: Lauterbach warnt vor Verharmlosung - „Zehnmal gefährlicher als Grippe“
Nach den bisher bekannten Zahlen liegt die Sterblichkeitsrate beim Virus Sars-CoV-2 fast zehnmal so hoch wie bei der normalen Grippe, sagt Lauterbach. Diese Zahl meldet auch das Robert Koch-Institut (RKI). Damit liegt die Sterblichkeit bei ein- bis zwei Prozent der Infizierten. 80 Prozent der Infizierten haben laut RKI nur milde Symptome, doch 15 Prozent erkrankten schwer an der Lungenerkrankung Covid-19. Für 30 Prozent der Menschen ab 85 Jahre verlaufe die Lungenerkrankung schwer, so Lauterbach. Die Abhängigkeit der Symptome und er Sterblichkeit hänge bei einer Covid-19-Erkrankung stark vom Alter ab.
Mit einem Impfstoff könne man erst in anderthalb bis zwei Jahren rechnen, glaubt Lauterbach weiter. Das Virus verändere sich nicht besonders stark - zumindest bisher. Deshalb könne man davon ausgehen, dass sich auch Immunitäten entwickelten. Doch mit dem Temperaturanstieg sei es mit dem Thema Coronavirus* noch lange nicht vorbei, so Lauterbach. Dieses Virus würde im Sommer in Deutschland lediglich abflauen, so der Experte. Im Herbst käme es dann mit voller Wucht zurück - „und bis dahin haben wir noch keinen Impfstoff“, betont der Mediziner.
Darüber, ob das Coronavirus den Sommer in Europa hindurch eine Rolle spielen wird, teilen sich die Geister in Wissenschaft und Medizin. Da aber auch Infizierte in wärmeren Gebieten der Erde gemeldet werden, ist ein Überleben des Virus derzeit nicht auszuschließen.
Markus Lanz (ZDF): Coronavirus - Experte warnt vor Verharmlosung
Man solle aber trotz dieser Einschätzungen nicht in Panik verfallen, so Lauterbach. Da muss Moderator doch ein bisschen Lachen. Nachdem, was Lauterbach nun alles erläutert habe, spüre er bereits die Symptome bei sich selbst, sagt er ironisch. Lauterbach grenzt seine dramatischen Einschätzungen ein: Wer einmal an dem Virus erkrankt sei, sei voraussichtlich danach immun. „Gemeldete Mehrfachfälle werden oft falsch gewertet“, so Lauterbach. Bei wem das Virus nach der Genesung erneut auftauche, sei es wahrscheinlich gar nicht erst losgeworden.
Auf die Nachfrage Lanz‘, warum man das Virus in den USA so gut im Griff habe verliert Lauterbach regelrecht die Fassung und lacht. „Donald Trump hat gar nichts im Griff“, so Lauterbach. „Wer Donald Trump noch irgendetwas glaubt, ist wirklich selbst schuld.“ Der US-Präsident widerspreche den Experten auf gemeinsamen Presseterminen, höre ihnen offenbar nicht richtig zu. Die Dunkelziffer in den USA sei wahrscheinlich deutlich höher, als die gemeldeten Fallzahlen, so Lauterbach.
Derweil wurde Südtirol zu einem Risikogebiet erklärt. Italien hat 4200 Infizierte gemeldet. Auch weltweit verschärft sich die Situation. In Deutschland ist NRW am stärksten betroffen. Bei Anne Will soll unterdessen ebenfalls die Corona-Krise behandelt werden. „Wie drastisch müssen die Maßnahmen sein?“ Hilft die Maskenpflicht gegen das Coronavirus? Ministerpräsident platzt bei Lanz der Kragen.
nai
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