Corona: „Dritte Welle“ und Pleiten-Boom? Streeck und Wagenknecht beunruhigen im ZDF

Der Kampf gegen das Coronavirus dauert an. Virologe Hendrik Streeck zeichnet ein düsteres Bild. Auch Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht sieht harte Zeiten kommen.
- Virologe Hendrik Streeck mahnt im ZDF-Talk „Maybrit Illner“, mit dem Coronavirus „souveräner“ umzugehen.
- Die nächste Welle der Ausbreitung werde kommen, doch es gebe Verbesserungspotential.
- Politikerin Sahra Wagenknecht warnt indes vor einer Pleitewelle.
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Mainz - Ein letztes Mal vor der Sommerpause lud Maybrit Illner, die jüngst das Opfer rechtsextremer Drohmails wurde, im ZDF zu ihrer Talkrunde. Die war hochkarätig besetzt: Unter anderem nahmen Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und der Bonner Virologe Hendrik Streeck an der Diskussionsrunde teil.
Die stand ganz im Zeichen des Coronavirus, das Forschern nach wie vor Rätsel aufgibt. Und der Ausblick, den Streeck, dabei machte, fiel düster aus. „Ich rechne damit, dass es eine zweite, dritte Welle geben wird“, meinte der Virologe, der sich kürzlich einen heftigen Streit mit Kollege Christian Drosten über den Umgang mit dem Coronavirus lieferte.
Virologe Streeck mahnt bei „Illner“ (ZDF): „Corona wird bleiben“
Trotz einer ersten Beruhigung der Lage sei dies typisch: „Wir haben ein dauerndes Auf- und Abwabern, wie wir das für alle Coronaviren kennen.“ Zudem warnte Streeck die Gesellschaft davor, falsche Hoffnungen bezüglich Covid-19 zu haben.
„Wir müssen uns von diesem Gedanken verabschieden, dass wir das Virus komplett austreiben können aus der Gesellschaft. Es ist da, es wird auch bleiben und es wird Teil von unserem Alltag werden. Wir müssen anfangen, souverän damit umzugehen“, forderte der zuletzt teils auch scharf kritisierte Viren-Experte, dessen Heinsberg-Studie zum Coronavirus eine Anzeige nach sich zog.
Düsterer Illner-Talk: Wagenknecht prognostiziert Pleitewelle durch Corona
Auch Wagenknecht rechnet nicht damit, dass der Kampf gegen das Coronavirus schon vorbei ist und die Auswirkungen der Pandemie bereits ihren Höhepunkt erreicht haben. Sie befürchtet für das Ende des Jahres eine Pleitewelle bei deutschen Unternehmen.
Diese sind im Insolvenzfall vorübergehend bis zum Herbst von der Anzeigepflicht befreit. Doch fällt diese Regel weg, sieht Wagenknecht das wahre Ausmaß der Corona-Krise auf die deutsche Wirtschaft erst zukommen.
Altmaier zeigte sich zu Beginn der Sendung dagegen überzeugt, dass die Bundesregierung gewappnet sei. „Wir müssen immer die richtigen Entscheidungen treffen, bislang ist uns das gelungen“, fand der CDU-Politiker. Doch im Verlauf des Talks musste auch Altmaier gestehen: „Es wird zu Firmenschließungen kommen.“
„Maybrit Illner“ (ZDF): Streeck fordert Corona-Eingreiftruppe für Deutschland
Unterdessen sieht Streeck auch Bedarf, die Effektivität der Virenbekämpfung zu steigern. „Am besten können wir so ein Virus eindämmen, wenn wir wissen, wo die Infektionen sind. Indem man dort gezielt testet, was die Bundesregierung macht, und dann Kontakte nachverfolgt“, beschreibt der Virologe. „Gütersloh war ein wunderbares Beispiel, wie gut das funktioniert.“
Zwar müsse man mit Hotspots wie in Gütersloh immer wieder rechnen, doch man könne dieser Herr werden. „In Deutschland würde ich mir wünschen, dass da eine Gruppe gezielt reingeht, eindämmt. Und mit ihrem Wissen in ihrer Stärke wächst und immer besser wird.“ Diese Gruppe solle laut Streeck idealerweise aus Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Roten Kreuzes bestehen.
Ebenso laufe auch der internationale Kampf gegen das Coronavirus nicht ideal, befand der Mediziner. Das Virus macht keinen Halt vor Ländergrenzen, mahnte Streeck. Es brauche eine „zentral gesteuerte Eingreiftruppe, die Hotspots eindämmen kann. Jedes Mal, wenn man in einen Hotspot reingeht, lernt man das Virus, die Ausbreitung kennen.“ (kh)
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