Stefinger und Müller outen sich: Erstes schwules Paar in Unions-Fraktion mit Coming-Out

Wolfgang Stefinger und Sepp Müller outeten sich gemeinsam als Paar. Damit
München – Ungewöhnliches Outing in der Politik: Der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger und Unionsfraktionsvize Sepp Müller sind ein Paar und haben das am Montagabend öffentlich gemacht. „Wir sind glücklich“, sagte Stefinger und postete ein Bild der beiden auf Twitter.
Stefinger (37) sitzt seit knapp zehn Jahren für den Münchner Osten im Bundestag. In Berlin lernte er dann Müller kennen, der 2017 ins Parlament einzog. Der 33-Jährige kommt aus Sachsen-Anhalt, gewann da für die CDU den Wahlkreis in Dessau. Beide Politiker gelten als eher liberal. Müller arbeitete sich in kurzer Zeit bis zum Fraktionsvize der Union hoch, eine der wenigen Führungsaufgaben, die der CDU in der Opposition geblieben sind.
Erstes schwules Paar in Unions-Fraktion outet sich
Stefinger mag nicht von einer großen Besonderheit sprechen. Er bestätigte die Echtheit des Fotos gegenüber unserer Redaktion. „Elf Prozent aller Paare lernen sich am Arbeitsplatz kennen und lieben“, verbreitet der Münchner. „Manchmal werden Kollegen zu Freunden. Aus Freundschaft wurde bei uns Liebe.“
In den beiden Parteien wird das freundlich aufgenommen. Zahlreiche Abgeordnete aus Berlin und München, darunter CSU-Generalsekretär Martin Huber und CDU-Vize-Generalin Christina Stumpp, meldeten sich öffentlich mit Glückwünschen.
„Wir sind glücklich“ - Stefinger und Müller sind ein Paar
Offen homosexuelle Abgeordnete sind auch in CDU und CSU weder Aufreger noch große Ausnahme; die Grundsatzprogramme beider konservativer Parteien anerkennen seit vielen Jahren die Verantwortung, die schwule und lesbische Paare füreinander übernehmen. Die Zeiten, als einzig heterosexuelle Paare bei der Union politisch daheim waren, sind längst vorbei. Unter anderem kandidieren für die Landtags-CSU im Herbst auch homosexuelle Politiker. Der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl etwa, der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit das CSU-Direktmandat im Landkreis holen wird, hat im Frühjahr 2022 seinen Freund geheiratet, mitsamt persönlichem Glückwunsch von Parteichef Markus Söder. Von anderen ist die sexuelle Orientierung bekannt, wird aber nicht groß thematisiert. Ein offizielles Paar in der Unionsfraktion im Bundestag gab es indes noch nicht. Sogar die SPD im Münchner Osten beglückwünschte Stefinger und Müller dazu.
Stefinger hatte zuvor nicht groß über sein Privatleben gesprochen, politisch aber klar Haltung gezeigt. 2017 stimmte er zum Beispiel als einer von nur sieben CSU-Abgeordneten im Bundestag nicht gegen die „Ehe für alle“. Sein Argument: Dadurch werde „niemandem etwas weggenommen“.
Der 37-Jährige hatte im Herbst 2021 sein Direktmandat im Münchner Osten wieder geholt, mit knapp 32 Prozent etwa zehn Punkte vor den Grünen.