Putins begehrte Wracks: Deutsche BND-Spione erbeuten in Ukraine offenbar russische Militärtechnik

Die russische Armee lässt viele ihrer zerstörten Panzer auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zurück. Westliche Geheimdienste wie der BND interessieren sich nicht nur dafür.
München/Charkiw/Donbass - Wie so oft im Ukraine-Krieg, heißt es auch in diesem Fall: Die Informationen lassen sich aus westlicher Perspektive nicht unabhängig überprüfen. Das ukrainische Medienprojekt The Kyiv Independent veröffentlicht bei Twitter täglich eine Liste mit angeblichen Verlusten der russischen Invasionsarmee.
Ukraine-Krieg: Russische Armee lässt bei Rückzug viel Militärtechnik zurück
Dabei beruft sich die Online-Nachrichtenseite wiederum auf die Informationen des ukrainischen Generalstabes. Während Moskau die angegebenen hohen Zahlen weder kommentiert noch dementiert. Laut der Aktualisierung vom 19. Dezember sind seit dem 24. Februar, also seit Beginn des Krieges, geschätzt 98.800 russische Soldaten gefallen oder verwundet worden.
Demnach haben die russischen Angreifer seither fast 3000 Kampfpanzer und fast 6000 Schützenpanzer verloren. 281 Kampfflugzeuge sollen abgeschossen oder erbeutet worden sein, zudem 264 Hubschrauber. Ob die Zahlen so wirklich stimmen, ist nicht bekannt. Immer wieder zeigen Fotos aus der Ukraine zumindest zurückgelassenes russisches Militärgerät. Zum Beispiel jüngst einen verwaisten und mit dem bekannten „Z“ gekennzeichneten Mi-24 Kampfhubschrauber in Cherson.
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Wie nun der WDR berichtet, sind die russischen Wracks aus Kreml-Chef Wladimir Putins Angriffskrieg begehrt bei westlichen Geheimdiensten - auch beim Bundesnachrichtendienst (BND). So sammeln BND-Spione unter mithilfe der ukrainischen Streitkräfte angeblich russisches Rüstungsmaterial und Ausrüstungsgegenstände, insbesondere von jenem Militärmaterial, das bislang im Westen noch unbekannt war. Wie zum Beispiel vom Kampfpanzer T-90M.
Ukraine-Krieg: Deutscher BND hortet angeblich erbeutetes russisches Kriegsgerät
In Deutschland werde das Kriegsgerät dann gemeinsam mit der Bundeswehr untersucht, heißt es in dem WDR-Bericht. Demnach habe es etwa Beschusstests an Panzerungen und Abwehrtechnologien gegeben. Russische Lenkflugkörper, Zielerfassungssysteme und von Moskau eingesetzte iranischen Shaded-Drohnen stünden zudem weit oben auf der Wunschliste des BND, wird vom Westdeutschen Rundfunk weiter berichtet.
Zur Einordnung: Der Bundesnachrichtendienst ist zuständig für die zivile und militärische Auslandsaufklärung. Weder von der Bundesbehörde noch von der Bundeswehr oder dem Bundesverteidigungsministerium wurde laut WDR indes bestätigt, dass Deutschland fremde Wehrtechnik der Russen beschafft und die Erkenntnisse dazu mit seinen Nato-Partnern teilt.

Umso sensibler geht der Westen offenbar mit dem Risiko um, eigene moderne Wehrtechnik könnte durch die russische Armee erbeutet werden. Anfangs sehr zögerlich in dieser Frage, hatte beispielsweise Deutschland erst nach und nach der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine zugestimmt.
Westliche Befürchtungen im Ukraine-Krieg: Fällt eigenes Militärgerät in russische Hände?
Mittlerweile sind, was auf der Homepage „Militärische Unterstützungsleistungen für die Ukraine“ der Bundesregierungs-Website ersichtlich ist, unter anderem fünf Mehrfachraketenwerfer MARS II sowie 14 Panzerhaubitzen 2000 (gemeinsames Projekt mit den Niederlanden) aus Deutschland auf Seiten der Ukraine an den Schlachten des Krieges beteiligt, die aktuell vor allem rund um Bachmut im Donbass geschlagen werden.
Zudem wird derzeit wegen einer befürchteten russischen Großoffensive Anfang 2023 die Lieferung von 18 schweren Radhaubitzen RCH 155 vorbereitet oder bereits durchführt. In der Hoffnung, dass davon nichts in die Hände der Russen fällt. Während gleichzeitig offenbar erbeutetes russisches Militärgerät analysiert wird. (pm)