entspricht nicht der heutigen Lebensrealität“, teilte das Institut mit. Allerdings sei es nicht möglich, alle relevanten ethnischen und religiösen Gruppen ausgewogen darzustellen - und dann auch noch auf Geschlechtergleichheit zu achten. Deshalb entschied sich das Institut für Städtenamen. Damit hätten auch andere europäische Länder bereits gute Erfahrungen gemacht.
Dr. Michael Blume, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, hat die Reform ausgelöst und freut sich über diesen Vorschlag. „Über Jahrzehnte wurde in Deutschland eine Buchstabiertafel tradiert, aus der die Nationalsozialisten alle deutsch-jüdischen Namen getilgt hatten“, erklärt er. Aus „David“ wurde 1934 „Dora“, „Nathan“ wurde durch „Nordpol“ und „Samuel“ durch „Siegfried“ ersetzt. Zwar wurde die Tafel seit 1945 einige Male überarbeitet, doch die jüdischen Namen blieben weiterhin draußen.
Viele deutsche Städte freuen sich über die Idee. „Vom damit verbundenen Bekanntheitsgrad würden wir als vergleichsweise kleine Stadt besonders profitieren“, hieß es aus Tübingen. Viele kleinere Städte könnten damit auch an Bekanntheit gewinnen. „Wir sind überrascht, aber es ist doch schön, dass man an Unna gedacht hat“, sagte ein Sprecher der Stadt der dpa. Die Wahl dürfte dem Umstand geschuldet sein, „dass es nicht so viele Städte mit U gibt“. Zwischen den bayerischen Städten Nürnberg und Fürth führte die Idee allerdings zum Zwist.
In einem bisherigen Entwurf setzt das Institut vor allem auf Orte, die ein bekanntes Autokennzeichen oder Kennzeichen mit einem Buchstaben haben. Somit könnte „F wie Frankfurt“ oder „N wie Nürnberg“ bald in den deutschen Sprachgebrauch eingehen. Dem Institut war es wichtig, schnell zu merkende oder bereits gelernte Begriffe aufzugreifen. Dabei habe man versucht, ein Gleichgewicht zwischen westdeutschen und ostdeutschen Städten herzustellen.
Im derzeitigen Vorschlag des Instituts ist Nordrhein-Westfahlen der Spitzenreiter unter den Bundesländern: Neben Essen, Köln und Wuppertal könnten noch vier weitere Städte in die Buchstabiertafel aufgenommen werden. In Bayern sind bislang vier Städte vorgesehen, darunter auch München und Augsburg. Das Saarland, Rheinland-Pfalz, Bremen,
Hamburg und Sachsen-Anhalt gehen nach derzeitigem Stand leer aus.
Die Änderungen betreffen vor allem Wirtschaft und Verwaltung. Die Verwendung der neuen DIN-Norm* soll allerdings nicht verpflichtend sein. Auch Rettungsdienste, Polizei oder Luftfahrt sind von der Norm ausgenommen. Die vorgestellte Fassung ist noch ein Entwurf, Interessierte können sich noch mit Ideen und Kommentaren an das Deutsche Institut für Normung wenden. Eine endgültige Fassung wird Mitte 2022 erwartet. *Merkur.de ist ein Angebot von Ippen.Media