Gilt als eines der stärksten Geschütze der Welt: Deutschland liefert der Ukraine Panzerhaubitzen

Deutschland liefert Panzerhaubitzen in die Ukraine. Was für eine Art Waffe ist das überhaupt und wieso kann sie trotz ihrer geringen Anzahl einen solchen Unterschied ausmachen?
München - „Nur“ sieben Panzerhaubitzen 2000 will Deutschland der Ukraine im Kampf gegen Wladimir Putins Russland liefern, gemeinsam mit fünf weiteren aus den Niederlanden. Doch diese zwölf Fahrzeuge könnten den Ukraine-Krieg gewaltig beeinflussen.
Die Panzerhaubitze ist ein schweres Artilleriegeschütz, das im Vergleich zu konventionellen Kanonen einen riesigen Vorteil aufweist: Sie ist mobil. Ein gepanzertes 1000-PS-Kettenfahrzeug, das das Geschütz beliebig schnell von A nach B transportieren und sofort feuern kann. Es muss sich nicht aufwändig ziehen lassen.
„Shoot and Scoot“ - der riesige Vorteil von Panzerhaubitzen im Ukraine-Krieg
Der Nachteil von Artillerie ist, dass der Gegner den Standort per Radar meist sofort ermitteln kann und zum Gegenschlag ansetzen kann. Die Haubitze umgeht diesen: Sie feuert, und wenn der Feind weiß, von wo sie dies getan hat, ist sie schon längst an einem anderen Ort. Im Fachjargon heißt dies „Shoot and Scoot“ - schießen, und dann nichts wie weg.
Die Panzerhaubitze ist bis zu 60 Kilometer in der Stunde schnell und verschießt 155-Millimeter-Munition mit einer Reichweite von 30 Kilometer Entfernung, sogar 40 oder noch mehr mit Spezialmunition. Die Geräte, die die Bundeswehr an die Ukraine liefert, stammen nicht aus der aktiven Truppe, sondern aus dem Materialpool der Heeresinstandsetzung. Die ukrainischen Streitkräfte sollen an der Artillerieschule in Idar-Oberstein ausgebildet werden - in 43 Tagen können die Soldaten lernen, wie sie zu bedienen ist. Produziert wird die Panzerhaubitze von den Firmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall.
So beschreibt die Bundeswehr die Panzerhaubitze 2000
Laut Heer ist die Panzerhaubitze „eines der modernsten Artilleriegeschütze weltweit. Ihre Stärke liegt in ihrer Präzision und in ihrer großen Kampfentfernung.“ Die Geschützbesatzung kann demnach bis zu sechs Granaten so abfeuern, dass diese gleichzeitig im Ziel einschlagen.
Eine Besonderheit sind laut Bundeswehr auch die automatisch tempierbaren Zünder. Das bedeutet, dass die Explosion der Granaten angepasst werden kann. Geschosse können so „erst beim Aufschlag oder bereits über einem bestimmten Ziel zur Wirkung kommen.“
Bedient wird das Gefährt regulär von einer fünfköpfigen Besatzung, bei automatisiertem Munitionsfluss sei die Bedienung sogar mit nur drei Soldaten möglich.
Wird Deutschland durch die Lieferung zur Kriegspartei?
Deutschland liefert also schwere, kriegsentscheidende Waffen - und selbst der wissenschaftliche Dienst des Bundestags ist sich nicht sicher, ob das Land damit Kriegspartei wird. Man bewege sich in einem Graubereich, heißt es in einem Gutachten. Waffenlieferungen allein aber reichen dafür nicht aus. Das bestätigte auch Justizminister Marco Buschmann (FDP) im Interview mit dem Münchner Merkur.
Die Panzerhaubitzen scheinen perfekt in die Militärstrategie des Landes von Präsident Wolodymyr Selenskyj im Ukraine-Konflikt zu passen. Schon jetzt nutzt seine Armee eine Kombination Live-Drohnenaufklärung und genauem indirektem Feuer, um erfolgreich russische Stellungen anzugreifen, und veröffentlichte Mal um Mal Erfolge dieser Taktik. Derartige ukrainische Artillerieschläge trafen die Kommandostände der Russen - und die Liste der gefallenen russischen Generäle wird immer länger. Zuletzt starb laut ukrainischen Angaben der russische Major General Andrei Simonov, Chef der Funkaufklärung der russischen Armee, in der Nähe von Izium. Mit deutschen Panzerhaubitzen könnten bald viele weitere empfindliche Artillerieschläge gegen Russland folgen. (cg)
Die EU hat in Folge des Ukraine-Krieges bereits mehrere Sanktionspakete gegen Russland beschlossen. Diese haben laut einem Experten schwerwiegende Folgen für die russische Wirtschaft.