„Schwarz auf weiß verdeutlicht“ - Papst Benedikts Privatsekretär soll Aufzeichnungen „vernichten“

Erzbischof Georg Gänswein bringt ein Buch über den verstorbenen Papst Benedikt XVI. heraus. Einige Passagen aus dem Werk des Sekretärs von Joseph Ratzinger sorgen für Aufsehen.
Rom/München - An Georg Gänswein, Erzbischof des Vatikans, liegt es offenbar, die privaten Schriftstücke von Papst Benedikt XVI. zu zerstören. „Private Aufzeichnungen jeder Art müssen vernichtet werden. Das gilt ohne Ausnahmen und Hintertüren“, lautet demnach ein Auftrag des Verstorbenen, schreibt dessen Privatsekretär im bald erscheinenden Buch „Nichts als die Wahrheit“. Italienische Medien haben am Freitag Passagen daraus veröffentlicht.
Ex-Papst Benedikt tot: Erzbischof Gänswein äußert sich zu Nachlass und privaten Schriften von Joseph Ratzinger
Der Ex-Papst habe das „schwarz auf weiß verdeutlicht“ und außerdem „präzise Anweisungen“ darüber gegeben, was mit dessen Bibliothek, Manuskripten und Büchern geschehen solle. Benedikt XVI. - der bürgerlich Joseph Ratzinger hieß - starb am Silvestermorgen mit 95 Jahren im Vatikan. Von 2005 bis 2013 war der im Landkreis Altötting geborene Geistliche das Oberhaupt der katholischen Kirche. Dann trat er zurück und lebte bis an sein Lebensende zurückgezogen im Vatikan.
Gänswein erklärt in dem Buch aus dem Verlag Piemme auch, dass es Anmerkungen von Joseph Ratzinger zu seinem Nachlass und persönlichen Geschenken gebe. „Für diese Erfüllung habe ich die Aufgabe des Testamentsvollstreckers“, führt der 66-Jährige darin aus. Zuletzt seien diesbezügliche Anmerkungen im Jahr 2021 aktualisiert worden.
Derweil sorgen Auszüge aus dem Buch „Nient‘altro che la Verità“ aus einem weiteren Grund für Schlagzeilen: Die Tageszeitung Il Messaggero aus Rom berichtete, Gänswein würde sich darin nachträglich über seine Beurlaubung durch den amtierenden Papst Franziskus beklagen.
Papst Benedikt XVI: Sekretär Gänswein „schockiert und sprachlos“
Als der amtierende Papst aus Argentinien ihn im Februar 2020 als „Präfekt des Päpstlichen Hauses“ beurlaubte, sei Georg Gänswein „schockiert und sprachlos“ gewesen. Der Grund war die Bitte, er solle sich nun ausschließlich um den emeritierten, damals 92-jährigen Papst kümmern. Benedikt XVI. habe die Entscheidung seines Nachfolgers mit den Worten kommentiert: „Ich denke, dass Papst Franziskus mir nicht mehr traut und dass er will, dass Sie mich bewachen.“ Er habe sich dann persönlich an seinen Nachfolger gewandt, um ihn umzustimmen, aber ohne Erfolg.
Der italienische Kurien-Erzbischof Vincenzo Paglia kommentierte diese Veröffentlichungen aus dem Gänswein-Buch kritisch. „Schweigen wäre besser“, erklärte der Leiter der päpstlichen Akademie laut der Nachrichtenagentur KNA in einer Hörfunk-Sendung der italienischen RAI.
Benedikt XVI. wurde zu Grabe getragen. Politiker und Geistliche aus aller Welt waren dabei. Die Totenmesse im Ticker zum Nachlesen. (PF mit Material von dpa)