Zerwürfnis mit Trump? Mike Pence will USA im Januar verlassen - „Timing ist alles andere als zufällig“
In wenigen Wochen wird Joe Biden zum neuen US-Präsidenten ernannt. Die ersten Republikaner bekommen kalte Füße und arbeiten an Plänen, um einen Konflikt mit Trump zu vermeiden.
- Vergangen Montag haben die Wahlleute den Wahlsieg von Joe Biden bestätigt.
- Am 20. Januar wird der Demokrat Joe Biden* als 46. US-Präsident vereidigt.
- Erste Republikaner gratulierten Biden zum Wahlsieg und wurden von Trump scharf angegriffen.
Washington D. C. - Seit Wochen gleicht es einem Tabubruch, wenn ein Republikaner Joe Biden zum Wahlsieg gratuliert. Wer es dennoch gewagt hat oder von der Agenda Trumps abgewichen ist, musste schnell seinen Posten räumen, wie jüngst der Justizminister William Barr. Doch nachdem Joe Biden durch die Wahlleute vergangen Montag zum Präsidenten gewählt worden ist, scheinen viele Republikaner langsam Einsicht zu zeigen. Der harte Kern um Trump schweigt weiterhin. Für den US-Vizepräsidenten Mike Pence* könnte sich das bald ändern.

Nach verlorener US-Wahl: Trump macht mit Abweichlern kurzen Prozess
Donald Trump* hält weiterhin stoisch an seinem Kurs fest. Demzufolge wurde die US-Wahl 2020* von den Demokraten manipuliert und der eigentliche Gewinner sei er selbst. Wer etwas Gegenteiliges behauptet, muss die Diffamierungen des scheidenden US-Präsidenten über sich ergehen lassen oder gar seinen Posten in der Trumpadministration räumen. Niemand ist gefeit von den Tiraden Trumps, weder der Oberste Gerichtshof noch führende Republikaner wie Mitch McConnell, der nach Wochen des Schweigens Joe Biden zum Wahlsieg gratulierte.
Nach verlorener US-Wahl: Droht Streit zwischen Pence und Trump?
Als Nächstes könnte es US-Vizepräsident Mike Pence treffen. Dieser hat bisher tunlichst vermieden, den Wahlsieg von Joe Biden anzuerkennen und verfolgt weiterhin, wenn auch wesentlich zurückhaltender, dieselbe Linie wie Trump*. Das könnte sich jedoch am 6. Januar ändern. Als Vizepräsident fällt Pence die unrühmliche Aufgabe zu, die Sitzung im Kongress zu leiten, die Bidens Sieg im Electoral College bestätigen wird. Danach könnte auch Pence dem Zorn von Trump und seinen Anhängern zum Opfer fallen.
Nach US-Wahl: Verlässt Trump-Vize Pence das Land?
Jedoch scheint der US-Vize bereits an Plänen zu arbeiten, um den Tag X zu vermeiden. Wie das US-Portal Politico berichtete, plant das Team um Pence eine Auslandsreise in den Nahen Osten. Als Starttermin für die einwöchige Reise nach Bahrain, Israel und Polen ist der 6. Januar angesetzt. Oberflächlich passt die Reise gut in die derzeitigen Bemühungen der Trump-Administration im Nahen Osten. Seit mehreren Monaten vermittelt die Regierung Trump bei den Verhandlungen zwischen Israel und verschiedenen arabischen Staaten wie zum Beispiel Marokko oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Zudem dürfte die Israelreise ihm weitere Unterstützung im Lager der evangelikalen Christen bringen.
Nahost-Reise als perfekte Gelegenheit um Trump aus dem Weg zu gehen
Abseits der möglichen innen- und außenpolitischen Ziele scheint der Trip dem US-Vize die perfekte Gelegenheit zu geben, um einen Konflikt mit dem scheidenden Präsidenten Donald Trump zu vermeiden oder zumindest lange genug herauszuzögern. Ein Vertrauter von Pence erzählte Politico: „Ich vermute, dass das Timing alles andere als zufällig ist“. Dieses Vorgehen würde zu der Taktik passen, die Pence in den vergangenen Wochen nach der US-Wahl gefahren ist. Im Gegensatz zu seinem Präsidenten ist Pence nie mit überschwänglichen Siegesbekundungen und mit Wahlmanipulationsvorwürfen in die Öffentlichkeit getreten. Vielmehr hielt er sich wie gewohnt im Hintergrund. Ob Pence die Reise auch antreten wird, ist noch nicht bestätigt. (phf) Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.