Ein „selbstverliebter Egomane“ wie Trump: CDU-Mann ätzt gegen Schulz

Düsseldorf - Verzweifelter Konter im Wahlkampf, oder Fehde unter Ex-Kollegen? Ein CDU-Europaparlamentarier attackiert Martin Schulz hart - mit einem Trump-Vergleich.
Auch wenn sie mehr als zehn Jahre zusammen im Europaparlament saßen - Freunde werden SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und der CDU-Europaabgeordnete Herbert Reul wohl nicht mehr: Schon Mitte Februar hatte Reul seiner Partei ein mit fiesen Spitzen gespicktes Dossier über Schulz‘ Wirken in Brüssel vorgelegt. Nun setzt er mit persönlichen Angriffen in einem Interview nach.
Neben inhaltlicher Kritik an Schulz schwingt Reul in einem Gespräch mit der Rheinischen Post die aktuell wohl heftigste Keule: Er vergleicht den SPD-Hoffnungsträger mit US-Präsident Donald Trump - und das in einem ziemlich persönlich klingenden Angriff.
„So etwas kennen wir eher aus Washington“
"Martin Schulz ist ein selbstverliebter Egomane“, ätzt Reul in dem Interview. Und fügt hinzu: „So etwas kennen wir derzeit eher aus Washington."
Konkret wirft der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament Schulz unter anderem vor, er habe beim Agreement mit den Konservativen über die Nachfolgeregelung im Amt des EU-Parlamentspräsidenten sein Wort gebrochen.
Auch im Streit um das kürzlich verabschiedete Handelsabkommen Ceta habe Schulz erst Widerstand geschürt, um dann öffentlichkeitswirksam zu vermitteln, meint Reul. Sein geharnischtes Fazit: „Martin Schulz ist nicht zuverlässig“ und sei überdies ein „Brandstifter“ - es gehe dem SPD-Kandidaten stets nur um seine eigene Rolle.
Streit im EU-Parlament wirkt nach
Der Hintergrund: Schulz war von 2012 bis 2017 Präsident des Europäischen Parlaments. Dabei war er 2014 aufgrund einer Vereinbarung mit der konservativen EVP-Fraktion wiedergewählt worden - dieses sicherte der EVP zu, in der zweiten Hälfte der Amtszeit einen Präsidenten bestimmen zu dürfen. Tatsächlich schickten Schulz‘ Sozialdemokraten und Sozialisten im Januar mit Gianni Pittella letztlich einen eigenen Kandidaten für Schulz‘ Nachfolge ins Rennen.
Das umstrittene Abkommen Ceta zwischen EU und Kanada hingegen hatte Schulz zuletzt sowohl parteiintern als auch auf europäischer Ebene verteidigt, um ein Platzen der Vereinbarung zu verhindern. Zuvor hatte Schulz zwar bisweilen - etwa Anfang 2015 - Kritik an der Ausgestaltung des Abkommens geäußert. Als expliziter Ceta-Gegner hatte er sich aber nicht gezeigt. Rügen hatte er insofern eigentlich eher von Seiten linker Ceta-Kritiker einstecken müssen.
Auch Schäuble hatte schon den ominösen Vergleich gewagt
Der langjährige nordrhein-westfälische CDU-Generalsekretär Reul - von 1991 bis 2003 bekleidete der Rheinländer das üblicherweise mit der Abteilung Attacke verknüpfte Amt - ist auch abseits seiner Angriffe auf Schulz für stark zugespitzte Aussagen bekannt. Ende Oktober etwa warnte Reul, die von ihm ungeliebte Zeitumstellung könne auf den menschlichen Körper indirekt Konsequenzen bis zum Tod haben.
Reul zeigte zuletzt einigen Ehrgeiz dabei, Schulz‘ Popularität einzubremsen. Bereits am Montag hatte er in der Talkrunde „Hart aber fair“ behauptet, Schulz habe „das Amt des EU-Ratspräsidenten für seine Zwecke missbraucht“. Vergangene Woche hatte er in der Saarbrücker Zeitung angekündigt, er wolle nach seinem ersten Dossier weiter Material über Schulz sammeln.
Reuls harsche Angriffe auf Schulz sind indes offenbar aber auch nicht allen Parteifreunden recht. In der Berliner Parteizentrale gebe es Kritik an dem Vorgehen, schreibt die Rheinische Post: Eigenlich wünsche man dort keinen „persönlich harten Wahlkampf“. Allein steht Reul mit seiner harten Gangart in der CDU freilich nicht. Auch Bundesfinanzminister Schäuble hatte Schulz unlängst schon mit Trump verglichen.
fn