„Die große Schlacht steht an“: Militär erwartet intensivste Phase im Ukraine-Krieg
Eine Großoffensive im Ukraine-Krieg wird im Frühling erwartet. Nach Ankündigung der Panzerlieferungen ändern Experten ihre Einschätzungen. Doch ein Kriegsende scheint nicht in Sicht.
Moskau/Kiew – „Die große Schlacht steht diesen Frühling an, oder sogar noch früher.“ So lautet unter anderem die Einschätzung von Vitaly, einem Oberfeldwebel aus Mariupol gegenüber dem Guardian. Aktuell sind die Fronten trotz starker Angriffe eher festgefahren. Doch sie scheinen sich, vor allem seit Ankündigung der Panzerlieferungen, aufzuheizen. In Bachmut und Saporischschja wird gekämpft. Kiew ist immer wieder Ziel von Angriffen auf die Infrastruktur.
Früher oder später wird eine Partei den ersten Schritt machen und die festgefahrene Situation beenden, heißt es beim Guardian. Eine Großoffensive in den nächsten Monaten ist wahrscheinlich. Wie sehen die konkreten Einschätzungen für den Frühling aus?
Großoffensive im Frühling? Ukrainisches Militär spricht von intensivster Phase im Ukraine-Krieg
Egal wo die Offensive starten wird, es wird wohl die intensivste Phase im Ukraine-Krieg werden, schätzt Vitaly beim Guardian Situation ein. Feste Stellungen zu durchbrechen, bedeutet für beide Parteien ein großes Risiko. „Wenn wir nur sechs Panzer und die Artillerie hätten, um sie zu decken, würden wir ihre Linien genau hier durchbrechen und sie wirklich fertig machen“, so Vitaly zur aktuellen Lage in Saporischschja.

Die Panzerlieferungen einiger Nato-Staaten werden auch von westlicher Seite als deutlicher Wechsel im Krieg in der Ukraine eingeschätzt. „Wenn das alles schnell läuft, können die Ukrainer die Panzer in zwei bis drei Monaten an der Front einsetzten“, sagt Sicherheitsexpertin Claudia Major beim ZDF. So könnten sie russische Linien durchbrechen und im besten Fall Territorium zurückerobern. US-Generalstabschef Mark Milley hält gegenüber Politico eine „bedeutende taktische oder sogar operative Offensivoperation“ für „sehr, sehr wahrscheinlich“. Sie hänge jedoch von der Lieferung und Ausbildung an der Ausrüstung ab.
Oleksiy Melnyk, Co-Direktor für Außenbeziehungen in Kiew, erwartet, dass die Ukraine das „Schlachtfeld für mögliche Operationen in verschiedenen Richtungen vorbereiten und dann dort zuschlagen wird, wo die Bedingungen am günstigsten sind.“
Ukraine-Krieg: Melnyk sieht einen Vorteil auf russischer Seite
Ob die russische Seite ebenfalls aufrüstet, ist nicht klar. Jedoch wurde der Chef des russischen Generalstabs, Waleri Gerassimow, direkt mit der Leitung der ukrainischen Operationen betraut, was von vielen Analysten als Vorbote einer Großoffensive im Ukraine-Krieg angesehen wird, so der Guardian. „Momentan deuten Truppenbewegungen darauf hin, dass anscheinend eine Offensive im Bereich Luhansk vorbereitet wird“, sagt auch Sicherheitsexpertin Claudia Major.
Die größte Gefahr in einem langen Krieg, sei indes weiterhin, dass Russland „es sich leisten kann, eine riesige Zahl von Menschen in die Schlacht zu werfen und enorme Verluste zu erleiden, ohne dass dies soziale Folgen hat“, so Melnyk beim Guardian.
Und ein andauernder Krieg wird von ihm erwartet. „Der Krieg wird vermutlich noch lange dauern. Natürlich hoffe ich wie jedermann auf ein Ende, aber wenn es Ende dieses Jahres zu Verhandlungen kommen sollte, dann können wir uns alle glücklich preisen“, prophezeite Ex-Bundeswehrgeneral Klaus Naumann im Interview mit Merkur.de. Die Panzerlieferungen werden indes in Deutschland weiter diskutiert und von einem Bundeswehr-Experten als „Eskalationsschritt mit Symbolkraft“ bezeichnet. (chd)