Kommt der 9-Euro-Ticket-Nachfolger nun doch? Bayern ändert plötzlich seine Meinung

Am Montag schloss Bayern eine Mitfinanzierung des 9-Euro-Ticket-Nachfolgers noch aus. Einen Tag später scheint der Plan über Bord geworfen zu sein.
München - Mit dem beschlossenen Entlastungspaket der Bundesregierung waren vor allem die Länder unzufrieden. Denn für einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets plant der Bund eine Mitfinanzierung der Bundesländer ein. Am Montag sagte ein Sprecher des bayerischen Verkehrsministeriums, dass der Bund ein solches Ticket alleine finanzieren muss. Nun kommen neue Töne aus Bayern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schloss eine Mitfinanzierung nicht aus. Für einen möglichen Nachfolger zeigte er sich offen.
Markus Söder nun doch offen für einen 9-Euro-Ticket-Nachfolger
Ministerpräsident Söder schließt eine Mitfinanzierung des geplanten Nachfolgeangebots für das 9-Euro-Ticket nicht komplett aus. „Ich verschließe mich nicht von vornherein“, sagte Söder am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München. Allerdings sehe er „im Moment wenig Chancen, dass man es so einfach eins zu eins übernehmen kann“, fügte der CSU-Chef hinzu. Die Meinungsänderung kommt plötzlich. Noch vor einem Tag kündigte Bayern als erstes Bundesland an, sich an dem Ticket finanziell nicht beteiligen zu wollen.
Die Ampel-Koalition strebt einen bundesweit gültigen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket im Nahverkehr an. Das Ticket soll in der Preisspanne von 49 bis 69 Euro pro Monat liegen. Der Bund will 1,5 Milliarden Euro dafür zuschießen, wenn die Länder mindestens ebenso viel zahlen. Doch genau da liegt das Problem. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte angekündigt, einen Bund-Länder-Gipfel einzuberufen. Auf diesem sollen die Minister und Ministerinnen mit dem Bund über die Finanzierung sprechen.
Markus Söder für Regionalticket-Nachfolger plötzlich offen: „Wir hören uns alles an“
Grundsätzlich müsse der Bund, wenn er eine Nachfolgelösung wolle, auch sagen, wie dies funktionieren solle, forderte Söder. „Mit 1,5 Milliarden mal zwei bekommen Sie übrigens auch keine besonders große Ticket-Struktur hin.“ Die Mehrzahl der Landesverkehrsminister sei zurückhaltend, weil es gerade für die ländlichen Räume Entlastung brauche. Hinzu komme: Die Kosten für den bestehenden öffentlichen Nahverkehr wüchsen durch die hohen Energiepreise und die Inflation extrem an. „Das heißt, die Defizite werden riesig groß werden.“
„Wir hören uns alles an, wir reden auch darüber“, sagte der CSU-Mann. Er nannte den Stil der Bundesregierung, die das Nachfolgeangebot ohne Rücksprache mit den Ländern vorgeschlagen hatte, nicht akzeptabel – nach dem Motto „friss oder stirb“. Und es werde nur gehen, wenn der Bund auch seine Regionalisierungsmittel für den öffentlichen Nahverkehr erhöhe, betonte Söder. „Denn wir haben gerade in den ländlichen Räumen hohen Bedarf.“
In großen Teilen Bayerns brauche es eine Elektrifizierung, zudem müssten Erreichbarkeiten und Takte verbessert werden, und es brauche eine Unterstützung für die zweite Stammstrecke in München. „Also da ist das Ticket nicht die allererste Priorität. Aber wir verschließen uns von vornherein nicht.“ (dpa/vk)