Update vom 23. April, 12 Uhr: Pünktlich um 12 Uhr beginnt die Rede des FDP-Vorsitzenden und Bundesfinanzminister Christian Lindner beim Parteitag der Liberalen. Aufgrund einer Corona-Infektion ist er per Video aus Washington zugeschaltet.
Update vom 23. April, 11.45 Uhr: Mit einer Attacke auf den Koalitionspartner SPD hat der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki den Bundesparteitag der Liberalen eröffnet. Mit Blick auf die internationale Kritik an der zögerlichen Haltung Deutschlands bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine sagte er: „Das Bild, das viele Vertreter der größten Regierungspartei gerade vor den Augen der Weltöffentlichkeit abgeben, ist keines, das uns als Koalitionspartner zufriedenstellen kann.“
Kubicki mahnte: „Wir haben einfach keine Zeit, uns mit ideologischem Ballast der Vergangenheit zu beschäftigen.“ Es sei konkrete und wirkungsvolle militärische Hilfe für die Ukraine gefragt. „Und manche sagen, auch der entscheidende Führungswille, der fehle derzeit“, so der FDP-Politiker. Kubicki sah Deutschland schlecht gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft.
„Der russische Angriffskrieg und dessen Folgen haben schonungslos offengelegt, dass die Bundesrepublik mindestens in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten eine Reihe an grundlegenden Richtungsentscheidungen nicht getroffen hat“, sagte der Vizepräsident des Bundestags und fügte hinzu: „Es zeigt sich nun, dass sich Deutschland zu lange zurückgelehnt hat, viel zu lange im politischen Dämmerschlaf gefangen war.“
Update vom 23. April, 11.15 Uhr: Beim FDP-Parteitag wollen sich die Liberalen zur Unterstützung von Waffenlieferungen an die Ukraine bekennen. Damit würde sich die FDP offiziell der Position von Außenministerin Annalena Baerbock, weiteren Grünen-Politikern, aber auch der Union anschließen. Die SPD hingegen weist Zurückhaltung auf und wirft der Union jetzt einen „Krawallkurs“ mit Blick auf die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine vor.
Update vom 23. April, 10.20 Uhr: Die Jugendorganisation Junge Liberale macht vor dem FDP-Bundesparteitag Druck für eine schnelle Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stelle eine absolute Zäsur der europäischen Geschichte dar, sagte die Bundesvorsitzende Franziska Brandmann. „Das mindeste, was wir nun tun können, ist, den Ukrainerinnen und Ukrainern die Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen, um sich gegen die russische Armee zu verteidigen. Dazu gehört auch die zügige Lieferung schwerer Waffen, wie Panzer, Artillerie oder Helikopter“, betonte Brandmann. Stimmen der Verbündeten in Osteuropa und im Baltikum seien zu lange ignoriert worden.
Die Jungen Liberalen forderten zudem einen grundsätzlichen Stopp von Energieimporten aus Russland - „ein vollständiges Energie-Embargo“. „Während der Krieg in der Ukraine wütet und die russische Armee dort Zivilisten ermordet, Frauen vergewaltigt und Kinder verschleppt, überweisen wir Milliarden für Energieimporte an das russische Regime, das damit diesen Krieg finanziert“, so Brandmann. „40 Milliarden Euro haben die Länder der Europäischen Union allein seit Beginn des Krieges nach Russland überwiesen.“
Deutschland habe sich auf eine katastrophal fehlgeleitete Energiepolitik eingelassen, die konsequent aufgearbeitet werden müsse, unterstrich Brandmann. „Es darf in diesem Prozess kein Stein auf dem anderen bleiben, es muss alles auf den Tisch. Für eine ehrliche Aufarbeitung gibt es nur eine Option: Wir fordern deshalb einen Untersuchungsausschuss Kreml-Freunde“, sagte Brandmann.
Update vom 23. April, 9.50 Uhr: Beim FDP-Parteitag soll es auch um die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine inmitten des russischen Angriffs gehen. An dieser Stelle wird ein Bekenntnis zur Unterstützung solcher Lieferungen erwartet, was einen starken Kontrast zur zurückhaltenden Position von Bundeskanzler Olaf Scholz darstellt. Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki allerdings nahm jetzt Scholz in Schutz und verteidigte ihn.
Erstmeldung vom 23. April 2022:
Berlin - Für die FDP findet am Wochenende der erste FDP-Parteitag seit dem Eintritt der Liberalen in die Ampel-Koalition statt. Am Samstag (23. April), 11 Uhr, beginnt die Partei die zweitägige Sitzung. Besonders: Anders als zuvor in der Pandemie sind Delegierte und Spitzenvertreter in einer Veranstaltungshalle in Berlin versammelt. Aber mit einer prominenten Ausnahme: Bundesparteichef Christian Lindner ist mit dem Coronavirus infiziert und wird deswegen per Video zugeschaltet. Er hält am Samstag die Hauptrede, gegen 12 Uhr. Am Nachmittag soll Bijan Djir-Sarai zum neuen Generalsekretär gewählt werden.
Die Parteispitze will den Delegierten einen Leitantrag vorlegen, der die Eigenständigkeit der FDP in der Koalition hervorheben soll - und der sich etwa in der Energiepolitik klar von SPD und Grünen abgrenzt. Geplant ist auch ein Bekenntnis zur Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen. Dieses könnte in der Ampel und vor der wahrscheinlich gewordenen Abstimmung über schwere Waffenlieferungen im Bundestag brisant werden. Denn in der Koalition gibt es weiterhin unterschiedliche Stimmen - Kanzler Olaf Scholz bleibt zurückhaltend.
Die FDP will nun auf ihrem Bundesparteitag eine Forderung nach Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine beschließen. „Wir Freie Demokraten unterstützen die Ukraine bei der Ausübung ihres legitimen Rechts auf militärische Selbstverteidigung gegen den russischen Angriffskrieg“, heißt es im Entwurf eines Antrages des FDP-Bundesvorstandes, welcher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag vorlag.
Unter Beachtung mehrerer Kriterien müsse die Ukraine schnell und wirksam unterstützt werden. „Dazu gehören auch die Lieferung schwerer Waffen und die schnelle Bereitstellung von Rüstungsgütern durch die deutsche Industrie, für die Deutschland wie angekündigt die Finanzierung übernimmt“, heißt es in dem Entwurf.
Genannt wird auch der bereits angekündigte Ringtausch, bei dem östliche Nato-Verbündete der Ukraine bereits eingeführte Waffensysteme überlassen und dafür Material aus Deutschland bekommen. „Unsere eigene Verteidigungsfähigkeit darf nicht beeinträchtigt werden. Und Deutschland darf nicht zu einer Kriegspartei werden“, heißt es in der Vorlage. Auch solle Deutschland „im Gleichklang“ mit Verbündeten handeln, insbesondere den USA und Frankreich.
Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sieht derweil ihre Partei mit der Forderung auf dem richtigen Kurs. „Damit wird die FDP die erste Partei sein, die die Forderung nach schweren Waffen für die Ukraine in ihre Beschlusslage aufnehmen wird - durch Beschluss ihres höchsten Beschlussgremiums, nämlich des Bundesparteitages“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist nicht nur ein wichtiges Zeichen an unsere Koalitionspartner und die Menschen in unserem Land, sondern insbesondere an die Ukraine.“ (dpa/AFP/cibo)