Flughafen-Chaos: Scholz-Ministerin bringt Ende der Vorkasse bei Flugreisen ins Spiel
Auf Flughäfen geht es mittlerweile drunter und drüber. Hat das finanzielle Folgen für die Fluggesellschaften? Darüber denkt die Bundesregierung offenbar nach.
München - Flugreisen gestalten sich in Deutschland derzeit besonders spannend. Denn vieles, was jahrelang als selbstverständlich galt, muss jetzt hinterfragt werden. Hebt der Flieger wirklich ab? Kommen auch die Koffer mit oder landen sie womöglich sogar an einem anderen Ort?
Die Airport-Betreiber scheinen heillos überfordert mit der Situation, dass nach zwei Jahren Corona-Pandemie wieder mehr Menschen abheben wollen. Woran natürlich die aktuelle Corona-Welle nicht ganz unschuldig ist, denn in diesem Sommer fallen viele Angestellte wegen Infektionen aus. Auch an Flughäfen.
Flughafen-Chaos in Deutschland: Auch Umweltministerin Lemke wartet noch auf ihren Koffer
Die Komplikationen machen auch vor der Bundesregierung nicht halt. So verrät Umwelt- und Verbaucherschutzministerin Steffi Lemke in der Bild: „Ich warte seit über einer Woche auf meinen Koffer, der irgendwo zwischen Lissabon und Berlin verloren gegangen ist.“ Die Grünen-Politikerin findet die Situation „schlimm“, und kann den Ärger der verzweifelten Bürger verstehen.
„Es kann nicht sein, dass sie auf dem Flughafen stranden und das auch noch selber bezahlen“, schimpft Lemke, die Konsequenzen zumindest in den Raum stellt. So hinterfragt die 54-Jährige die üblichen Vorauszahlungen, die als Garantie für die Fluglinien gedacht sind: „Wir müssten dann darüber nachdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, dass Flüge per Vorkasse bezahlt werden.“

Ende der Vorkasse bei Flugreisen? Lemke denkt über Änderung des Prinzips nach
Aktuell stellt sich die Situation zu oft so dar, dass die Urlauber im Voraus für eine Leistung bezahlen, die sie anschließend nicht bekommen, und obendrein auch noch auf diesen Kosten sitzen bleiben. Lemke spricht hier von einem „Vertrauensvorschuss der Kunden“.
Und diesen setzen Lufthansa und Co. womöglich gerade aufs Spiel, denn: „Wenn die Fluggesellschaften dem Vertrauen nicht mehr gerecht werden, muss man dieses Prinzip ändern.“ Was genau das heißt, führt Lemke nicht aus, sie ergänzt lediglich: „In der jetzigen Situation setze ich allerdings darauf, dass die Airlines ihren Verpflichtungen nachkommen. Wir werden das genau kontrollieren.“
Deutschland und der mögliche Gasmangel: Schlechte Erfahrungen mit Billigstromanbietern schon im vergangenen Winter
Doch nicht nur rund um Flugreisen werden die Nerven der Bürger in diesen Wochen und Monaten strapaziert. An niemandem im Land geht die sich anbahnende Krise bei der Energieversorgung vorbei. Gerade bei Gas droht ein Engpass, unabhängig davon, ob Wladimir Putin die Lieferung über Nord Stream 1 bald ganz kappt. Vorbereitungen auf einen Winter mit weniger Heizmöglichkeiten als gewohnt werden bereits getroffen.
Lemke erwähnt den „besonderen Schutz“, den Verbraucher genießen. Zugleich nennt sie Vorkehrungen in diesem Zusammenhang, die den Bürgern zumindest etwas Planungssicherheit bescheren sollen: „Wir haben unter anderem festgelegt, dass Energieunternehmen ihre Kunden drei Monate im Voraus darüber informieren müssen, falls sie Energielieferungen einstellen wollen.“ Dies sei auch eine Erfahrung aus dem vergangenen Winter, „als Billigstromanbieter reihenweise einfach die Lieferungen eingestellt haben“.

Energieversorgung in Deutschland: Lemke denkt an „Moratorium für Strom- und Gassperren“
Allerdings gibt Lemke auch zu bedenken, dass es eines politischen Spagats bedürfe: „Wir müssen einerseits sicherstellen, dass die Versorger die Energieversorgung im Land aufrechterhalten können. Und andererseits darf niemandem in solch einer Krisensituation der Strom oder das Gas abgestellt werden, weil er mit der Rechnung in Verzug ist.“
Daher sollte den Verbrauchern „ein Moratorium für Strom- und Gassperren“ gewährt werden, betont Lemke. Das müsste demnach aber nicht das Ende der Fahnenstange sein: „Im Krisenfall müssten wir auch über ein weiteres Hilfspaket entscheiden.“
Auch wenn dieses noch weit entfernt erscheint, dürften die Bürger für jede Sicherheit dankbar sein. Gerade in einer Zeit, in der selbst der Urlaub mit den unschönen Begleiterscheinungen keineswegs Entspannung pur mit sich bringt. (mg)