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Russischer Ex-Diplomat ist überzeugt: „Putins Glückssträhne ist vorbei“

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Von: Oliver Schmitz

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Ein russischer Ex-Diplomat glaubt, dass Wladimir Putin im Ukraine-Krieg bisher vor allem Glück hatte. Das nun aber vorbei sei. Womöglich mit drastischen Folgen.

Moskau/Kiew – Mit der Teilmobilisierung der russischen Armee Ende September zeigte Wladimir Putin, dass er im Ukraine-Konflikt nicht locker lassen wird. Der russische Präsident wolle dadurch vor allem seine Macht erhalten, sagt der ehemalige russische Diplomat Boris Bondarew. Seiner Einschätzung zufolge ist Putins „Glückssträhne in der Ukraine vorbei“.

Aus der Sicht Russlands könnte der Krieg aktuell wohl tatsächlich besser laufen. Zuletzt haben sich die russischen Verluste in der Ukraine deutlich gehäuft. Nach Ansicht Bondarews ist das kein Zufall. „Ich denke, dass er in den 20 Jahren, in denen er an der Macht war, sehr viel Glück hatte“, sagte der russische Ex-Diplomat im Interview mit Sky News. Putin seiner Meinung nach nicht sonderlich „klug“, betonte er. Eine These, die er unter anderem mit dem Oppositionellen Leonid Wolkow teilt.

Ukraine-Krieg: „Putin würde 20 Millionen russische Soldaten opfern“

Wladimir Putin
Boris Bondarew sieht zwar für die Zukunft von Wladimir Putin. © Mikhail Klimentyev/Kremlin/Planet Pix/ZUMA/dpa

Bondarew traut dem russischen Präsidenten zu, beim Ukraine-Krieg noch viel weiter zu gehen als bisher: „Wladimir Putin würde 10 oder 20 Millionen russische Soldaten opfern, nur um diesen Krieg zu gewinnen“. Der Ex-Diplomat ist überzeugt, letztlich gehe es um das „politische Überleben“ Putins: Sollte Russland den Krieg verlieren, werde der Kremlchef in Erklärungsnot geraten – bis hin zur Gefahr einer Absetzung. Dementsprechend ist Bondarew überzeugt, dass eine Niederlage in der Ukraine Putins „Ende“ wäre.

Wer ist Boris Bondarew?

Boris Bondarew war von 2019 bis 2022 der russische Diplomat bei den Vereinten Nationen in Genf (Schweiz). Im Mai 2022 war als Protest gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zurückgetreten. Seitdem lebt er im Exil.

Ukraine-News: Stimmungswechsel in Russland? Putin Beliebtheit lässt wohl nach

Dass Putin beim Ukraine-Krieg wohl nicht nachlassen will, deutet auch die geplante Vergrößerung der russischen Armee ab Januar 2023 an. Zugleich wächst wohl der Unmut in der russischen Bevölkerung über den Präsidenten. Der Politikwissenschaftler Christopher Fettweis von der US-amerikanischen Tulane University etwa glaubt, dass sich die öffentliche Meinung „gegen Putin wendet“, wie er dem Portal Newsweek erklärte.

Auch darüber hinaus gibt es einige Anzeichen für einen Stimmungswechsel in Russland. Für die Teilmobilisierung muss Russland teils auf bizarre Rekrutierungstaktiken zurückgreifen. Bei vielen Männern ist die Motivation für den bewaffneten Kampf in der Ukraine nicht besonders hoch. Der russische Oppositionelle Ilja Ponomarjow glaubt sogar, dass Russland vor eine Revolution steht. (os)

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