Die Rechtsanwaltskanzlei Unverzagt, die Giffey vertritt, erklärte Ihre Mandantin habe die Masterarbeit „nach bestem Wissen und Gewissen gefertigt“. Fehler bitte man zu entschuldigen. „Soweit sie hierbei unter Zugrundelegung wissenschaftlicher Standards wörtliche Übernahmen nicht hinreichend als solche kenntlich gemacht hat, geschah dies ohne Absicht und insbesondere nicht zu dem Zweck, wissenschaftliche Erkenntnisse der jeweils Zitierten als eigene auszugeben.“
Rechtliche Folgen hat der Vorgang für die 43-jährige Giffey wohl nicht. Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) als Nachfolgerin der FHVR teilte mit, dass sie die Masterarbeit nicht prüfe. Dafür gelte eine Frist von fünf Jahren, die inzwischen abgelaufen sei.
Im Zuge der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit war Giffey als Bundesfamilienministerin* zurückgetreten. Gleichzeitig hatte sie deutlich gemacht, dass sie ihre Ambitionen in der Landespolitik nicht aufgeben will. Von der Landes-SPD bekam sie dahingehen nun erneut Rückendeckung. Giffeys Co-Landesvorsitzender Raed Saleh erklärte, der Zeitpunkt der neuen Vorwürfe in der Hochphase des Wahlkampfs sei kein Zufall. „Mich überrascht nicht, dass nun sogar die 16 Jahre alte Arbeit durchleuchtet wird“, erklärte der Berliner SPD-Kovorsitzende. Die SPD* konzentriere sich aber auf die Themen, die für Berlin von Bedeutung seien. Die AfD hingegen geißelte Giffey als „Wiederholungstäterin“, die charakterlich ungeeignet für das Amt der Regierungschefin sei.
Welche Auswirkungen die neuen Vorwürfe auf ihren Wahlkampf haben, ist offen. Zuletzt hatte sich die Berliner SPD, die derzeit gemeinsam mit Linken und Grünen regiert und mit Michael Müller den Regierenden Bürgermeister stellt, in Umfragen bei 17 bis 21 Prozent eingependelt. Sie muss damit ernsthaft darum bangen, in der neuen Legislatur wieder stärkste Kraft zu werden und damit den Posten im Rathaus zu verteidigen. Stärkster Gegner sind die Grünen mit Spitzenkandidatin Bettina Jarasch, sie seit längerem in den meisten Umfragen vorne liegen. Aber auch die CDU mit dem Landesvorsitzenden Kai Wegner als Frontmann rechnet sich noch Chancen auf den Wahlsieg aus. (as/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA