Rätselhaftes U-Boot vor Küste gefunden

Stockholm - Im vergangenen Oktober sorgte die Suche nach einem russischen U-Boot vor Stockholm für Aufsehen. Jetzt entdeckten Taucher in schwedischen Gewässern das Wrack eines offenbar russischen U-Bootes.
"Das U-Boot ist komplett intakt, hat keine sichtbaren Schäden am Schiffskörper und die Luken sind geschlossen", erklärte Stefan Hogeborn vom Ocean X Team am Montag in Stockholm. Es sei zu befürchten, dass sich die Besatzung nicht habe retten können, als das U-Boot havarierte. Das Ocean X Team erklärte, es sei unklar, wie alt das U-Boot sei oder wie lange es auf dem Meeresgrund gelegen habe. Die kyrillischen Buchstaben auf dem Rumpf zeigten, dass es russisch ist.
Die Taucher von Ocean X Team gaben den genauen Standort des Wracks des U-Bootes, das 20 Meter lang und 3,5 Meter breit sein soll, nicht bekannt. Nach Angaben der Zeitung "Expressen" soll es sich rund 2,8 Kilometer vor der schwedischen Ostküste befinden.
Die schwedischen Streitkräfte haben nach der Analyse des Filmmaterials der privaten Wracksucher bestätigt, dass es sich um ein ausländisches U-Boot handelt, wie die Zeitung „Expressen“ berichtet.

Im Oktober 2014 hatte Schweden eine großangelegte Suchaktion nach einem mutmaßlich russischen U-Boot gestartet, das angeblich vor Stockholm gesichtet worden war. Damals hatte die schwedische Marine eine Woche lang nach dem vermeintlichen Eindringling in den schwedischen Hoheitsgewässern gesucht, aber nichts gefunden. Peter Linberg vom Ocean X Team sagte "Expressen" jedoch, sie glaubten nicht, dass der aktuelle Fund damit etwas zu tun habe.
Spektakulärer Fund sorgt international für Aufsehen
Der spektakuläre Fund hatte auch außerhalb Schwedens für Schlagzeilen gesorgt. Die Taucher nahmen zunächst an, das U-Boot sei neueren Baujahrs, und die Besatzung könne noch an Bord sein. „Wir konnten keine äußeren Schäden ausmachen, und alle Luken waren geschlossen“, sagte einer der Spezialisten. Am Rumpf wollen die Taucher kyrillische Schriftzeichen ausgemacht haben.
Erinnerungen an die einwöchige U-Boot-Jagd in den Schären vor Stockholm im Oktober 2014 wurden wach. Zeugen hatten damals ein unbekanntes Unterwasserfahrzeug auf- und abtauchen sehen. Das schwedische Militär war sicher, dass ein ausländisches U-Boot in die Hoheitsgewässer eingedrungen war. Die Suche blieb aber ergebnislos. Russland hatte jede Beteiligung an dem Vorfall vehement bestritten.
Nun scheint die Sache klarer. Demnach sind Experten in Schweden recht sicher, dass es sich bei dem Wrack um das U-Boot „Som“ handelt, das 1901 unter dem Namen „Fulton“ in den USA vom Stapel gelaufen und drei Jahre später an Russland verkauft worden war. Am 10. Mai 1916 patrouillierte es in der Ostsee, wo es mit dem Dampfschiff „Ångermanland“ zusammenstieß. An Bord waren 18 Mann Besatzung.
In Russland sorgte der Fund ebenfalls für Aufsehen. Der Chef der Organisation der U-Boot-Matrosen in St. Petersburg, Igor Kurdin, sagte der Agentur Interfax: „Stockholm kann das Fundstück nicht einfach heben und etwa ins Museum stellen. Falls es ein U-Boot des Russischen Reiches ist, muss Schweden alle Handlungen absprechen.“ Er könne sich vorstellen, dass die Fundstelle zum Gedenkort erklärt wird. Dann dürfe dort niemand etwa für Souvenirs hinabtauchen.
Allerdings hat Kurdin leichte Zweifel, dass es sich um die „Som“ handelt. Für ein Boot, das fast 100 Jahre auf dem Meeresgrund liegt, sei es erstaunlich gut erhalten. Auch Schäden von einem möglichen Zusammenstoß seien zumindest auf den Bildern nicht sichtbar.
Die schwedischen Streitkräfte betrachten den Fall als abgeschlossen. Die Identität des U-Bootes sei nur von archäologischem oder historischem Interesse, nicht von militärischem, hieß es in einer Pressemitteilung.
dpa/AFP