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Putin will Prigoschin endgültig loswerden – Machtkampf im Kreml tobt

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Von: Katja Saake

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Putin will den Machtansprüchen des Wagner-Chefs Prigoschin jetzt offenbar einen Riegel vorschieben. Bei den Frontkämpfen im Ukraine-Krieg verdrängt das russische Militär nun seine Wagner-Söldner.

Moskau - Hat der russische Präsident Wladimir Putin nun endgültig genug vom Machtstreben des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin? Dessen Wagner-Armee schien für Putin bisher im Ukraine-Krieg unverzichtbar zu sein. Prigoschin diente als nützlicher Partner, der mit seinen Söldnern im Krieg die Drecksarbeit erledigte und die Lücken der russischen Armee stopfte. Doch nach Einschätzung von Experten verfolgt Prigoschin schon längere Zeit seine eigenen Interessen. Von möglichen Intrigen im Kreml ist die Rede. Putin versucht jetzt offenbar seine Abhängigkeit von Prigoschin und dessen Wagner-Söldnern im Ukraine-Krieg zu beenden.

 Chef der Söldner-Truppe Wagner Jewegeni Prigoschin (links), daneben montiert Waldimir Putin, im Hintergrund der Kreml in Moskau.
Prigoschin und Putin waren einst Verbündete (Fotomontage) © Bai Xueqi/Kay Nietfeld/dpa & IMAGO

Machtkampf im Kreml: Putin will offenbar keine Erfolge mehr für Prigoschin

Nach Angaben des Institute for the Study of War (ISW), einer amerikanischen Denkfabrik, ersetzen beim Kampf um Bachmut in der Ostukraine im Moment reguläre russische Militärtruppen immer mehr die Wagner-Gruppe Prigoschins. Zuvor sei die russische Offensive vor Ort vor allem von den Wagner-Söldnern geführt worden. Prigoschin hatte in der letzten Zeit immer wieder entscheidende Kampferfolge im Ukraine-Krieg für sich beansprucht – und seine Privatarmee als dem russischen Militär überlegen dargestellt.

„Wagner-Einheiten haben die Kontrolle über das gesamte Gebiet von Soledar übernommen. Ich betone, dass keine anderen Einheiten als die Wagner-Kämpfer bei dem Angriff auf Soledar dabei waren“, teilte er beispielsweise nach der russischen Einnahme Soledars über seinen eigenen Pressedienst mit. Damit will Putin jetzt offenbar Schluss machen. Das russische Militärkommando versucht nun anscheinend die Führungsrolle bei den Front-Kämpfen im Ukraine-Krieg zu übernehmen.

Wagner-Chef Prigoschin stoppt Rekrutierung in Gefängnissen

Die Bedeutung von Prigoschins-Wagner Gruppe im Ukraine-Krieg – dessen Verlauf und Ausgang für Putins Zukunft entscheidend sein dürfte – könnte ihren Zenit überschritten haben. Dazu passt die Bekanntgabe Prigoschins am gestrigen Tag, dass die Wagner-Gruppe die Rekrutierung von Gefangenen vollständig eingestellt habe. „Ja, in der Tat, es ist so. Die Rekrutierung von Häftlingen im PMC [Private Military Company] Wagner wird vollständig eingestellt. Für diejenigen, die jetzt für uns arbeiten, werden alle Verpflichtungen erfüllt“, teilte sein Pressedienst auf eine Anfrage von Journalisten mit.

Das ISW schätzt, dass die Wagner-Gruppe wahrscheinlich weiterhin aus Gefängnissen rekrutieren wird, aber in viel begrenzterem Umfang. Die Rekrutierung von Gefangenen habe sich in den letzten Monaten verlangsamt, wie auch die Statistiken des Bundesgefängnisdienstes bestätigen würden, so das ISW. Der Rückgang der russischen Gefängnispopulation zwischen November 2022 und Januar 2023 habe sich demnach stabilisiert.

„Dieses Phänomen steht im Einklang mit dem allgemeinen Trend, dass konventionelle russische Truppen die Wagner-Gruppe um Bachmut langsam ersetzen, was darauf hindeutet, dass das russische Militärkommando möglicherweise von seiner Abhängigkeit von Wagner abrückt und daher Gefangene als Kanonenfutter verwendet“, folgert das ISW.

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