Gauland und Steinbach: AfD legt gegen Özoguz nach

„Entsorgen“ wollte AfD-Mann Gauland die SPD-Politikerin Aydan Özoguz. Von Reue ist in der Partei aber wenig zu sehen: Es werden weiter Witze über die Integrationsbeauftragte gemacht.
Zwei große Aufreger hat die AfD zuletzt, mitten im Wahlkampf, geliefert: Am Dienstagabend verließ Spitzenkandidatin Alice Weidel eine ZDF-Show - wegen „frechen“ Auftretens von Moderatorin Marietta Slomka. Zuvor hatte ihr Kollege Alexander Gauland für Empörung gesorgt. Ausgerechnet mit einer drastischen Aussage.
Bei einem Auftritt in Thüringen hoffte Gauland, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD) nach einer Einladung ins ostdeutsche Eichsfeld „in Anatolien entsorgen zu können“. Rassismus-Vorwürfe und sogar eine Anzeige wegen Volksverhetzung waren die Folge.
Trotz des Doppel-Eklats um umstrittene Wortwahlen lässt die AfD aber nicht von Özoguz ab: Am Mittwoch, beim Wahlkampf-Höhepunkt der Partei im baden-württembergischen Pforzheim, arbeiteten sich gleich zwei Redner an Witzen über die 50-Jährige ab. Zum einen die prominente AfD-Unterstützerin Erika Steinbach - zum anderen erneut Gauland persönlich.
„Nur einen längeren Urlaub empfohlen“
„Ich habe eigentlich nur Frau Özoguz einen längeren Urlaub in einem Land empfohlen, wo sie offenbar mehr von der Kultur versteht“, rief Gauland zur Belustigung der 1.200 Zuhörer, wie welt.de berichtet.
Auch die frühere CDU-Hardlinerin Steinbach zog die Episode ins Lächerliche: „Sich zu empören, wenn Alexander Gauland sagt, wir wollen sie entsorgen in eines der beliebtesten Urlaubsgebiete der Deutschen, nach Anatolien – das ist schon abenteuerlich“, sagte sie.

Gemäßigter hatte sich dem Bericht zufolge tags zuvor Parteichefin Frauke Petry bei einem Auftritt in Leipzig geäußert: Sie erklärte nüchtern, Özoguz habe „indirekt um ihre Entlassung“ gebeten. Auf persönliche Angriffe verzichtete sie.
Özoguz zeigt sich „schwer schockiert“
Özoguz hat sich unterdessen - ebenfalls am Mittwochabend - erstmals zur Aufregung um ihre Person geäußert. In der ARD-Talkshow „Maischberger“ berichtete sie, sie sei im ersten Moment „schwer schockiert“ gewesen.
"Diese Äußerung von Herrn Gauland hat mich getroffen, weil ich zunächst diese Verbindung nicht herausarbeiten konnte - warum in Anatolien, warum ich?", frage Özoguz. "Dieses Ausmaß wurde mir dann erst richtig bewusst im Laufe des Tages - ich habe mir gedacht, Mensch, was darf man alles in Deutschland sagen?"
Umstrittene Aussage relativiert
Anlass für Gaulands heftig umstrittene Aussage war ein Beitrag Özoguz‘ in der Zeitung Tagesspiegel. „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“, hatte sie mit Blick auf das Thema „Leitkultur“ erklärt - allerdings auch angefügt, historisch hätten „eher regionale Kulturen“ Deutschland geprägt.
Özoguz relativierte nun bei „Maischberger" ihre Aussagen. "Ich hätte an dieser Stelle nochmal sagen müssen: Was soll eigentlich die spezifisch deutsche 'Leitkultur', nicht nur deutsche 'Kultur' an sich"? Es wäre "völlig absurd zu sagen, es gäbe keine deutsche Kultur", sagte sie.
fn (mit dpa und AFP)