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Polizist erschießt Messerangreifer - dieser soll sich einst im Islamischen Staat gewähnt haben

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Von: Marcus Giebel

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Ein 37-Jähriger ist am Sonntagabend mit einem Messer auf Polizisten losgegangen und wurde erschossen. Nach der Durchsuchung von dessen Wohnung kommen Details ans Licht.

Update von 15.56 Uhr: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet wirbt angesichts der tödlichen Schüsse auf den Messerangreifer in Gelsenkirchen um Verständnis für die Einsatzkräfte. „Da kommt plötzlich jemand, geht mit der Axt auf einen zu oder einem Messer, und dann muss der junge Beamte entscheiden, was tut er jetzt“, sagte Laschet bei der Jahrestagung des Beamtenbunds „dbb“ in Köln. Den Menschen müsse erklärt werden, welche schwerwiegende Verantwortung Polizisten in einer solchen Lage hätten. Angesichts zunehmender Übergriffe auf Einsatzkräfte sei ein Stoppschild nötig, ein Signal, dass sich die Gesellschaft dies nicht bieten lasse.

Update von 15.25 Uhr: Auch NRW-Innenminister Herbert Reul äußert sich zu den Ermittlungen nach dem Zwischenfall in Gelsenkirchen. Der CDU-Politiker spricht von der „Tat eines psychisch auffälligen Einzeltäters“.

Reul zufolge hatte der Staatsschutz den 37-jährigen türkischen Staatsangehörigen zweimal als sogenannten "Prüffall Islamismus" unter die Lupe genommen, wobei die Nachforschungen jedoch "ohne Befund" geblieben seien. So habe der Mann im Januar 2018 in einem Waldstück Rodungsarbeiten vorgenommen und angegeben, er wolle eine "Gebetsstätte für Allah" bauen.

Damals sagte der Mann demnach, er lebe im "Islamischen Staat", und Nazideutschland habe sein Gehirn kaputt gemacht. Der Gelsenkirchener habe seinerzeit einen Schein mit sich geführt, wonach von ihm aus psychiatrischer Sicht keine Gefahr ausgehe.

Gab Erkenntnisse über den getöteten Messerangreifer preis: NRW-Innenminister Herbert Reul trat vor die Presse.
Gab Erkenntnisse über den getöteten Messerangreifer preis: NRW-Innenminister Herbert Reul trat vor die Presse. © dpa / Roberto Pfeil

Messerangriff in Gelsenkirchen: Polizist gab vier Schüsse auf 37-Jährigen ab

Update von 14.10 Uhr: Die Gelsenkirchener Polizei gibt erste Erkenntnisse der Ermittler zum Tathergang und Hintergrund des 37-jährigen Mannes bekannt. So habe Letzterer mit einem Knüppel auf einen geparkten Streifenwagen geschlagen und anschließend die beiden 23 und 41 Jahre alten Polizisten bedroht. Die genauen Abläufe müssten noch ermittelt werden - etwa auch, ob der Angreifer tatsächlich „Allahu Akbar“ gerufen habe.

Der jüngere der beiden Beamten habe insgesamt vier Schüsse abgegeben, die unmittelbar zum Tod des 37-Jährigen geführt hätten. Dieser sei der Polizei „wegen mehrerer Gewalttaten, unter anderem wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, bereits bekannt“. Zudem lägen „Hinweise auf eine psychische Erkrankung“ vor. Das Motiv sei noch zu ermitteln.

Die nächtliche Durchsuchung der Wohnung des Gelsenkircheners habe „- vorbehaltlich der noch ausstehenden Auswertung von Datenträgern - bisher die anfängliche Vermutung einer terroristischen Motivation nicht erhärtet“. Aus Gründen der Neutralität führe das Polizeipräsidium Krefeld „die notwendigen Ermittlungen zur Rechtmäßigkeit des Schusswaffengebrauchs“.

Messerangriff in Gelsenkirchen: 37-Jähriger attackiert Polizisten

Erstmeldung vom 6. Januar, 10.08 Uhr:

Gelsenkirchen - Hat ein 23-jähriger Polizeikommissaranwärter einen Terroranschlag verhindert? Der junge Mann erschoss am Sonntagabend einen türkischtstämmigen 37-Jährigen in Gelsenkirchen, nachdem dieser mit einem Stock und einem Messer bewaffnet auf Beamte losgegangen war. Nach Bild-Informationen ordnet die Polizei die Tat deswegen Gewaltdelikten mehrfach vorbestraften Angreifers als Terroranschlag ein.

Um 19.40 Uhr soll der Mann die neben ihrem Fahrzeug stehende Besatzung eines Streifenwagens attackiert haben. Zunächst hätte er mit einem Gegenstand auf das Polizeiauto eingeschlagen und sei "mit einem erhobenen Gegenstand" auf die Polizisten losgegangen. Diese hätten dann zudem bemerkt, dass der Angreifer hinter seinem Rücken ein Messer gehalten habe, sagte ein Polizeisprecher.

Messerangriff in Gelsenkirchen: Polizeikommissaranwärter erschießt 37-Jährigen

Trotz mehrfacher Aufforderungen durch die Polizisten habe der Mann den Angriff fortgesetzt. Schließlich habe der Polizeikommissaranwärter den in Gelsenkirchen wohnenden Türken erschossen. Wie die Bild berichtet, war mindestens ein Schuss tödlich. Reanimationsversuche durch einen Notarzt seien nicht erfolgreich gewesen. 

Laut Bild schilderten Zeugen der Tat, der Angreifer habe den von islamistischen Terroristen oft gebrauchten Ausruf „Allahu Akbar“ - also „Gott ist groß“ - von sich gegeben. Dies bezeichnete der Polizeisprecher jedoch laut der Nachrichtenagentur afp als "Gerüchte", die bislang nicht bestätigt seien.

Demgegenüber berichtet die Bild weiter, die Polizei könne wegen der Rufe einen Bezug zum islamistischen Terrorismus nicht ausschließen. Unklar sei dem Boulevardblatt zufolge, ob der 37-Jährige bereits als Islamist oder Extremist bekannt war oder an einer psychischen Erkrankung litt.

Tatort: Der Zwischenfall ereignete sich vor einer Polizeistation.
Tatort: Der Zwischenfall ereignete sich vor einer Polizeistation. © dpa / Rene werner

Messerangriff in Gelsenkirchen:  „Megabehörde“ übernimmt Ermittlungen

Schon in der Nacht zu Montag liefen die Ermittlungen demnach auf Hochtouren - auch, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass es Komplizen gebe. Die Einsatzleitung liege bei der Polizei Münster, die als sogenannte „Megabehörde“ bei möglichen Anschlagsszenarien auch Gelsenkirchen abdecke.

Für Zeugen, die das Tatgeschehen und insbesondere das Verhalten des 37-Jährigen vor der Tat beobachtet haben könnten, richtete die Polizei eine Hotline ein. Die Hinweisaufnahmestelle ist demnach unter der kostenlosen Rufnummer 0800/3040303 zu erreichen.

Ein IS-Trio soll Sprengstoffanschläge auf Weihnachtsmärkte in Deutschland und umliegenden Ländern geplant haben. Brisante Notizen zum Fall des Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri bringen das BKA in Bedrängnis.

Im Fall der Schießerei mit sechs Toten in Jersey City gehen die Behörden von Terrorismus aus. Nach dem Terrorangriff auf der London Bridge meldet sich ein als Held gefeierter Passant und korrigiert die kolportierte Geschichte. In Osnabrück hat die Polizei einen 67 Jahre alten Mann erschossen. Er sollte eigentlich in die Psychiatrie eingewiesen werden, soll die Beamten dann aber mit einem Messer angegriffen haben.

afp, mg

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